Das Bauen ist ein' große Lust,
Daß's so viel kost', hab' ich nit g'wußt:
Behüt' uns Herr in alle Zeit
vor Maurer, Schmied und Zimmerleut.
Dieser Spruch stand vielleicht vor hundert Jahren auch an dem einen oder anderen Haus in Senftenberg, denn nicht wenige Hausbesitzer hatten sich mit dem Hausbau mitunter in Schulden gestürzt, die ihnen noch lange anhängen sollten.
Für ein
BÜRGERHAUS war der Reim im Grunde schon etwas zu "bauernmäßig", da man aber bei den meisten Einwohnern sowieso nicht recht wusste, wo rund um den Markt der
BÜRGER aufhörte und unmittelbar an der Stadtgrenze der
BAUER anfing, passte der Spruch eigentlich für alle ganz gut.
In
SENFTENBERG setzte die erhöhte
BAUTÄTIGKEIT bereits in den Vorkriegsjahren 1910 bis 1914 ein, zum Teil schossen ganze Straßenzüge, vornehmlich im Norden der Stadt, wie Pilze aus dem Boden. Es wurden aber auch an anderen Stellen augenfällige Neubauten ausgeführt, so in der
ALBERTSTRASSE, deren Häuser kurz vor dem dem 1. Weltkrieg entstanden sind, in der früheren
SAUOER STRASSE, später
LINDENSTRASSE, mit Neben~ und Parallelstraßen nach der und zur
CALAUER STRASSE oder westlich der Stadt, an der
BRIESKER STRASSE, die sog. "Schulzeschen Häuser" - da wo heute der Penny-Markt steht.
Es entstanden weitere Bauten am Rande des Weichbildes bis an die Auskohlungsgrenze heran, sowie eine größere Anzahl im Stadtinnern, wie am
MARKT zu sehen. Vor allem aber schritt die Bebauung der
BAHNHOFSTRASSE, der
DRESDNER STRASSE, der
LAUGKSTRASSE und der
ANNASTRASSE zusehends voran.
Nach dem Krieg verschob sich die Hauptbautätigkeit in nordwestliche Richtung, und zwar nach dem Gelände zwischen der Großenhainer und der Zschipkau-Finsterwalder Eisenbahnstrecke. Durch Bereitstellung von billigem Bauland und indem die Stadt selbst viele Bauten ausführen ließ, wollte man eigentlich einen Anschluss an den weit ab liegenden Stadtteil
SENFTENBERG 2 erhalten, was allerdings nie so recht gelang.
Die Straße vom "Kreuzchen" bis zum "Wasserhäuschen" in der Nähe der Brikettfabrik >Elisabethglück< blieb siedlungsfreie Zone.
Dafür machten aber Reichsbahnverwaltung, eigentlich deren >Baugenossenschaft für Eisenbahnbedienstete<, zuzüglich einiger privater Bauherren von sich reden, als sie den schmucken Senftenberger Stadtteil - die sog. "Eisenbahnersiedlung" - an der
GROSSENHAINER STRASSE schufen.
Der >Senftenberger Anzeiger< würdigte die
BAUTÄTIGKEIT 1928/29 mit einer Übersicht der im zurückliegenden Jahr vollendeten und begonnenen industriellen, geschäftlichen, privaten und behördlichen größeren Bauten.
Für den Heimatforscher haben natürlich vor allem die u. U. bis heute erhalten gebliebenen
WOHN~ & GESCHÄFTSHÄUSER den Vorrang:
Abschließend noch etwas für die Statistiker:
Im Jahre 1926 wurden 80, ein Jahr darauf 108 und 1928 insgesamt 130
BAUGENEHMIGUNGEN erteilt und man konstatierte:
"Die Bautätigkeit hat nicht nur an Zahl, sondern wesentlich auch an Umfang zugenommen. Ein Zustand, der hoffentlich noch lange Jahre hindurch anhalten möge..."