Neues 148 - 2014-10-03

[Matthias]

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[Harald]

Und da heute der damals über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Name eines Mitherausgebers des >Senftenberger Anzeiger< sowie der >Elsterchronik< erwähnt wird, komme ich nicht umhin, ihn gesondert zu würdigen.
Im letzten Jahr des 1. Weltkrieges trat er am gleichen Ort, dem GESELLSCHAFTSHAUS, mit seiner Militärkapelle vor das Konzertpublikum.
Und für den "SOHN UNSERER STADT" wurde natürlich kräftig die Werbetrommel gerührt. Was ihn dabei allerdings als sehr bescheidenen Menschen auswies, war die fehlende namentliche Erwähnung in den Lokalblättern.
Sein Name erschien im Vorfeld lediglich in einer ANNONCE:

Der Grund dafür, warum ich alle VIER, dieses Konzert betreffenden, Zeitungsmeldungen zitiere, ist folgender:
Alle Meldungen berichten zwar über das gleiche Ereignis - jede für sich überrascht dennoch mit irgendwelchen Neuigkeiten - und sei es auch nur mal eine schlichte "Terminänderung".
Nur eins haben alle ausgespart:
den Namen EDMUND GRUBANN.
Ich bin ganz sicher: er wollte es so...


14. Januar 1918:

"Nach längerer Pause findet hier wieder einmal ein
MILITÄR - KONZERT statt, und zwar am Dienstag, 21. d. M., abends 1/2 8 Uhr im GESELLSCHAFTSHAUS, ausgeführt von der aus dem Felde beurlaubten Regimentskapelle des Res.Inf.Reg. Nr. 203.
Der Reinertrag des Konzerts findet zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener Regimentsangehöriger Verwendung.
Das REGIMENT, welches seinerzeit zum größten Teile aus Brandenburgern gebildet wurde, hat sich auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen wacker hervorgetan, während die KAPELLE neben ernster Arbeit stets bemüht war, ihren Kameraden den schweren Dienst nach Kräften durch heitere und ernste Klänge zu erleichtern. So wie ihr das dort stets gelingt, wird sie auch hier auf einige Stunden von den vielen Alltagssorgen ablenken und fröhliche Stimmung erzeugen.
Der SPIELPLAN weist nicht nur klangreiche Kompositionen berühmter Meister auf, sondern wird auch Liebhaber leichterer und fröhlicher Musik vollständig befriedigen. Die Fülle des Gebotenen wird also gewiß nicht verfehlen, ein zahlreiches Zuhörerpublikum für den Besuch des Konzerts zu gewinnen und dadurch der Kapelle ermöglichen, dem Regiment einen ansehnlichen Reinertrag zu Unterstützungszwecken überbringen zu können..."

16. Januar 1918:

"Senftenberg ist eine sehr militärfreundliche Stadt und sieht man auch deshalb dem am nächsten Montag (nicht Dienstag) im GESELLSCHAFTSHAUS stattfindenden MILITÄR - KONZERT der aus dem Felde beurlaubten KAPELLE mit Interesse entgegen.
Die Kapelle kam direkt vom Schützengraben und beginnt nach 12-tägigem Urlaub der einzelnen Mitglieder jetzt eine einwöchentliche KONZERTREISE, welche sich auf Berlin (Konzerthaus), Spremberg, Forst, SENFTENBERG, Almahütte und Annahütte erstreckt, sie muß zum 27. d. M. dem Geburtstage des Kaisers, wieder beim Regiment eingetroffen sein.
Der LEITER der KAPELLE gedenkt hier am Montag nachmittags seiner Vaterstadt SENFTENBERG einen militärisch-musikalischen Gruß darzubringen: und zwar in Gestalt einer kleinen PLATZMUSIK vor dem RATHAUSE. Abends folgt dann das Konzert im GESELLSCHAFTSHAUSE, das unter Hinweis auf den wohltätigen Zweck zahlreichen Besuch empfohlen wird."

19. Januar 1918:

"Wie bekannt ist, findet im Saal des GESELLSCHAFTSHAUSES am nächsten Montag ein MILITÄR - KONZERT statt, welches von der aus dem Felde beurlaubten KAPELLE des Res.Inf.Reg. 203 zum Besten der Hinterbliebenen-Fürsorge des Regiments veranstaltet wird.
Die besondere Begünstigung der Genehmigung einer KONZERTREISE seitens der höheren Kommandostellen kann nur durch besondere Leistungen der Kapelle herbeigeführt worden sein und ist demnach zu erwarten, daß das gediegene Programm beste Aufführung findet.
Deshalb dürfen wir wohl nochmals zu regem Besuch anraten und würde der LEITER der KAPELLE, ein Kind unserer Stadt, erfreut sein, wenn er seinem Regiment bei der Rückkehr in's Feld einen namhaften Betrag für die Unterstützungskasse abliefern könnte."

22. Januar 1918:

"Das gestern abends im Saale des GESELLSCHAFTSHAUSES stattgehabte MILITÄR - KONZERT der Feldkapelle 203 hatte ganz besonderes Interesse erregt, indem annähernd 1100 Einlaßbillets verkauft worden waren. Es dürfte demnach, da auch die Konzerte in Berlin, Spremberg und Forst sehr regen Besuch zu verzeichnen hatten, auf einen erfreulichen Erfolg der Konzertreise zu rechnen sein und der Unterstützungskasse des Regiments ein namhafter Betrag zufließen.
Der Besuch übertraf alle Erwartungen und für Viele war kaum Möglichkeit, noch einen Sitzplatz zu erlangen. Daß in so drangsalvoller Enge die Konzertstimmung leidet, liegt nahe, um so mehr ist es erfreulich, daß es der Kapelle und ihrem Dirigenten gelang, die Aufmerksamkeit während der Vorträge lebendig zu erhalten, und dieselben waren in der Tat mustergültig.
Der SPIELPLAN begegnete allen Geschmacksrichtungen.
Klassische Tonschöpfungen wechselten mit lustigen Operettenmelodien und herrliche Marschweisen schmetterten dazwischen und wurden von der Kapelle, welche nur zum kleinen Teil aus Berufsmusikern besteht, aber sich sehr gut ausgespielt hat, besonders freudig geboten.
Lebhaften Beifall fanden auch die Regimentsmärsche des Musikleiters, am 'Chemin des dances' und der 'Belgrader Sturmmarsch', aber auch Musikstücke von Mozart, Wagner, Verdi, Thomas, Bergson, Liszt und Richard Strauß usw. wurden lebhaft applaudiert. Ein Klarinettensolo des Herrn Schrader, früheres Mitglied des Philharmonischen Orchesters, war eine besonders prächtige Leistung, wie auch der äußerst lebhafte Beifall die Kapelle zu mehrfachen Einlagen veranlaßte, sodaß der Abend mit dem 'Heimatsmarsch' und der 'Wacht am Rhein' stimmungsvoll abschloß. -
Auch die PLATZMUSIK auf dem Marktplatz in der 5. Nachmittagsstunde hatte eine reiche Zuhörerschaft herbeigelockt und dürften wir wohl der Meinung Aller Ausdruck geben, wenn wir für diese militärische Begrüßung der Heimatstadt dem MUSIKLEITER herzlichen Dank darbringen. Möge es der FELDKAPELLE 203 hier recht gut gefallen haben und sie unsere Stadt in bestem Andenken behalten."

Was den SPIELPLAN der MILITÄRKONZERTE betrifft:
Wir waren kürzlich rein zufällig bei einem solchen zu Gast, und hörten neben traditionellen Märschen auch südamerikanische Rhythmen, Musical-Melodien, Popsongs - und zum Schluss sogar noch "SMOKE ON THE WATER", den weltberühmten Rock-Klassiker von DEEP PURPLE...
Das nennt man wohl "Wandel der Zeiten" ...