Als am 23. September 1933 der erste Spatenstich zum Bau der
REICHSAUTOBAHN,
dessen 7000 km langes Grundnetz in drei großen West-Ost~ und zwei Nord-Süd-Verbindungen geplant war, erfolgte, war sicherlich auch die Firma
KAISER unter den Bewerbern für das „Baulos“ eines Unterabschnittes der 80 Baustellen. Schlagartig wurden 250.000 Erwerbslose ihrer Stempelbücher ledig und konnten eine langersehnte Arbeit, vorrangig im Straßenbau und darüber hinaus in Steinbrüchen, Eisenwerken und diversen Zulieferbetrieben, aufnehmen.
Bereits am 1. Mai 1935 befanden sich 1500 km in allen Teilen des Deutschen Reiches im Bau. Dafür mussten 60 Mill. Kubikmeter Erdmassen bewegt werden, die einen Lorenzug von 120.000 km Länge gefüllt und die Erdkugel dreimal umspannt hätten. Außerdem wurden 800.000 m³ Beton, 90.000 m³ Eisenbeton sowie 72.000 Tonnen Eisen und Stahl verwendet.
Natürlich glaubten alle „Volksgenossen“ an die hehren Absichten ihres „Führers“, der „seine“ Autobahn nicht als Rennstrecke verstand, deren höchstes Ziel Rekordangaben des Tachometers bedeuteten. Er propagierte sie als „Schnellbahnen des Verkehrs“, die dem Fahrer Freude an der Landschaft und damit eine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat vermitteln sollte.
„Nur deshalb ziehen die Fahrbahnen nicht schnurgerade durchs Land, sondern schwingen im Rhythmus des Geländes zum Ziele und verhindern somit überdies die durch Geradlinigkeit eintretende Ermüdung des Fahrers“. Das war eine plausible Begründung.
Doch daran, dass die kreuzungsfreien, lauthals verkündeten >STRASSEN ADOLF HITLERS< wenige Jahre später als Aufmarschstrecken für einen furchtbaren Krieg dienen sollten,
dachte zu dieser Zeit noch niemand…
Der >Senftenberger Anzeiger< widmete sich 1938 in mehreren Beiträgen dem Bau des Teilstücks
BERLIN – DRESDEN:
Monat Mai:
„Die ganze Baustrecke ist eine einzige Baustelle, und überall sind fleißige Hände tätig…Nicht nur oberhalb Schipkaus, wo nordwärts die Linienführung der Reichsautobahn weit zu übersehen ist, sondern auch südwärts bis zur Elster ist in den letzten Wochen tüchtig geschafft worden. An der Kreuzungsstelle der Reichsautobahn mit der Reichsstraße 196, die mitten in der Gemeinde Schwarzheide liegt, ist die Baustelle schon von weit her als solche zu erkennen.
An den Seiten der Straße streben die Baugerüste für die Verschalung zur Betonierung der Fundamente und Brückenwände hochauf.
In das Pflaster der Straße ist das Gleis der Baubahn verlegt worden. Der Löffelbagger hat seine Wühlarbeit im Erdboden südwärts fortgesetzt und ist jetzt unmittelbar vor der Elster zu beobachten – ein hier zwischen den Feldern recht ungewohntes Bild. Wenige hundert Meter hinter der Straßenbrücke sind ebenfalls Baugruben auszuheben für die große über die Schwarze Elster führende Brücke, einem besonders umfangreichen Projekt, da hier die Zubringerstraßen aus Richtung Senftenberg und Mückenberg einmünden…“Zu besagter
BRÜCKE erfahren wir in einem nachfolgenden Bericht folgendes:
Monat November:
„Bei dem Elsterdamm bei Ruhland stehenden Vermessungspfahl 43,8 der Reichs-Autobahn begannen vor Monaten die Vorbereitungen zum Bau einer Brücke. Es war nicht leicht, den Grund in diesem früheren Sumpfgelände für die Aufnahme der Pfeiler der Brücke herzurichten.
8 bis 10 Meter lange Grundpfähle mußten eingerammt werden und als dann diese Arbeiten beendet waren, rollten die Teile der Brücke auf dem Elsterdamm heran.
Schwere Lastkraftwagen brachten diese aus der Werkstatt in Lauchhammer. Unser ältestes heimisches Industriewerk, die Mitteldeutschen Stahlwerke in Lauchhammer, waren mit dem Bau der Stahlbrücke beauftragt…Es mußten nicht weniger als bald 700.000 kg Stahl und Eisen – so schwer ist die Brücke – von Lauchhammer nach der Baustelle gefahren werden. Dieses große Gewicht ergibt sich aus der Größe der Brücke, die 120 Meter lang und 21 Meter breit geworden ist…Der Fertigstellung dieser Brücke folgt nun die Aufbringung der Fahrbahn und nicht lange mehr wird es dauern, dann werden die Kraftwagen über sie hinwegrollen, denn nach den Plänen soll die Teilstrecke von Ruhland nach Dresden noch in diesem Jahr dem Verkehr übergeben werden…Dann ist das Senftenberger Industriegebiet und das ebenso industrielle Mückenberger Ländchen angeschlossen, zieht sich das weiße Band des modernsten Verkehrsnetzes auch durch unsere Heimat, und nähergerückt sind uns das schöne Dresden und die Hauptstadt des Reiches.“Die
EINWEIHUNG im Monat Dezember verlief dann wenig spektakulär:
„Auf der am Sonntagmittag ohne besondere Feierlichkeit dem Verkehr übergebenen Reichsautobahnteilstrecke Dresden – Ruhland – Schwarzheide herrschte schon in den ersten Stunden ein außerordentlich reger Verkehr. Wagen auf Wagen und ungezählte Motorräder befuhren die schöne Strecke, von den auf den geschmückten Brücken versammelten Menschen freudig begrüßt…“Bald darauf wurden aus diesen zivilen Fahrzeugen waffenstarrende Militärtransporter, die hernach für die dunkelsten Seiten in unseren Geschichtsbüchern sorgten…:-/