Neues 151 - 2014-10-23

[Matthias]

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[Harald]

Der Begriff KRIEGSVETERAN
bezeichnet einen alt gedienten, (Einsatz-)erfahrenen SOLDATEN, der zumeist auch Teilnehmer an kriegerischen Auseinandersetzungen war. Während man den mehr oder weniger ruhmreichen Taten der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg ev. noch bei Krankenhausaufenthalten im Mehrbettzimmer mit hoch betagter Belegung, gewollt oder ungewollt, "lauschen darf", steht für Augenzeugenberichte aus dem 1. Weltkrieg niemand mehr zur Verfügung. Der letzte überlebende deutsche Teilnehmer starb im Januar 2008 im Alter von 107 Jahren.
Die vielen traditionellen KRIEGERVEREINE bzw. VETERANENVEREINE in Deutschland, welche sich seit jeher um Kameradschaft und um Probleme, die durch die jeweilige Kriegsteilnahme entstanden, kümmerten, gehen jedoch schon auf die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 zurück.

Der Tag der Schlacht bei SEDAN (1. September 1870), an dem die Franzosen eine vernichtende Niederlage erlitten, wurde später als sog.
SEDANTAG
gefeiert und mythisiert. Der Sieg bei SEDAN wurde zum Symbol der Überlegenheit über den Erbfeind hochstilisiert.
Auch der SENFTENBERGER VETERANEN~ & KRIEGERVEREIN ließ es sich daher nicht nehmen, die 40-jährige Wiederkehr dieses bedeutsamen Tages und damit sich selbst gebührend zu feiern. Propagiert wurden alle diesbezüglichen Aktivitäten im >Senftenberger Anzeiger<, wie hier am 26. August 1910, als man speziell auf den "Bildungswert" solcher Veranstaltungen für die nachfolgende Generation aufmerksam machte:

"Wie uns von den verschiedensten Seiten versichert wird, findet die vom Veteranen~ und Kriegerverein angeregte lebhaftere Feier des diesjährigen SEDANFESTES allseitige Sympathie, und wird man anscheinend auch in der Bürgerschaft gern bereit sein, der Veranstaltung allgemeine Förderung zuzuwenden.
Auch in den 1. Knabenklassen der hiesigen Schulen herrscht freudige Aufregung über die gestattete Beteiligung am FELDGOTTESDIENST, der für sie etwas noch nicht Erlebtes bedeutet."

"Lange wandeln sie nicht mehr auf Erden,
die einst für König und Vaterland
kämpften und siegten, uns Freiheit bescherten,
Deutsche Gewehre in starker Hand!
Hut ab, Ihr Jungen, vor solchem Mann,
der Euch vom Kriege erzählen kann !"

Vielleicht hätte man den "abkommandierten" Schülern den nachfolgenden "Augenzeugenbericht" eines Kriegsveteranen, am gleichen Tage veröffentlicht, als Pflichtlektüre auferlegen sollen, damit der ihnen verordnete "verklärte Blick" frei geworden wäre für eine "reale Sichtweise" darauf, was KRIEG eigentlich wirklich bedeutet:

"Über die siegreiche aber schwere Schlacht gibt ein ehemaliger Zwölfer uns zur Kenntnis, daß namentlich das 12. Regiment furchtbar unter feindlichem Granatenfeuer gelitten hat. Vor, neben und hinter ihm hielt der Tod reiche Ernte. Das Füsilier-Bataillon der Zwölfer ging unter dem Hagel feindlicher Granaten und Gewehrkugeln vor und brachte den Sieg auf die deutsche Seite. Schrecklich, so sagt unser 12er, sah das Schlachtfeld aus, als ich wieder auf Vorposten kam. Wohin mein totgewohntes Auge sah, überall unsere Brandenburger, mancher noch das Gewehr im Arm, schußbereit, aber tot, andere starren Blick nach oben gerichtet, blutig und zerfetzt, klaffende Säbelhiebe über Kopf und Gesicht, mitunter mehrere Rothosen über einen Preußen liegend, ein anderer den Arm erhoben mit dem Zeigefinger gen Himmel zeigend, so bot der Tagesanbruch ein schauervolles, mir unvergeßliches Bild.
Ich bin jetzt dortgewesen und habe mir die Orte unserer damaligen schrecklichen Arbeit angesehen und noch heute ist es mir wunderbar, daß ich mit heiler Haut aus diesem Ringen davonkam..."

"Ehrfurchtsvoll senken sich Euch die Fahnen,
Lieder erklingen für's Vaterland
und Euch zu ehren, Ihr Veteranen,
euch wackeren Alten im Ordensband !
Schmückt Eure Brust heute Mann für Mann,
daß man Euch freudig begrüßen kann !"

Na ja, mit der "geschmückten Brust" gab es dann doch noch ein kleines Problem,
wie am 7. September 1910 im Lokalblatt zu lesen war:

"Zu dem Festbericht über die hiesige SEDANFEIER ist zunächst nachzutragen, daß die ca. 60 teilnehmenden VETERANEN auch noch mit einer ERINNERUNGSSCHLEIFE dekoriert wurden und hatten es drei junge Damen, Töchter aus Familien einiger Vorstandsmitglieder des hiesigen KRIEGERVEREINS, freundlichst übernommen, diese Ehrung zu vollziehen.
Das zu der SCHLEIFE gehörende vergoldete EICHENLAUB-BUKETT war leider nicht rechtzeitig eingetroffen, konnte aber nachmittags von dem am Festzuge nach dem Schützenhaus teilnehmenden Veteranen bereits getragen werden. Denjenigen VETERANEN aus der Umgegend, welche an der Feier teilnahmen und welche nur die Schleife erhielten, wird es nachgeliefert..."

Nach SEDAN haben sich zwei weitere Namen von SCHLACHTFELDERN für immer in unser Gedächtnis eingebrannt: VERDUN im 1. und STALINGRAD im 2. Weltkrieg. Tun wir alles, damit kein weiterer Name hinzukommt...!