Neues 152 - 2014-10-26

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Matthias
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Neues 152 - 2014-10-26

Beitragvon Matthias » So 26. Okt 2014, 09:07

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Harald
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Re: Neues 152 - 2014-10-26

Beitragvon Harald » So 26. Okt 2014, 11:04

Telephon v. Reis_resize.jpg
Vergleicht man den vorsintflutlichen Aufbau des
TELEPHONE,
des ersten funktionierenden "Gerätes zur Übertragung von Tönen über elektrische Leitungen", entwickelt vom deutschen Physiker und Erfinder
PHILIPP REIS, mit dem modernen iPhone von heute, so kommt man ganz sicher aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber so ist das eben:
ALLES HAT IRGENDWANN EINMAL KLEIN ANGEFANGEN !
Nicht verwunderlich also, dass sich schon kluge Köpfe vor Philipp Reis Gedanken gemacht hatten, wie man über größere Entfernung miteinander kommunizieren könnte.
Beim kindlichen Schmökern von Abenteuerliteratur stieß ich früher auch schon mal auf Trommelsignale der afrikanischen Buschmänner und Rauchzeichen der Indianer.
Von der folgenden "Erfindung" jedoch hatte ich vor meiner aktuellen Recherche noch nie etwas gehört:

Zu seiner Zeit (1784 - 1857) war der Pfarrer und Arzt
Dr. ELARD ROMERSHAUSEN
"ganz nebenbei" auch noch ein berühmter Forscher, Konstrukteur, Ingenieur - praktisch ein Universalgelehrter.
Eine seiner vielen Ideen war es, Rohre durch die Eisenbahnlinien zu ziehen und durch sie die Schallwellen zu schicken, mit deren Hilfe man Worte über mehrere Kilometer transportieren könne. Er soll wohl auch den Begriff "Telefon" geprägt haben, und nicht Philipp Reis, dem man das in Deutschland gern zuspricht.
In einer Ausgabe der Zeitschrift >Polytechnisches Journal< von 1846 legte er seine Überlegungen dar:

Dr. Elard Romershausen_resize.jpg

"Es ist auffallend, daß man bei den vielfachen telegraphischen Bestrebungen so ganz unbeachtet gelassen hat, daß man in Paris eine neu angelegte eiserne WASSERLEITUNG zur Fortpflanzung des Schalles benutzte. Man bezeugte, daß das leiseste Flüstern an dem einen Ende dieser Röhrenleitung völlig ungeschwächt und so klar verständlich an dem andern Ende anlangte, daß man ganz schweigen mußte, wenn man nicht gehört werden wollte. Dabei war der Durchmesser dieser Wasserleitungsröhren unstreitig noch zu groß und nicht der vorteilhafteste.
Auf experimentellem Wege habe ich mich überzeugt, daß der Hohlraum einer halbzölligen RÖHRE, wie sie bei der Posaune im Gebrauch ist, noch weit günstigere Resultate geben wird.
Wir können mit Sicherheit annehmen, daß in dem abgeschlossenen Hohlraume einer engeren Röhre eine noch weit größere Geschwindigkeit erhalten wird - und eine Verständigung durch Hin~ und Hersprechen zwischen weit entfernten Orten vollkommen ausführbar ist.
Zu einer solchen RÖHRENLEITUNG eignen sich hinsichtlich der Dauer und Billigkeit ganz vorzüglich gezogene Bleiröhren. Werden demnach in den hinsichtlich der geeignetsten Entfernung durch Versuche zu ermittlenden SPRECHSTATIONEN, seitwärts von der Bahn an geräuschlosen Orten kleine Gebäude errichtet und dieselben durch eine solche einfache, unter der Erde fortlaufende Röhrenstrecke in akustische Verbindung gesetzt, so wird man sich vermittelst dieses Apparates auf weite Fernen hin sprechend verständigen und gegenseitige MITTHEILUNGEN machen können."

Mit dem Telefon in den Eisenbahnschienen wurde es dann aber doch nichts, weil es schlicht zu laut wurde, wenn die Lokomotiven darüber hinweg brausten, worauf Romershausen allerdings schon in weiser Voraussicht hingewiesen hatte:

"Zu diesen MITTHEILUNGEN wird man am besten die geräuschlosen Intervallen oder die Nachtstunden benutzen, wo die Bahn nicht befahren wird, da sich nicht bestimmen läßt, ob und in wie weit äußere Erschütterung und Geräusch störend auf die im innern abgeschlossenen Raume der Röhre fortlaufenden Schallwellen einwirken..."

Aus heutiger Sicht betrachtet, hatte Romershausen's TELEFON zwar den Vorteil, auf einer Technologie zu fußen, die seit Jahrtausenden bekannt und faktisch wartungsfrei war. Sie war allerdings auch nicht sehr tragbar: Er hatte entdeckt, dass man Sprachnachrichten kilometerweit verbreiten kann, wenn man in ein Rohr hinein schreit - selbst, wenn dieses nicht völlig gerade verlegt ist. Er wollte zu diesem Zwecke ein Schallverbreitungsmedium nutzen, das quasi überall herumlag: Wasserrohre. Man brauchte keine Elektrik, sondern nutzte lediglich die physikalischen Eigenschaften des Schalls.
Alles gut & schön !
So wahr und praktisch das auch sein mochte, konnte sich diese Technik letztendlich,
dem Optimismus des Entdeckers zum Trotz, nicht durchsetzen
- sieht man von Haus-Kommunikationsanlagen auf Rohrbasis,
der sog. ROHRPOST, einmal ab. ;-)

Hoppla ! - da stellt sich mir eine interessante Frage:
Sind diese "verwaltungsinternen Rohrleitungen" eigentlich noch in Gebrauch ?

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Harald
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Re: Neues 152 - 2014-10-26

Beitragvon Harald » Mo 27. Okt 2014, 15:18

Fräulein vom Amt_resize.jpg
Dass mit der Einrichtung des Fernsprechdienstes in Senftenberg natürlich auch lukrative Arbeitsangebote einhergingen, beweist ein Artikel aus dem >Senftenberger Anzeiger< vom 20. Juni 1900.
Äußerst interessant hierbei sind die sehr "hochgeschraubten" Einstellungsanforderungen:

"Bei dem hiesigen KAISERLICHEN POSTAMT wird voraussichtlich demnächst eine Stelle für eine FERNSPRECHGEHILFIN eingerichtet werden.
Junge Damen aus dem Orte selbst oder aus einem Nachbarorte erhalten, da die Bewerberin festen Familienanhalt durch Verwandte haben muß, den Vorzug.
Zum Dienst werden ernsterzogene Mädchen oder kinderlose Wittwen aus achtbarer Familie im Alter von 18 - 30 Jahren zugelassen.
Dieselben müssen gesund, den Jahren angemessen kräftig, gebildet, persönlich für den TELEGRAPHENDIENST geeignet, von entstellenden Gebrechen frei sein und insbesondere ein ungeschwächtes Seh~ und Hörvermögen, sowie gute Athmungsorgane besitzen;
an Blutarmuth leidende Personen sind ausgeschlossen.
Die Annahme als FERNSPRECHGEHILFIN ist zunächst eine widerrufliche.
Vom 2. Dienstjahre ab erfolgt die Beschäftigung auf 4wöchige Kündigung.
Die Gehilfinnen haben Beamteneigenschaft und erlangen dadurch die Aussicht,
beim Ausscheiden aus dem Dienst in Folge dauernder Dienstunfähigkeit ein Ruhegehalt
auf Grund des § 37 des Reichsbeamtengesetzes zu erhalten.
Die Verheirathung hat den Verlust der Stellung zur Folge.
Während der Ausbildungszeit erhalten die Gehilfinnen keine Vergütung.
Für die ersten beiden Dienstjahre wird ihnen ein Tagegeld von 2,25 Mk.,
vom Beginn des 3. Jahres ab ein solches von 2,50 Mk.
und vom 5. Jahre ab ein solches von 3 Mk. gewährt.
Bei der etatsmäßigen Anstellung treten die Gehilfinnen in den Genuß eines Gehaltes von 1100 Mk.
Als Vorbedingung für den Eintritt als Gehilfin ist eine gute Schulbildung erforderlich..."

Nun gut, dafür winkte aber dem >FRÄULEIN VOM AMT< auch der Beamtenstatus mit einer nicht unerheblichen & vor allem sicheren Pension...;-)


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