Neues 156 - 2014-11-23

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Matthias
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Neues 156 - 2014-11-23

Beitragvon Matthias » So 23. Nov 2014, 09:10

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Harald
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Re: Neues 156 - 2014-11-23

Beitragvon Harald » So 23. Nov 2014, 10:14

Grubenbau auf Braunkohle.jpg
Diese kleine, 25-seitige BROSCHÜRE verfasste im Jahre 1851 ein anonymer "alter praktischer Bergmann" nicht, weil er sich "gedruckt lesen oder einige Thaler Geld damit verdienen" wollte, sondern "aus lauter Wohlmeinung gegen den Geldbeutel so vieler Speculanten", von denen wohl alle mit dem Bergbau reich werden wollten, einige wenige bisweilen Glück hatten, andere wiederum dabei ihr ganzes Vermögen sprichwörtlich in den Sand setzten.
Vor allen Dingen warnte er vor den zahlreichen gewitzten "WÜNSCHELRUTENGÄNGERN" unter den einfachen Bergleuten, die überall, wo sie Schürflustige witterten, diese in Bergmannsuniform aufsuchten, mit einem Vertrauen erweckenden "Glück auf" begrüßten und ihnen anschließend, unter Vorzeigen von angeblich dort schon gefundenen Kohlespuren, etwas von großen Kohlelagern in der Nähe bzw. gar unter ihren eigenen Grundstücken vorgaukelten.

Angesichts der vorliegenden Bilder mit den gewaltigen, schwarzen Wänden aus der Anfangszeit des Abbaus von Braunkohle im Tagebau, an denen viele Bergleute einer überaus gefährlichen Arbeit nachgingen, denkt man heute ganz gern an den maschinellen Kohleabbau per Förderbrücke, der nur noch von sehr wenigen Bergleuten gesteuert und kontrolliert wird.

Doch lassen wir nun den oben erwähnten, erfahrenen "Kumpel aus grauer Vorzeit" zu Wort kommen.
Aus den drei Kapiteln seiner "kleinen Schrift", in denen er auf das
(1) Finden (2) Fördern (3) Verwerthen der Braunkohlen
eingeht, wird er uns nun einige wertvolle Tipps zu folgendem Thema liefern:

WIE MAN EIN KOHLENLAGER ABBAUEN,
ODER KOHLE ZU TAGE FÖRDERN MUSS.

Bergleute_resize.jpg

Bevor es richtig losgeht, muss sich ein "Schürflustiger" entscheiden, ob er lieber bei Tageslicht oder im dunklen Stollen die Grubenhacke schwingen möchte:

"Dieser Abbau kann in Tagebau oder in unterirdischem Bau geschehen.
Ist ersterer möglich, so bleibt solcher immer vorzuziehen, weil, wenn der Abraum erst weggeschafft ist, gleich die sämmtliche darunter befindliche Kohle gewonnen wird.
Auch ist bei der erstern Methode weniger Lebensgefahr verbunden und die Kohle kann, zumal wenn sie mit Wagen gleich aus der Grube abzufahren ist, viel theurer verwerthet werden.
Nicht immer ist der Tagebau aber ausführbar, sondern nur, wenn die Kohle in ihrer Mächtigkeit zum Deckgebirge wie 1 zu 2 steht.
Steht sie wie 1 zu 1, so ist es desto besser; steht sie aber gar wie 2 zu 1,
so ist von außerordentlichem Glück zu reden, wenn sonst keine Schwierigkeiten zu überwinden sind."

Auch wenn sich die meisten "Glücksritter" für die sichere Variante des Tagebaus entschieden, mussten sie einige wichtige Grundregeln beachten:

"Den Abraum betreffend, wird das Flötz nun so groß, wie man will, bloß gelegt, doch läßt man an der Stelle, wo die Kohle gefördert wird, einen Rand oder Stoß nach der Abraumswand hin stehen.
Es bröckeln nämlich immer, besonders im Frühjahr bei Thauwetter und im Sommer bei Platzregen, von der Abraumswand, zumal wenn das Deckgebirge lockere Erdschichten, als Sand und Kieß, enthält, viele Theile derselben nach unten.
Wollte man daher beim Abbau die Kohle bis an jene Wand wegnehmen, so würden jene Sandmassen in die Kohle fallen und sie verunreinigen, während sie bei der oben angegebenen Vorsicht auf der Stroß liegen bleiben und wieder weggeräumt werden können.
Gut ist es wegen dieses Nachbröckelns daher immer, daß die Abraumswände stark dossirt ja nöthigenfalls wie bei den Eisenbahnen die Durchstiche mit Rasen belegt werden.
Im Uebrigen hat solcher Tagebau die größte Aehnlichkeit mit offen zu Tage liegenden Steinbrüchen, und die Regeln, die hier anwendbar, haben auch bei dem Grubenbau ihre Giltigkeit.
Dahin gehört z.B., daß man wohlthut, nicht im Tagelohn, sondern in Accord arbeiten zu lassen. Ausnahme macht, wenn die Kohle nesterweis nur rein, außerdem aber sehr mit Thon oder Sand vermischt steht."


Dass die Suche nach unterirdischen Schätzen immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist, wussten schon die Goldsucher im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Also hieß es auch bei den angehenden "Schlotbaronen" nur noch:
"Wer wagt, gewinnt !"

"Ist eine Grube mit Tagebau nun so trocken gelegt, daß man mit Wagen, auf denen sogenannte gemessene und geaichte Kohlenhöhlen befindlich, die Kohle gleich von der Stroß, d.i. wo sie abgehauen wird, abfahren kann, so wird durch Ersparniß der Förderungskosten ungemein viel gewonnen. Geht dies nicht, so kann man durch alternirende Förderwagen auf schiefen Ebenen die Kohle leicht aus der Grube schaffen.
Da der Bergbau überhaupt eins der größten Glücksspiele ist, so muß man nie zu sanguinische Hoffnung an diese Unternehmungen knüpfen, zumal es wenige Gruben giebt, die, ehe sie recht in Gang kommen und rentiren, nicht erst eine kürzere oder längere Lernperiode oder Leidensgeschichte hätten durchlaufen müssen.
Ist nun der Grubenbesitzer reich genug, um diese Periode überstehen zu können, so kann er am Ende noch ein brillantes Geschäft machen.
Geht ihm aber das Geld aus, so muß er oft, wenn er auch so glücklich ist, noch einen Abnehmer zu finden, mit großem Verlust verkaufen,
und der zweite Besitzer erndtet dann die Früchte, wozu der erste die Aussaat gemacht hat."

Abschließend ermunterte er alle, die sich mit der Kohle eine goldene Nase verdienen wollten, noch mit einem alten BERGGEBET:

Wenn wir am wenigsten dafür sorgen,
so kommt Gott auf einen andern Morgen,
wirft einen Batzen Kohle herein,
das Dir lacht das Herz im Leibe Dein;
Darum laß sorgen den lieben Gott,
bete und arbeite früh und spat,
so wirds keine Noth mit Dir haben,
und Du wirst werden ein reicher Bergmann. Amen.

Darauf ein nostalgisches GLÜCK AUF ! ;-)


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