Neues 157 - 2014-12-02

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Matthias
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Neues 157 - 2014-12-02

Beitragvon Matthias » Di 2. Dez 2014, 19:13

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Harald
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Re: Neues 157 - 2014-12-02

Beitragvon Harald » Mi 3. Dez 2014, 16:51

Weihnachtsverkauf 1914_resize.jpg
In der Vorweihnachtszeit mahnte der >Senftenberger Anzeiger< die Bürger der Stadt mit immer wiederkehrenden AUFRUFEN zur Stärkung der ortsansässigen Geschäfts~ und Kaufleute, wie z.B.:
"Kauft am Ort !" oder "Kauft rechtzeitig zu Weihnachten ein !".
Auch im ersten Kriegsjahr 1914 vor genau 100 Jahren war das so, nur verwunderte es ein wenig, dass man trotz durchaus verständlicher, kriegsbedingter Versorgungsengpässe - nur KUBASCHEK hatte überraschenderweise doch noch eine "reichhaltige Auswahl in sämtlichen Lägern" parat - und Sorge um die zum Kriegsdienst eingezogenen Männer eine "erhöhte Kauflust" beschwor, wie wir in folgendem Artikel lesen können:

WEIHNACHTSEINKÄUFE 1914

"Mit Genugtuung können wir feststellen, daß die Arbeitslosigkeit immer mehr zurückgeht, ein Zeichen dafür, daß unser Wirtschaftsleben nach den Stockungen der ersten Wochen und Monate wieder in Gang gekommen ist, daß Verdienst und Beschäftigungsmöglichkeit zugenommen haben.
An den Stockungen der ersten Zeit dürften wohl auch etwas mit Schuld gewesen sein die Aengstlichkeit und die übertriebene Vorsicht weiter Kreise, die sich über das notwendige Maß hinweg einschränkten und alle nicht unbedingt nötigen Einkäufe gänzlich vermeiden zu müssen meinten.
Nun naht die WEIHNACHTSZEIT, in der mehr als zu anderen Zeiten eingekauft zu werden pflegt, weil es gilt, nach alter Sitte Angehörige und Freunde zu beschenken. Da tauchen jetzt hier und da Ratschläge auf, man solle das Geld, das man sonst dafür ausgab, in diesem Jahr sparen und für wohltätige Zwecke verwenden. Diese Ratschläge sind gewiß gut gemeint, wenn man ihnen aber folgt, dann nimmt man mit der einen Hand, was man mit der anderen geben wollte. Arbeit und Verdienst zu geben, ist besser, als Wohltaten zu erweisen.
Es kommt hinzu, daß für viele Zweige des deutschen Gewerbes das WEIHNACHTSGESCHÄFT eine Existenzfrage ist. Ein schlechtes WEIHNACHTSGESCHÄFT würde sie so schwer schädigen, daß sie Arbeiter und Angestellte entlassen müßten und es könnte sie sogar, angesichts der an sich so schwierigen Zeiten, dem Gedanken einer weitgehenden Einschränkung oder gar der Aufgabe des Geschäfts näher bringen.
Auch das Wohl und Wehe der Bevölkerung ganzer Gegenden - man denke nur an die SPIELWARENINDUSTRIE - hängt von einem guten WEIHNACHTSGESCHÄFT ab. Im gegenteiligen Falle würden viele Betriebe schließen müssen, und große Arbeitslosigkeit würde gerade in den ärmsten Gegenden unseres Vaterlandes entstehen.
Auch vielen kleinen Geschäften, die bisher noch so gut wie garnichts verdient haben, kann ein gutes WEIHNACHTSGESCHÄFT wieder vorwärtshelfen.
Darum bitten wir, man möge seine WEIHNACHTSEINKÄUFE, wenn nur irgend möglich, wie in früheren Jahren machen; wer aber dazu imstande ist, möge sogar noch mehr als früher einkaufen und damit den Armen, die dazu nicht in der Lage sind, eine WEIHNACHTSFREUDE machen.
Auch unsere alte Bitte möchten wir wiederholen, schon jetzt einzukaufen und nicht die EINKÄUFE auf die allerletzten Tage vor WEIHNACHTEN zu verschieben. So manche Betriebe mußten wegen der bisherigen schlechten GESCHÄFTE die Zahl ihrer Arbeiter und Angestellten einschränken oder eingezogenes Personal durch wenige ausgebildete Hilfskräfte ersetzen.
Die alte schlechte Gewohnheit, erst im letzten Augenblick einzukaufen, würde darum gerade in diesem Jahre das Personal der GESCHÄFTE besonders schwer treffen. Jede Mark, die durch solche rechtzeitige EINKÄUFE ausgegeben wird, und jeder EINKAUF über das notwendige Maß hinaus schafft irgendwo Verdienst und Arbeitsmöglichkeit, dient der Gesunderhaltung unseres WIRTSCHAFTSLEBENS, hilft besonders dem kleinen Mittelstande, den Angestellten und Arbeitern,
und ist deshalb EINE SOZIALE TAT."

Es fällt ganz sicher auf, dass in diesem Artikel überwiegend vom WEIHNACHTSGESCHÄFT, aber nur einmal von WEIHNACHTSFREUDE
zu lesen war. Auf letzteres war das "Leben im Krieg" nun mal nicht ausgerichtet.
Davon aber, dass man bei den traditionellen Weihnachtseinkäufen auch die Soldaten fern der Heimat nicht vergessen sollte, zeugten im Lokalblatt die vielen Inserate, welche die Werbetrommel für SOLDATENGESCHENKE rührten.
Bei der Gegenüberstellung der untenstehenden "Angebote" von zwei KAUFLEUTEN, deren Geschäftshäuser frontal auf dem vorliegenden Postkartenmotiv zu sehen sind (Markt 18 bzw. 19/20) wird man leicht erraten können, welches Geschenk in der Gunst der Frontsoldaten höher stand...

W.geschenk Soldaten 1914_resize.jpg

Wünschen wir uns und unseren Nachkommen an dieser Stelle eine immer währende FRIEDENSWEIHNACHT!


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