Neues 160 - 2014-12-21

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Matthias
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Neues 160 - 2014-12-21

Beitragvon Matthias » So 21. Dez 2014, 09:18

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Harald
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Re: Neues 160 - 2014-12-21

Beitragvon Harald » So 21. Dez 2014, 14:44

Es hatte wohl durchaus seinen guten Sinn, wenn man einst die letzten SONNTAGE vor dem Weihnachtsfest, die
KUPFERNEN, SILBERNEN & GOLDENEN
nannte, was besagte, daß die Tage, je näher das Fest heranrückte, für die Geschäfte eine erhöhte gewinnbringende Bedeutung hatten.

Goldener Sonntag 2_resize.jpg

Besonders in den 1920er Jahren, der Zeit des wirtschaftlichen Tiefstandes in Deutschland, war es für den Geschäftsmann doppelt wichtig, dass ihm WEIHNACHTEN das brachte, was er billigerweise erwarten durfte. Dabei kam es für ihn in erster Linie darauf an, dass er sich von vornherein, entsprechend der gesunkenen Kaufkraft der breiten Masse, mit seinen Waren richtig eingestellt hatte und sie nach Möglichkeit auch an den Mann brachte.
Leider mussten die Geschäftsleute schon immer damit leben, dass sehr viele Kunden ihre Weihnachtseinkäufe bis in die letzten Tage, ja sogar bis in die letzten Stunden vor Weihnachten verschoben. Diese schlechte Angewohnheit beruhte zumeist auch auf äußeren Umständen, insofern zum Beispiel, dass Weihnachtsgratifikationen oder auch Gehalts~ und Lohnvorschüsse erst sehr spät ausgezahlt wurden.
Wie dem auch sei, es kam für jeden Geschäftsmann bis zur letzten Stunde darauf an, dass seine Geschäftsräume einen guten Besuch aufwiesen und er am Abend eine gefüllte Ladenkasse hatte.
Dies erreichte er zu einem großen Teil durch den guten Ruf seines Hauses, den er erwerben & hochhalten konnte, indem er durch geschickte Anzeigen um Kundschaft warb, wobei Anzeigen, die auch noch kurz vor dem Fest, namentlich zum GOLDENEN SONNTAG aufgegeben wurden, besonders wirksam waren.
Der >Senftenberger Anzeiger< leistete sich einmal einen kleinen Fauxpas: Er warb in einer Dezemberausgabe von 1923 für den GOLDENEN SONNTAG am 23. September...

Goldener Sonntag_resize.jpg

Wie so ein populärer LETZTER WEIHNACHTSEINKAUF-SONNTAG in Senftenberg tatsächlich ablief, wurde in unserem Lokalblatt z.B. am 20. Dezember 1926 wie folgt beschrieben:

GOLDENER SONNTAG

"Der letzte Sonntag vor dem Fest ! Goldener Sonntag !
O Ironie des Schicksals, wo ist das Geld geblieben ?
Es gab einmal eine Zeit, da gingen wir in die Geschäfte, kauften die letzten Weihnachtsgeschenke für das vor der Tür stehende Fest und zahlten mit klingender goldener Münze.
Der Krieg hatt all' unser Gold verschlungen.
Die Zehn~ und Zwanzigmarkstücke sind wie flüchtige Vögel aus unserer Börse geflogen und niemand weiß wohin.
Goldener Sonntag !
Klingende Goldmünzen gibt es nicht mehr.
Und trotzdem ist dieser letzte Sonntag vor dem Fest so wertvoll wie jenes kostbare Metall. Wenn wir auch mit papierenem Gelde unsere Waren bezahlen, so ist es doch für den Kaufmann, dem Geschäftsmann und Händler ein goldener Tag. Wohl nie im ganzen Jahre ist der Verdienst an einem Tage so hoch wie am 4. Adventssonntage.
So war es auch gestern in Senftenberg.
Da die Vormittagsstunden schon dazu angetan waren, die "kaufwütigen" Menschen auf die Straße zu jagen, - die Sonne lachte zweitweise hell - entwickelte sich ganz gegen die Gepflogenheiten der vorhergehenden beiden Sonntage gegen 11 Uhr vormittags schon ein lebhafter Verkehr, der am Nachmittag den Begleiterscheinungen des goldenen Sonntags alle Ehre machte.
Was wurde gekauft ? Wie unsere Erkundigungen bei vielen Geschäftsleuten ergaben, in der Hauptsache:
Spielwaren, Süßigkeiten und Textilwaren.
Besonders die großen Geschäfte in der Stadt waren bis in die Abendstunden hinein stark belagert, was auschließlich durch die gerade gestern zahlreichen Auswärtigen erreicht wurde.
Als die Turmuhr die 6. Stunde verkündete, waren hunderte von Verkäuferinnen und Verkäufer froh. Eine halbe Stunde später bereits fielen die ersten Schneeflocken, die von der Jugend mit großem Jubel aufgenommen wurden.
Als die letzten erleuchteten Geschäftshäuser im Dunkeln lagen, erleuchtete Senftenberg die erste größere Schneedecke.
Wieder Stunden später - waren die Straßen mit Schlamm bedeckt.
Die weiße Pracht war verflogen, oder besser gesagt, zerflossen, weil nun einmal zu Weihnachten jedenfalls kein Schnee liegen soll.
Spuk ! Alles Spuk !
Der goldene Sonntag zerronnen, der Schnee zerronnen.
Und bald wird ein ganzes Jahr zerronnen sein !"


Zwei Tage später erschien dann noch ein kurzes Resümee:

"Der GOLDENE SONNTAG hatte viele von außerhalb zu Weihnachtseinkäufen hereingelockt. Schon vormittags wogte auf der Bahnhofstraße, dem Markt und den Hauptgeschäftsstraßen eine stattliche Menschenmenge. Ganz ohne Einkauf ist Niemand heimgefahren. Aber doch erreichte das Weihnachtsgeschäft nicht den Umfang, der der Geschäftswelt zu wünschen gewesen wäre."

Na dann - wir sprechen uns wieder am GOLDENEN SONNTAG im nächsten Jahr... !
Vielleicht klingeln ja dann die Kassen um einiges heller . so wie in dem alten Weihnachtslied >KLING GLÖCKCHEN - KLINGELINGELING< :-)


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