„Das höret man ja weit und breit,
dass die Bergmannsleut' sind die schönsten Leut'!“ So selbstbewusst wie in diesem >
Lied vom fidelen Bergmann< traten die Knappen zu allen Zeiten auf.
Gerade in ihren
FESTTRACHTEN anlässlich der
BERGPARADEN waren sie wohl allesamt die
>SCHÖNSTEN LEUT<.
Nicht nur gestandene
BERGLEUTE, wie mein Großvater, trugen sie mit Stolz und Würde, auch die
BERGSCHÜLER wussten sich damit in Szene zu setzen,
wie die folgenden Bilder beweisen:
Letztere waren ganz sicher auch Vorbild für die sogenannten
>ING-SCHÜLER<, die in einem zweijährigen Lehrgang an der am 22. September 1947 eröffneten
BERGINGENIEURSCHULE SENFTENBERG zum
STEIGER, und nach weiteren zwei Semestern zum
BERGBAUINGENIEUR ausgebildet wurden.
Schon um 1905 gab es hier eine von zahlreichen
BERGVORSCHULEN, an der man sich auf den Eintritt in eine der renommierten
BERGSCHULEN vorbereitete:
DIE ERSTEN BERGSCHULANSTALTEN
entstanden in den Jahren 1777/78, nachdem die zwei namhaften Freiberger
BERGHAUPTLEUTE Heintze und Charpentier den Vorschlag machten, 10 - 12 Scheide~ & Wäschjungen mit guten Fähigkeiten auszuwählen und sie in Religion, im Lesen, Schreiben & Rechnen, darauffolgend in der praktischen Kenntnis von Gängen & Klüften, und der hieraus folgernden Anlegung vorteilhafter
GRUBENBAUE unterrichten zu lassen, um mit der Zeit geschickte
STEIGER aus ihnen zu machen.
Nachfolgend entstanden 3 unterschiedliche Bildungseinrichtungen:
(1) BERGKNAPPSCHAFTSSCHULEN,
in denen Kinder beiderlei Geschlechts Unterricht in Religion, sowie
im Lesen & Schreiben erhielten,
(2) HAUPT~ & BERGSCHULEN,
in denen fortlaufend junge Bergleute in der deutschen Sprache,
der Arithmetik, Geometrie, im Zeichnen, in der Bergbau~ &
Markscheidekunst, sowie Mineralogie unterrichtet wurden.
Die Schüler wurden nach den verschiedenen Stufen ihres Fleißes
und ihrer Fähigkeiten, teils durch Aufnahme in die
BERGAKADEMIE geehrt, teils durch Lohnzulagen oder kleine Geldprämien belohnt und motiviert.
Zur Ausbildung von tüchtigen Zimmerleuten, Aufsehern und
Maschinenwärtern, sowie zur Vorbereitung auf den Besuch der
eigentlichen BERGSCHULE, wurden mehrere
(3) BERGVORSCHULEN errichtet, in denen die Schüler auf Kosten der Werksbesitzer
wöchentlich an 3 Nachmittagen in den Elementarfächern, im
technischen Zeichnen und in der Bergbau~ & Maschinenkunde
unterrichtet wurden.
Aufgenommen wurden nur solche Bewerber, die bereits 1 Jahr Bergarbeit betrieben und sich dabei gut geführt hatten,
und darüber hinaus die notwendigsten Elementarkenntnisse besaßen. Bei der ANMELDUNG musste der Bewerber durch ZEUGNISSE nachweisen,
dass er während der Arbeitszeit Fleiß, Anstelligkeit & Ausdauer an den Tag gelegt und sich gut geführt habe.
1765 gründete man die
BERGSCHULE in EISLEBEN und auch in der
BERGSCHULE CLAUSTHAL wurden schon vor 1810 junge Bergwerksbeflissene in Mathematik, Chemie, Mineralogie und im „Rißzeichnen“ unterrichtet.
BERGSCHULEN waren
„SCHULEN“ im eigentlichen Wortsinn, obgleich die
SCHÜLER sämtlich
MÄNNER im Alter von 18 bis 30 Jahren und zur Teilnahme an allen Unterrichtsgegenständen verpflichtet waren und nur ausnahmsweise von der Teilnahme an einzelnen derselben befreit, dafür aber die Ergebnisse der häuslichen Tätigkeit vom Lehrer regelmäßig, d.h. stündlich, wöchentlich oder auch in größeren Zeitabständen überprüft wurden.
SCHULGELD wurde in der Regel nicht erhoben, vielmehr erhielten die Schüler nötigenfalls noch erhebliche
UNTERSTÜTZUNGEN, in vielen Fällen die Lehrbücher, Reißzeuge, Zeichenmaterialien, sowie Zeichen~ & Schreibpapier unentgeltlich von der Schule.
ZWECK dieser Bildungseinrichtungen war die
AUSBILDUNG von Privat-Grubenbeamten, namentlich von Gruben~, Maschinen~ & Obersteigern, Markscheidern, Werkmeistern, sowie Grubenrechnungs~ & -betriebsführern.
ÜBRIGENS:AUSSERHALB DER SCHULZEIT wurde den Bergschülern möglichst freier Spielraum gelassen, doch wurde ihnen meist das
RAUCHEN auf der Straße und
HÄUFIGER WIRTSHAUSBESUCH, z.B. von Conditoreien, Branntwein~, Bier~ & Weinlokalen verboten, sowie überhaupt „der Aufenthalt außerhalb ihrer Wohnung“ im Winter nach 21, im Sommer nach 22 Uhr gänzlich untersagt.
Die meist nicht unerheblichen häuslichen Arbeiten ließen jedoch den Schülern nicht so viel
FREIZEIT, dass eine
UNORDENTLICHE LEBENSWEISE einreißen konnte. Hinzu kam, dass an einigen Schulen das stetige Tragen der
BERGMANNSTRACHT Pflicht, und damit auch für die „leichtsinnigsten Schüler“ ein Grund dafür war, sich in der Regel ordentlich zu verhalten, um harte
SCHULSTRAFEN zu vermeiden…
„Ein BERGMANN will ich werden, das ist ein Stand auf Erden,
geachtet weit und breit.
So ist mein ganzes Streben in meinem jungen Leben
für jetzt und alle Zeit.“
…sang man dereinst – mittlerweile läutet jedoch unbarmherzig des
BERGBAUS STERBEGLÖCKLEIN !