Das vorgestellte
GEBÄUDE, eine
STADTVILLA AM STEINDAMM trägt die Hausnummer 25 und wird schon seit einigen Jahren restauriert. Das
BLICKFELD der in ihm ansässigen Bewohner hat sich im Laufe der Zeit, speziell in Richtung des heutigen
SENFTENBERGER SEE schon einige Male gewandelt. Mit der Inbetriebnahme des ersten Strandabschnittes im Jahre 1973 begann man auch, über die Anbindung des künftigen Erholungsgebietes an die
STADT SENFTENBERG nachzudenken. Eine 1974 von
Dr. Otto Rindt entworfene, für mich als Laien etwas schwer durchschaubare
SKIZZE zum
BEBAUUNGSPLAN beschreibt sein Planvorhaben:
„Die Hauptachse führt in Nordsüdrichtung mitten durch das alte, mit dem Neuen verschmolzene Zentrum und verbindet so die ALTSTADT vom BAHNHOF über das ZENTRUM und das Sport~, Kultur~ & Veranstaltungsgelände mit dem SEE. Durch erlebnisreiche RÄUME wird der Fußgängerverkehr vorbei an Altem & Neuem zum SEE geführt.“In der Folgezeit entstand dann das neue
WOHNGEBIET AM SEE mit 5-,8- und 11- Geschossern in unmittelbarer Nähe zum
SCHLOSSPARK.
In den Jahren 1979/80 bezogen in der „höchsten Platte“ Senftenbergs 291 Familien hoffnungsvoll und zukunftsorientiert ihre langersehnten Wohnungen und erfreuten sich einer schönen
AUSSICHT auf Stadt & See „und lebten also sorglos und zufrieden…“, wie es in Märchen trefflich umschrieben wird. Währenddessen entwickelte sich das
ESS (Erholungsgebiet SFB-er See) zu einem Großprojekt, bis man sich im Jahre 2003 erneut dem
GELÄNDE >AM SCHLOSSPARK< zuwandte.
EUROPAN, ein
VEREIN zur Förderung von Architektur, Städte~ & Wohnungsbau in Europa, hatte nämlich einen
WETTBEWERB zum Thema:
„Urbane Intensität und Vielfalt des Wohnens“ ausgeschrieben, an dem sich neben Augsburg, Deggendorf, Halle und Neu-Ulm auch die Stadt Senftenberg mit folgender
ZIELSTELLUNG beteiligte:
„Ziel des Wettbewerbs ist es, für die künftige Entwicklung des Areals, das die Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft markiert, langfristige und nachhaltige Lösungen zu finden…Durch die Neustrukturierung des Areals soll eine bessere Verknüpfung zwischen Altstadt und See erzielt werden. Eine bessere Einbeziehung des Sees in das Senftenberger Stadtgebiet könnte langfristig auch die touristische Bedeutung Senftenbergs verstärken.“ES GING IN DER HAUPTSACHE UM…… eine
LANDSCHAFT, die in eine städtebauliche Umstrukturierung eingebunden ist und nicht nur Mobilität ermöglicht, sondern auch Umweltqualität bietet.
… die Schaffung kompakter
WOHNPLATTFORMEN, die die Natur integrieren, sowie Lärm~ u.a. Umweltbelastungen von Straßen und Transportwegen bekämpfen.
… die Frage der Einführung der
NATUR als ein mit den Häusern verbundenes Element. (Park, Garten etc.)
… Zusammensetzung verschiedener
HAUSTYPEN, d.h. es entsteht ein Viertel mit verschiedenen Wohnungstypen, die für Bewohner unterschiedlicher Haushalte bestimmt sind: Wohnungen für Senioren, Studenten, Alleinerziehende, etc.;
… Angebot von
DIENSTLEISTUNGEN: neue Geschäfte vor Ort, öffentliche Dienstleistungen, Sport und Kulturangebote, etc.;
Zahlreiche
ENTWÜRFE wurden daraufhin von verschiedenen Architekten eingereicht, die danach von einer 9-köpfigen
JURY sowie einer hierzu berufenen 7-köpfigen Senftenberger
FACHKOMMISSION (ab)gewählt wurden. Bei diesem Auswahlverfahren blieben letztlich 5 Entwürfe übrig. Das
ROTE QUADRAT bezeichnet das
LANDRATSAMT zur besseren Orientierung.
Hier die
ZIELSTELLUNGEN im Telegrammstil:
SUKSESSIONSchaffung eines neu orientierten Wohn-Landschaftsbereiches – Verbesserte Anbindung zwischen Altstadt und See in Form von wenigen
baulichen Elementen wie Café, Aussichtsturm & Bootsanlegestelle – Umnutzung eines privaten Wohnhauses als Café – schrittweiser Abriss der 11-Geschosser & Verteilung von vier 3- bis 7-geschossigen Punkthäusern
H2OSee bindet konsequent an die historische Altstadt an, indem die Wasserfläche in die Stadt hineingezogen wird – Bezug zum historischen Zustand = Steindamm als querendes Element in einer Wasser- und Sumpffläche. – Touristische Komponente = Senftenberg wird Hafenstadt – angrenzende Wohnquartiere werden aufgewertet.
AUSBLICK – EINBLICK – SEEBLICK Verbindung zwischen Stadt und See durch das Wettbewerbsgebiet – Querverbindungen zwischen westlichem Wohngebiet und Park –
Rückbau des 11-Geschossers auf einen einzigen Turm, der als Wegweiser den See ankündigt – unterschiedliche Grundrisstypen bieten individuelle Wohnformen.
LEBEN AM SEEAn Stelle des 11-geschossigen Plattenbaus = kleinteilige Struktur – Längsausrichtung von Ost nach West = gelungener Übergang zum Naturraum Schlosspark –
Übergang vom Geschosswohnungsbau an der Bergbaustraße zur neuen Ein- und Mehrfamilienhausbebauung – Stellplätze im Bereich des Landratsamtes bieten auch dem Seebesucher Vorzüge.
ZWEITER FRÜHLINGVermeidung abrissbedingter Brachflächen durch zwei unterschiedlich große kreisrunde, von Hecken eingefasste Parzellen zur temporären Nutzung – Bebauung mit entsprechende Laubentypen.
Sie erhielten von der Jury bzw. Fachkommission SFB folgende
BEWERTUNGEN:
Danach vergingen nochmals vier schöpferische Jahre, bevor am 10. April 2007 eine
MELDUNG in der >Lausitzer Rundschau< aufhorchen ließ, die den
MIETERN das baldige
ENDE ihres Mietverhältnisses im 11-Geschosser ankündigte, worüber sie aber sicherlich schon längst Kenntnis hatten:
„Der höchste MEHRGESCHOSSER in Senftenberg fällt der Abrissbirne zum Opfer. Mit dem Rückbau des DOPPELHOCHHAUSES in der Bergbau~ und Adolf-Hennecke-Straße wird in Kürze begonnen. Grund: Das HOCHHAUS verdeckt aus Richtung SENFTENBERGER SEE den Blick auf die Silhouette der historischen ALTSTADT. Künftig wird der KIRCHTURM das höchste Gebäude sein.
Zudem wird die FLÄCHE IN ZENTRUMSLAGE als besonders wertvoll eingestuft, weil Senftenberg eine kürzere Achse zum SEE entstehen lassen will.“
3 Monate später war
„ENDE AUF DEM GELÄNDE“:
„Die KWG Senftenberg hat den Rückbau der beiden zuletzt leerstehenden Hochhäuser abgeschlossen. In den nächsten Wochen werde noch der BAUSCHUTT abtransportiert und die FREIFLÄCHE begrünt.“ (LR 4.07.2007)
Nun hatten die Bewohner vom
STEINDAMM 25 endlich wieder
FREIE SICHT auf den
SEE, dass allerdings die
SEEBESUCHER trotz des im Wege stehenden
PARKHAUSES auch den
KIRCHTURM erblicken konnten, wage ich zu bezweifeln. Und gerade darum ging es ja wohl eigentlich, oder ?
Wer nun aber gedacht hatte, dass mit der zielstrebigen Umsetzung irgendeines preisgekrönten
ENTWURFS zu rechnen sei, hatte sich getäuscht.
Es folgte wiederum eine 10-jährige „schöpferische Phase“, die schließlich mit folgender
MELDUNG vom 24.09.2019 alle Wunschträume der vormals siegreichen EUROPANE-Architekten platzen ließ:
„Indes wird das bisherige MISCHGEBIET an der Bergbaustraße / Adolf-Hennecke-Straße gegenüber dem Parkhaus am Schlossparkcenter in Senftenberg zu einem allgemeinen WOHNGEBIET umgewidmet. Als Begründung führt die Kommune an, dass sich eine gewerbliche Nutzung nicht durch eine Marktnachfrage untersetzen lasse. Dagegen sei die NACHFRAGE NACH WOHNRAUM in der Innenstadt unverändert hoch. Die insgesamt 0,44 Hektar große Fläche befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen MARKT & STADTHAFEN. Ursprünglich stand dort unter anderem der stadtbildprägende ELFGESCHOSSER, der später abgerissen wurde. Heute prägen RASEN als eine Art ZWISCHENBEGRÜNUNG sowie diverse BÄUME & STRÄUCHER das Areal. Dem kommenden WOHNGEBIET >AM SCHLOSSPARK< haben die Stadtverordneten ihre Zustimmung erteilt.“ (24.09.2019)
Wir sind auch Mieter dieses neuen Wohngebiets, das allerdings noch immer
BAUSTELLE ist. Bislang ist mit einem baldigen Ende der baulichen Aktivitäten leider nicht zu rechnen. Dafür können wir jedoch unseren Nachbarn, und sie uns, auf Grund des geringen Gebäudeabstandes prima in die Kochtöpfe gucken. Einigen 40-jährigen, von zwitschernden Piepmätzen besiedelten
PLATANEN wurde bereits durch Kettensägen der Garaus gemacht. Die restlichen werden sicherlich auch noch folgen. Wenigstens bereitete man einer „Überlebenden“ zum Andenken an die „gefallenen Artgenossen“ einen windgeschützten Ehrenplatz.
Momentan beehren mein
FUTTERHÄUSCHEN keine gefiederten Freunde – ich kenne den Grund und muss damit leben…
FAZIT: WETTBEWERBSTEILNAHME =
"VIEL LÄRM UM NICHTS" (frei nach W. Shakespeare)