Der umseitige
KARTENAUSSCHNITT von Matthias verweist auf die
WASSERREICHE UMGEBUNG der PAULINENSTRASSE,
in der die Großeltern von
Frau J u r a c k einst zu Hause waren. Es bot sich daher an,
das ehemalige, leider längst fast vollständig ausgetrocknete
"SENFTENBERGER WASSERPARADIES“ etwas näher zu betrachten:
Ein
BLICK auf die o.a.
ALTE KARTE aus dem Jahre
1751 macht deutlich, dass in früheren Zeiten die
ELSTER, STORCHELSTER und
SCHLOSSTEICHE unsere
HEIMATSTADT beinahe zu einer regelrechten
INSEL gemacht hatten.
Beide
FLÜSSE hatten früher einen anderen gekrümmten Lauf und bildeten
SÜMPFE & MORÄSTE, die vorzüglich zur Anlage einer
RITTERBURG geeignet waren. Nicht nur
WALL, MAUERN & GRABEN umgaben dieselbe, sondern auch ein dichter Wald, der
BURGWALD, und in weiten Umfange die von dem Wasser der
ELSTER und
WOLSCHINKA gebildeten
TEICHE machten sie von allen Seiten unzugänglich. Den einzigen
ZUGANG nach der Stadtseite bildete ein
TOR an der Stelle, wo man an einer der Stadt zugewandten Seite an festes Land stieß. Dort befand sich ein breiter, tiefer
GRABEN, über welchen eine
ZUGBRÜCKE führte,
„die nur niedergelassen und aufgezogen wurde, wenn der TURMWART das Zeichen gab, dass Gäste naheten oder die Bewohner Einlaß und Ausgang begehrten.“Einen für Uneingeweihte nur schwer oder gar nicht aufzufindenden geheimen
AUSGANG hatte die Burg dennoch – und musste ihn ja schließlich auch haben…
Das
SCHLOSS lag somit an der
ELSTER, die durch den
SCHLOSSTEICH, sowie in einem anderen Arm südlich an ihm vorbei floss. Der von der Bastion zur
AMTSMÜHLE führende
DAMMWEG, der den sogenannten
GROSSEN SCHLOSSTEICH (heute Tierpark) vom
KLEINEN SCHLOSSTEICH (heute Schlosspark) trennte, entstand erst später. Einstmals hieß dieses gesamte Teich~ & Niederungsgelände
„GROSSER SCHLOSSTEICH“, während sich der
„KLEINE SCHLOSSTEICH“ auf der anderen Seite des
STEINDAMMES bis zur
WOLSCHINKA hinstreckte.
Die
WOLSCHINKA (Wólšynka), auch Erlenbach genannt, deren
QUELLE vermutlich irgendwo zwischen dem devastierten
DORF HÖRLITZ und der
GARTENSTADT MARGA lag und deren
LAUF durch den Dorfanger des Vorort
JÜTTENDORF führte, umgab Senftenbergs westliche
ALTSTADT. Sie, und die zwischen
REPPIST und
BÜCKGEN entspringende, auch als „Reppister Bach“ (Rěpišćica) bezeichnet
RAINITZA (Rajnica) waren die wichtigsten rechtseitigen Nebenarme der
SCHWARZEN ELSTER rund um das historische
SENFTENBERG.
Im Norden der Stadt, auf Höhe der heutigen
BAHNHOFSTRASSE, befand sich der mittelalterliche
STADTHAFEN, wo die
RAINITZA und die von Osten kommende
SORNOISCHE ELSTER zusammenflossen und anschließend den östlichen und südlichen Teil der
ALTSTADT, sowie die mittelalterliche
BURGANLAGE, später auch
SCHLOSS & SCHLOSSPARK mit Wasser umgaben. Die
STADT gehörte, wie allgemein üblich, zur
BURG, und beide hätten nicht durch
SUMPFLAND getrennt sein können.
Wie sich die JUGEND vor 140 Jahren auf diesem ausgedehnten WASSERNETZ belustigte, erfährt man in meinem KOMMENTAR unter Neues 271.
Dr. Rudolf Lehmann beschrieb unsere heimische
>GEWÄSSERLAGE< nach einem ausgedehnten
SPAZIERGANGS DURCH ALT-SENFTENBERG wie folgt:
„Heute liegt SENFTENBERG nicht mehr an der ELSTER; sie fließt eine ¼ bis ½ Stunde südlich der Stadt vorbei. Früher schlängelte sich der FLUSS von GROSSKOSCHEN her über die heutige Straße von BUCHWALDE nach KLEINKOSCHEN östlich des WASSERWERKS nach dem heute verschwundenen BURGWALL zu, empfing hier von rechts die SORNOER ELSTER oder WOLSCHINKA und floß nun weiter, mehr und mehr in südwestlicher Richtung, und zwar wiederum in mancherlei Windungen und Verzweigungen, dem SCHLOSS zu, dann südlich von ihm durch den ehemaligen GROSSEN SCHLOSSTEICH nach der AMTSMÜHLE und weiter südwärts zum dem begradigten Strombett. Östlich der Stadt zweigte ein Nebenlauf rechts ab, die ehemalige STORCHELSTER, die ja heute noch bis ans AMTSGERICHT vorhanden ist, um dann allerdings seit einigen Jahrzehnten nur unterirdisch als schmaler KANAL durch die frühere OST~ & WESTPROMENADE ihr Dasein zu verstecken, aus dem sie hinter der BRÜCKE nach dem früheren JÜTTENDORF als häßlicher GRABEN wieder auftaucht – WOLSCHINKA genannt – die an SCHULE I vorbei in gleichfalls kanalisiertem Bett weiter nach BRIESKE zu läuft…“Um die
SENFTENBERGER WASSERLANDSCHAFT zu komplettieren:
Im ehemaligem
SUMPFGEBIET und späteren Braunkohlentagebau
LAUGKFELD (Impuls) verliefen vor dem Bergbau im 19. Jahrhundert auch noch die sogenannten
„VORFLUTER“ (wörtlich zu verstehen als „vor der Flut“, d. h. „Maßnahmen vor drohender Überschwemmung“)
So mündeten
HAUPT~ & BENEDICTENGRABEN im Stadtgebiet von Senftenberg in die
WOLSCHINKA, der
FLEISCHERGRABEN in die alte
SORNOER ELSTER,
und der
SALZGRABEN in die
SCHWARZE ELSTER. (Siehe
ROT X)
Alle alten Senftenberger und Buchwalder
GRABENSYSTEME wurden wegen der Reinhaltung~ & Pflegekosten, sowie gesundheitlicher Gefahren nach und nach zugeschüttet bzw. bebaut – eventuell auch, weil sich die Senftenberger
BÜRGER schon im Mittelalter nicht an das
REGELWERK hielten, welches zum Thema
GRÄBEN folgendes vorschrieb:
„Die GRÄBEN in den Straßen sind nicht zu verschütten, sondern zu räumen. Kein Bürger soll an den Festtagen oder Jahrmärkten MIST auf den GASSEN liegen lassen, auch soll niemand aus seinem Hause UNFLAT & STINKEND WASSER in die GRÄBEN schütten, noch auf den Abend im Sommer vor 10 Uhr und im Winter vor 9 Uhr HARN herausgießen; wer solches tut, soll 6 Groschen zur Buße erlegen. Um Stadtbuße zu vermeiden, soll auch kein AAS von Hunden, Katzen, Hühnern und anderem Ungeziefer in den GRABEN oder auf die GASSEN geworfen werden.“
PFUI DEIBEL !