MÄRKTE
galten seit jeher als Zeichen des aufblühenden Handels und obwohl im Laufe der Geschichte vieles aus dem
VOLKSLEBEN in Vergessenheit geriet oder gänzlich verschwand
– das
MARKTTREIBEN hat sich seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart behauptet.
Der Mittelpunkt einer Stadt war seit jeher der
MARKTPLATZ, auf dem an festgelegten
MARKTTAGEN zahlreiche Handwerker, Kauf~ & Landleute ihre Erzeugnisse feilboten – an Tischen, Ständen & Buden, zwischen denen sich das herbeigeströmte Volk hin~ und her bewegte und es mitunter auch laut und lebhaft zuging. Den
SENFTENBERGER WOCHENMARKT richtete schon im Jahre 1453 Herzogin Margarethe von Sachsen, die Gemahlin Friedrichs des Sanftmütigen, ein – nicht nur, um die
STADTBEVÖLKERUNG, sondern vor allem die
HOFKÜCHE ihres Senftenberger Wohnsitzes mit in den
AMTSDÖRFERN erzeugten
LEBENSMITTELN zu versorgen.
Besonders
STRENGE BESTIMMUNGEN ordneten den Verkauf der Lebensmittel, speziell von
FLEISCH, FISCH & GEMÜSE:
Eine große, bewegte und fröhliche
ABWECHSLUNG in dem sonst einförmigen Leben der kleinen Städte boten die
JAHRMÄRKTE, insbesondere in unserer Heimatstadt der
OSTER~, der PETER & PAUL ~ oder der
“MÄGDLEINMARKT”, weil an letzterem die Dienstmädchen für das kommende Jahr gemietet wurden, und der
KIRMESMARKT dar. In dichten Scharen strömte das
LANDVOLK zu ihnen herein, und die
KAUFLEUTE & HANDWERKER erfreuten sich einer reichen Einnahme für die von ihnen zum Verkauf ausgestellten und verkauften
WAREN, während die
GAST~ & SCHNAKWIRTE nicht minder durch zahlreichen Verkehr glänzende Geschäfte machten.
Das waren hohe
FESTTAGE für die Stadt; ja sogar die Ratskasse hatte durch das
BUDEN & STANDGELD reichen Gewinn.
VIEHMÄRKTE wurden auf dem
MARKTPLATZ (einen Tag vor dem
KRAMMARKT) bzw. auf dem äußeren
ANGER (Neumarkt), der
PFERDEMARKT auf der breiten
DORFAUE in Jüttendorf abgehalten.
Nicht selten schlossen sich
KRAM~ & VIEHMÄRKTE unmittelbar aneinander an, so dass das
MARKTLEBEN meist 3 Tage oder sogar länger währen konnte.
HAUPTMARKTZEITEN waren
FRÜHJAHR (April/Mai)
& HERBST (Sept./Okt.), während in den
WINTERMONATEN die
VIEHMÄRKTE wegen der ungünstigen
WITTERUNG pausierten, die
KRAMMÄRKTE aber in der Vorweihnachtszeit gewinnbringend abgehalten wurden.
Die großen
VIEH~, PFERDE~ & KRAMMÄRKTE dauerten gewöhnlich 2 bis 3 Tage. Mit ihm bekam die
STADT ein anderes Gesicht. Die saubere Nüchternheit des
MARKTPLATZES und der
STRASSEN wich einem lebendigem
DURCHEINANDER. Und doch war alles geordnet. An separaten Orten wurde hier
RINDVIEH, dort
SCHWEINE, und andernorts die
PFERDE aufgetrieben. In langen Reihen fuhren die
BAUERNWAGEN dicht hintereinander auf und besonders
aufregend war dann der
AUFTRIEB der scheuen
PFERDE durch die engen, von
LÄRM & TRUBEL erfüllten
STRASSEN der Stadt, die von grellbunten
BUDEN mit Waren aller Art gesäumt waren – angefangen bei
SPIELZEUG und herrlichen
LECKEREIEN bis hin zu Stiefeln, Kleidern & Wäsche.
In blank gewienerten ‚Langschäftern‘ und in ihrer besten Joppe, den Schnurrbart unternehmungslustig hochgezwirbelt, standen die
HÄNDLER bei ihren
PFERDEN.
Sie hielten dem zögernden
KUNDEN die rechte Hand hin, damit sie mit einem kräftigen
HANDSCHLAG das angebotene
GESCHÄFT besiegelten.
Schaulustige konnten sich auf der
DORFAUE nur mit Mühe durch das
GEWIRR von Menschen & Pferden durchschlängeln.
Zuerst kam natürlich der
HANDEL, dann das
TREFFEN mit alten Bekannten, und für die Jugend letztlich das
VERGNÜGEN:
Hier hatten alle ihren großen
AUFTRITT und Männerblicke streiften die
MÄDCHEN oft, als ob sie ein
PFERD kaufen wollten.
Man musste schließlich wissen, worauf man sich einließ. Meistens ging aber
GELD ZU GELD & HOF ZU HOF.
Der
PFERDEMARKT wäre sowieso in
KINDERAUGEN kein richtiger
JAHRMARKT gewesen, wenn nicht anschließend noch der
KRAMMARKT abgehalten worden wäre, den sich auch die
SCHULKINDER natürlich nicht entgehen lassen wollten.
Da herrschte in der Stadt echte
LEBENSFREUDE & VERGNÜGUNGSLUST. (Der KRAMMARKT ist nur eine andere Bezeichnung für den gesetzlichen Begriff des JAHRMARKTES)Die
BUDENSTADT auf dem
MARKTPLATZ war schon von morgens an in Betrieb und nur um die
MITTAGSZEIT etwas leerer. Was für herrliche Dinge gab es da: Spielsachen, Töpfe & Kleider, und über allem lag das
GEDUDEL und der
MISSKLANG der übereinander herfallenden
„LEIERKÄSTEN“ (Drehorgeln), vereint mit dem Tuten & Blasen der
KLEINKINDER auf
BLECHTROMPETEN. Nie durfte der
LUFTBALLON fehlen, den man den
KINDERN vorsorglich am
ARM festband – der aber oft genug in den Himmel entfleuchte. Da half kein
HEULEN – einen neuen gab es nicht !
Der
NEUMARKT war vollgestopft mit
BUDEN, LUFTSCHAUKELN & KARUSSELLS. Besonders voll war stets das
KARUSSELL mit den wippenden
HOLZPFERDCHEN, die etwas verschlissene
SAMTKAROSSEN zogen. Da sah man bunte
SCHÜLERMÜTZEN aufleuchten und mit lachenden Augen schauten
JUNGMÄDCHENGESICHTER ins bunte Treiben. Das „Jahrmarktsgeld“ im Täschchen, im Kreise der
FREUNDINNEN, angehimmelt von einem
VEREHRER –
WAS GAB ES SCHÖNERES !Natürlich gab es Zeiten, wo die
KAUFLUSTIGEN spärlicher waren, aber eine starke
LEBENSFÜLLE entfaltete sich zumindest an den Tagen, wenn der
PFERDEMARKT zur großen Freude aller Kinder nicht nur mit dem abschließenden
KRAMMARKT, sondern zusätzlich mit einem weithin hörbaren
VERGNÜGUNGSMARKT über die Bühne ging. Dann strömten zahllose Einheimische & Fremde durch die Straßen der Stadt.
Sehr zum Leidwesen der
SCHULKINDER fiel der
SCHULUNTERRICHT nur selten aus. Sobald dann aber die
PAUSE anbrach, eilten die
KINDER in frohester Stimmung und schnellstem Lauf zu den
BUDEN, wo die begehrenswertesten
DINGE lockten. Von zumeist freundlichen
MARKTFRAUEN wurden feilgeboten:
Pfefferminzstangen, Bonbons, Kuchen, Semmeln, Kaffeetöpfe, Uhren zu 10 Pf., Geldbeutel, Taschenmesser – schon zum Preise von 10 Pf. an und viele andere köstliche Sachen. Für die
KINDER hatte solch ein
KRAMMARKT selbstredend einen anderen
REIZ als für deren
MÜTTER: erstere träumten von
Karussells, Luftschaukeln & Losbuden – letztere von
Schlesischem LEINEN, Plauener SPITZEN & Bunzlauer KERAMIK, deren Auslagen der
TÖPFER weit am Boden ausgebreitet hatte. Die
HAUSFRAUEN pflegten hier stets ihren Jahresbedarf an
TÖPFEN & GESCHIRR einzukaufen, weil sie meinten, so am billigsten davonzukommen. Beim Rundgang passierte es schon mal, dass ein
KOCHTOPF-STAPEL zusammenkrachte, weil irgendein Schnösel den Riesenstapel mit einem leichten
SCHUBS ins Wanken gebracht hatte. Die
HÄNDLERIN schimpfte wie ein Rohrspatz, aber der Verursacher war schon über alle Berge.
SCHLIPSE baumelten an langen Stangen, Vogelpfeifchen & Windräder drehten sich am
SPIELZEUGSTAND. Dicht daneben waren
UNTERRÖCKE ausgebreitet – rosa, weiß, hellblau. Alle staunten und bewunderten und fanden alles aufregend & wunderschön.
Die
MÄNNER erstanden hier ihren Bedarf an Leinen, Strängen und allerlei
LEDERZEUG und für die
KINDER fiel, neben dem obligatorischen
LUFTBALLON, meist auch noch ein wenig
SPIELZEUG ab.
Die in der Nähe befindlichen
GASTHÄUSER hatten kaum Raum, um alle
GÄSTE, die einen erfrischenden
TRUNK nehmen wollten, zu fassen.
Am
„TREFFPUNKT DER JUGEND“ lockten Karussells, Würfel~ & Schießbuden sowie zahlreiche Stände mit Leckereien und viele
BURSCHEN erstanden bei dieser Gelegenheit auch hübsche
TÜCHER & zierliche
KÄMME für die
LIEBSTE oder protzten vor ihnen mit den, dank ihrer Schießkünste, erbeuteten
ROSEN. Nicht selten begegnete sich so manches
PAAR zum ersten Mal, welches später Hand in Hand durchs ganze Leben gehen sollte. Schließlich kamen die Stunden des gemächlichen
SCHLENDERNS zum kleinen
IMBISS, bestehend aus knusprigen
SEMMELN und einem Krug köstlichen
BRAUNBIERS.
Man ließ sich noch in das geheimnisvolle Dunkel irgendeiner
SCHAUBUDE locken, in der man die „Dame ohne Unterleib“ mit Staunen und gelindem Erschauern betrachten konnte, und wenn der große rote
LUFTBALLON die ersten „Kummerfalten“ zeigte, zog die
FAMILIENKARAWANE einträchtig & geschlossen heimwärts – die
KINDER meist quengelig, weil müde von dem Gesehenen & Erlebten. Die
MÜTTER waren so schwer beladen, dass sie keine
HAND mehr frei hatten, weshalb die
KINDER sich am Kleiderzipfel festhielten und müde, aber glücklich neben ihnen Müttern
NACH HAUSE zuckelten.
WOHER ICH DAS ALLES WEISS ? Neben der standardmäßigen
RECHERCHE in heimatkundlicher
LITERATUR, zuvorderst in
ZEITUNGEN & ZEITSCHRIFTEN, habe ich Vieles von meinen
GROSSELTERN aus deren
EIGENEM LEBEN erzählt bekommen, und da sich einige wertvolle
TRADITIONEN über
GENERATIONEN hinweg erhalten, habe ich wiederum später einiges zum Thema
"JAHRMARKT & RUMMEL" unter
>EIGENE ERLEBNISSE & ERFAHRUNGEN< abspeichern können...
