Die Auswahl der Inserate vom 1. Nachkriegsjahrgang 1947 des >Senftenberger Anzeiger< zeigt, wie rasant man auf die Belebung des Straßenverkehrs setzte:
BESSER SCHLECHT GEFAHREN ALS GUT GELAUFEN
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Straßenbild in der "Sowjetischen Besatzungszone" zunächst geprägt von russischen Militär-Kraftfahrzeugen, überwiegend LKW und Krad-Beiwagenmaschinen.
Der Großteil privater deutscher KFZ war in den Kriegsjahren von der Deutschen Wehrmacht eingezogen worden, von denen der überwiegende Teil als Kriegsverlust abgebucht werden musste.
Von den KFZ, die den Krieg überlebt hatten, konnten wegen der Benzinknappheit nur die betrieben werden, die über eine Holzvergasungsanlage verfügten.
In den Nachkriegsjahren bildeten sich daher noch keine übergroßen Warteschlangen vor den Zapfsäulen an Senftenbergs einziger Tankstelle unmittelbar an der Bahnhofskreuzung, da es nur sehr wenige private Autobesitzer gab, obwohl natürlich schon damals die Leute scharf auf bezahlbare, private Autos waren.
Positiver Aspekt: auf Grund des niedrigen Verkehrsaufkommens waren wir Kinder nach dem Krieg kaum großen Gefahren auf der Straße ausgesetzt. Außer Pferdefuhrwerken und motorisierten Zweirädern sind mir nur vier «herausragende» Kraftfahrzeuge in kindlicher Erinnerung geblieben: In meinem Heimatort Senftenberg-West waren dies die schwarze DKW-Limousine der Frau Dr. med. Boeckler, der TEMPO-Dreirad-Lieferwagen des Gemüsehändlers Schiller, ein imposantes Holzvergaserauto, das mit kleingehackten Brennholzstücken betrieben wurde und sich mit Kohle beladen ab und an mit dicker, schwarzer, stinkender Rauchwolke die Straße zum Paradiesberg hinauf quälte, und schließlich der erste «Stadtbus» des Kfz-Betriebes Fleischer, ein rechteckiges Ungetüm der Marke Büssing. Er fuhr aus Senftenberg kommend abwechselnd im Stundenrhythmus Hörlitz oder Brieske an und wieder zurück.
Zunächst nur den Behörden und Parteifunktionären stand der
>IFA F8< zur Verfügung. Die Weiterentwicklung des fast baugleichen DKW F8 wurde zwischen 1949 und 1955 hergestellt.
Der F8 steht in der Reihe der DKW Frontwagen, die 1931 mit dem F1 begann und erstmals erfolgreich den Frontantrieb in einem Serienfahrzeug anwendete.
Die Karosserie bestand aus Holz und war mit Kunstleder überzogen.
Für die Kotflügel und die Motorhaube einschließlich Kühlergrill wurde Stahlblech verwendet. Das Nachfolgemodell
>IFA F9< hatte schon eine vollständige Stahlblechkarosse.
Der
>EMW 340< wurde überwiegend von Polizei & Werksdirektoren gefahren, der
>Sachsenring P 240< galt anfänglich als Luxusschlitten der Partei~ & Staatsfunktionäre, während diverse Kleinhändler rund um die Uhr mit einem dreirädrigen
>TEMPO< auf Achse waren. ("3 Räder helfen verdienen")
Als erster Kleinwagen In der DDR wurde danach der
>IFA P70< (Vorläufer des Trabant 500) entwickelt, bei dem, neben der belächelten Karosse ("Pappe 70") mit auf ein Holzgerüst aufgenagelten, großflächigen Duroplast-Schalen, noch weitere Kuriosa hervorstachen:
Wer ihn in Gang setzen wollte, musste von rechts einsteigen und zum Lenkrad hinüberrutschen - nur die Beifahrertür war abschließbar.
Diese damals übliche Sicherheitsmaßnahme sollte ausschließen, dass man von der gefährlichen Straßenseite das Auto enterte. Er hatte anfangs keine beweglichen Türscheiben und der Kofferraum war nur über den Fahrgastraum zugänglich.
Trotz Mangel an fahrbaren Untersätzen ließ es sich der >Senftenberger Anzeiger< nicht nehmen,
auf akute Probleme im Straßenverkehr hinzuweisen, frisch & frei unter dem Motto:
>LINKS IST FREI UND RECHTS KOMMT AUCH EINER< !