Neues 273 - 2017-04-09

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Matthias
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Neues 273 - 2017-04-09

Beitragvon Matthias » Sa 8. Apr 2017, 08:31

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Harald
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Re: Neues 273 - 2017-04-09

Beitragvon Harald » Sa 8. Apr 2017, 10:50

Kreuztor-Zschille_resize.jpg

Die realistische Wiedergabe HISTORISCHER GEBÄUDE steht und fällt mit der Erfindung der FOTOGRAFIE, wenn auch in der Zeit davor schon zahlreiche Maler versuchten, herausragende BAUDENKMÄLER ins rechte Bild zu rücken.
Sofern das jeweilige BAUWERK noch steht, lässt sich auch vieles im Nachhinein erforschen. Richtig schwer wird es für Heimatforscher allerdings, wenn das Gebäude bereits von der Bildfläche verschwunden ist.
Dann freut man sich um so mehr über historische Fakten aus verschiedenen Quellen - bemerkt aber gewiss sehr bald, dass alle Texte vom Inhalt her meist gleich, zumindest aber sehr ähnlich sind.
So auch beim Thema

KREUZTOR

In Ermangelung einer detailreichen Beschreibung des Tores, verweist man auf die Namensgeberin, die KIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZ und lässt sich dann mehr oder minder über die dahinter gelegene KREUZGASSE (~STRASSE) aus.
Bei WIKIPEDIA lesen sich die Fakten, etwas gekürzt, wie folgt:

"Senftenberg wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung gegründet und entwickelte sich im Schutze einer Burg, welche von deutschen Rittern errichtet wurde. Die Stadt war planmäßig angelegt und befand sich westlich der Burganlage. Von West nach Ost führte die „Via Regia Lusatiae Inferioris“ (Niederstraße) durch Senftenberg. Da die Stadt im Norden und Osten durch Gewässer und Sümpfe geschützt war, verlief die Stadtmauer südlich und westlich von Senftenberg mit jeweils einem Stadttor im Westen und Osten. Das Stadttor im Osten hieß Schlosstor und das im Westen Kreuztor. Die Bezeichnung des Kreuztores und der davon zum Markt führenden Kreuzstraße leiten sich von der Kapelle Zum Heiligen Kreuz ab, die unweit im Vorort Jüttendorf stand."

Um nun die bislang erforschten Fakten zusammen zu tragen, lassen wir heute weitere "Quellen" zu Wort kommen. Den Anfang macht die ehemalige, langjährige Museumsleiterin ISOLDE RÖSLER mit einem Beitrag in der >Lausitzer Rundschau< vom 3. Juni 1992:

FUHRE WOLLE BLIEB IM KREUZTOR STECKEN
Historische Streiflichter: Heute von der Senftenberger Kreuzstraße,
einst eine vielbefahrene Handelsstraße

"Alte Straßennamen verdienen besondere Beachtung, weil sie die gedrängte Geschichte ihres Ortes in sich bergen. Sie sind willkommene Quellen für regionale Forschungsarbeit. Deshalb ist der Beschluß der Stadtverordneten vom 8. April 1992, einen Abschnitt der ERNST-THÄLMANN-STRASSE wieder in KREUZSTRASSE zurückzubenennen, sicher erfreulich. Es handelt sich dabei um den Straßenteil zwischen dem MARKT und der ehemaligen F 96. Ein Vergleich des Planes der Stadt Senftenberg aus dem Jahre 1691 mit der heutigen Situation ergibt, daß sich der Grundriß um den MARKTPLATZ über die Jahrhunderte erhalten hat. Durch die Umbenennung präsentiert sich das historische Stadtzentrum Senftenbergs nun wieder komplett mit seinen ursprünglichen Straßenbezeichnungen.
Die KREUZSTRASSE, einst KREUZGASSE, zählt zu den ältesten Straßenzügen. Sie zweigt in östlicher Richtung vom Markt ab und endete an dem Stadttor, genannt das KREUZTOR.
Es wurde 1848 als Verkehrshindernis trotz Protestes der Senftenberger abgerissen. Eine Wollfuhre aus Liegnitz war in seiner Durchfahrt steckengeblieben. Der Unmut der Bürger gegen diese Maßnahme ist in dem Gedicht >Des Senftenberger Torhauses letzte Klage< von Friedrich Lorenz verewigt.
In der KREUZSTRASSE standen einst bedeutende kommunale Einrichtungen, wie das Hospital, das städtische Gefängnis, das alte Schützenhaus und der aus dem 17. Jahrhundert stammende Gasthof >Zum goldenen Roß<.
Durchschritten die Bürger das Tor stadtauswärts , so führte sie die Straße geradewegs zur >Kapelle zum heiligen Kreuz< auf dem Gelände des ALTEN FRIEDHOFES.
In westlicher Richtung zweigte vom MARKT die SCHLOSSGASSE ab, die am zweiten Stadttor, dem SCHLOSSTOR, endete. KREUZSTRASSE und SCHLOSSGASSE stellten im 18. Jahrhundert eine reich befahrene Hauptverkehrsader durch die Stadt dar, die, aus Schlesien kommend, durch die Oberlausitz nach Lüneburg führte uns als LÜNEBURGER HAUPTSTRASSE bekannt war.
In die Amtszeit des Bürgermeisters Karl Ziehm (1896-1913) fiel die Umwandlung der Stadt in ein modernes Gemeinwesen, und davon waren auch Senftenbergs Straßen betroffen. Statt der bisher einheitlichen Durchnummerierung aller Häuser wurden sie ab 1901 straßenweise gesondert gezählt, und einige erhielten Kopfsteinpflaster.
Ich hoffe, dieser kleine Exkurs in die Geschichte Senftenbergs am Beispiel der KREUZSTRASSE hat Ihnen diese alte Straße nähergebracht und vertrauter gemacht."

Am 17. November des gleichen Jahres veröffentlichte die
>Lausitzer Rundschau< auch einen Beitrag des leider zu früh verstorbenen Senftenberger Heimatforschers WERNER FORKERT :

Kreuztpr Ausgrabung 1992.jpg

STADTMAUER - ODER KREUZTORRESTE ?
Kleine archäologische Sensation in Kreuzstraße entdeckt

"Die KREUZSTRASSE wird mit Maschinen aufgerissen, damit die tief liegenden Versorgungsleitungen erneuert werden können.
Als ich am Mittwoch an der Baugrube entlangging, entdeckte ich SCHERBENRESTE aus der frühdeutschen Zeit und starke MAUERRESTE. Sogleich erinnerte ich mich an 1987, als wir die Senftenberger STADTMAUER in der SALZMARKTSTRASSE wiederentdeckten. (Foto unten)
Der erfahrene Archäologe Meerheim aus Cottbus und die Stadtführer stellten durch Grabungen fest, daß unsere ehemalige 'halbe' STADTMAUER noch 1,20 Meter in die Erde führte und von der Erdoberfläche gemessen eine Höhe von 2,60 Metern erreichte.
Die Stadtmauer erstreckte sich an dem ehemaligen SCHLOSSTOR entlang, längs der heutigen RITTERSTRASSE und der SALZMARKTSTRASSE, bis zum KREUZTOR.
Das SCHLOSSTOR wurde im 30jährigen Krieg auf Befehl des Kurfürsten 1642 abgebrochen, das KREUZTOR trug man erst 1848 ab.
Die STADTMAUER war aus Feldsteinen errichtet worden, die mit Lehm verschmiert waren. Und die meisten Häuser unserer Stadt baute man seinerzeit aus Holz, das aus den landesherrlichen Waldungen unentgeltlich geliefert wurde. Nur zum Teil gab es Häuser aus Fachwerk, ganz wenige aus Stein, sie waren mit Stroh und Schindeln gedeckt.
Da unsere Stadt im Norden und Osten durch Sümpfe und Gewässer geschützt war, mußte nur eine STADTMAUER errichtet werden.
Durch Ausgrabungen in der KREUZSTRASSE werden wir vielleicht bald mehr über Stadtmauer oder Stadttore erfahren."

Haben wir wohl leider nicht - sonst hätte man es bestimmt irgendwo gelesen.
Dafür nimmt aber das >CAFÈ KREUZTOR< an ihrem "Namensgeber" löblichen Anteil und schreibt auf seiner Homepage, Rechtschreibfehler inbegriffen, unter der Rubrik GESCHICHTE folgendes:

"Die Stadt Senftenberg besaß im Altertum nur 2 Tore, die den Zugang zur Stadt gewährten. Das eine war das Schlosstor, welches sich vor der Festungsanlage befand, und das Kreuztor. Im Volksmund wurde es auch "Peitzer Tor" genannt. Diese beiden Stadttore schützten die Senftenberger Bürger stets vor Gefahren und Angriffen von außerhalb.
Als jedoch das Schlosstor 1642 zu millitärischen Zwecken abgetragen wurde, stand Anfang des 18. Jahrhunderts auch die Zweckmäßigkeit des Kreuztores in Frage. Die Stadtoberen schwankten in Ihrer Entscheidung, ob man es zu einem Polizeigefängnis oder gar einer Dienerwohnnung ausbauen sollte.
Auch ein Abriss wurde in Erwägung gezogen, und dazu sollte es durch ein ungewolltes Ereignis dann auch kommen.
1847 wollte eine Wollfuhre aus Liegnitz das Kreuztor passieren und blieb mit dem Fuhrwerk im zu enden Torbogen stecken. Da das Kreuztor nur noch als Verkehrshindernis angesehen wurde, war das Schicksal des Kreuztores entschieden und im Jahr 1848 auf Anweisung der Stadtverwaltung abgerissen.
Die Wetterfahne, die einst dieses stolze Tor schmückte,
ist im Museum Senftenberg zu besichtigen.
An das Kreuztor erinnert heute eine Gedenktafel, die an seinen einstigen Standort in der Kreuzstraße in den Boden eingelassen wurde."

Bleibt nur noch die Frage offen, ob die WOLLFUHRE schon 1847 oder erst 1848 steckengeblieben war. Da scheinen sich die "Quellen" nicht ganz einig zu sein...
Wir Heimatforscher trauern allerdings viel mehr darüber, dass wir es einem schnöden LEITERWAGEN zu verdanken haben, nicht mehr mit österlichen Birkenzweigen durch ein echtes STADTTOR lustwandeln zu können... :(

Am Stadttor 2_resize.jpg


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