Nein. Falsch getippt. Als
LEHRER i.R., der nur noch in
(WEIHNACHTS-) FERIEN lebt, widme ich mich heute mal nicht der
SCHULE,
sondern der weihnachtlichen
GESCHÄFTSWELT.
>ALLE JAHRE WIEDER< läuft das WEIHNACHTSGESCHÄFT auf Hochtouren und parallel dazu auch die periodisch wiederkehrende Diskussion über VERKAUFSOFFENE SONNTAGE.
In früheren Zeiten hatten nämlich fast alle GESCHÄFTE, allen voran die großen KAUFHÄUSER, an den DREI LETZTEN SONNTAGEN VOR WEIHNACHTEN geöffnet.
Um den gewünscht steigenden Umsatz und Gewinn der Geschäftsleute zu versinnbildlichen, bekamen sie die Bezeichnungen >KUPFERNER, SILBERNER & GOLDENER SONNTAG<
Am 2. Adventssonntag lief das Weihnachtsgeschäft etwas verhalten an, steigerte sich aber erheblich am 3. und brachte schließlich am 4. Advent Rekordumsätze.
Auf Derartiges hoffte alljährlich wohl auch die SENFTENBERGER GESCHÄFTSWELT.
Was diesbezüglich vor 90 Jahren zur ADVENTSZEIT bei uns los war, entnehmen wir dem >Senftenberger Anzeiger< von 1928:
DER KUPFERNE SONNTAG (10.Dezember)„Mit dem gestrigen Tage begannen die geschäftsoffenen weihnachtlichen
EINKAUFSSONNTAGE. In diesem Jahre setzte der
Verkehr auf den Straßen schon um die Mittagszeit recht rege ein.
Auf dem
BAHNHOF, wo mit verstärkten Zügen stets neue Menschenfluten sich in die
BAHNHOFSTRASSE ergossen, und an den Haupteinfallspforten für Fahrzeuge,
im Westen in der
KAISER-FRIEDRICH-STRASSE und nach Osten zu in der
SCHLOSSSTRASSE und auch in der
SCHMIEDESTRASSE nahm der Verkehr augenblicksweise beängstigende Formen an. Am stärksten waren
SPIELWARENGESCHÄFTE, Geschäfte mit
TEXTILWAREN aller Art vom Publikum bevorzugt. Dann rangieren Spezialhäuser für
GESCHENKARTIKEL und
SCHUHWAREN und, den Umständen angemessen, stark, Geschäfte mit
ZUCKERWAREN. Einige Häuser mit
SPIELWAREN waren gezwungen, wegen Ueberfüllung ihre Geschäftslokale zu schließen, eine Erscheinung,
die am hiesigen Platze gewiß zu den Seltenheiten gehört.
Daß der
WEIHNACHTSVERKEHR am
KUPFERNEN SONNTAG bereits einen noch nie erlebten starken Aufschwung genommen hatte, ist sicherlich auch auf die mit den im letzten Jahre vorgenommenen Um~ und Neubauten verbundenen Vermehrungen und Vergrößerungen von Geschäftshäusern zurückzuführen.
Das Publikum hat erkannt, daß ein Besuch größerer Städte zur Besorgung von
WEIHNACHTSEINKÄUFEN nicht mehr notwendig ist.
Auch war das Käuferpublikum für die von allseitig propagierte Mahnung: Macht Weihnachtseinkäufe frühzeitig !
mehr als in früheren Jahren zugänglich. Einher mit dem starken Geschäftsverkehr ging auch ein starker Besuch der
GASTSTÄTTEN.“
DER SILBERNE SONNTAG (15.Dezember)„Strahlender, glänzender, blendender als der
KUPFERNE kommt er.Wenn auch der erste geschäftsoffene
SONNTAG schon eine große
VERKAUFSFLUT gebracht hat, wie sie in diesem Jahre als Seltenheit dasteht, so hoffen doch die Geschäftsleute für morgen auf einen ‚noch besseren Tag‘.
Da der
GOLDENE SONNTAG in diesem Jahr sehr ungünstig vor dem Fest liegt, wird sich wohl morgen der größte
GESCHÄFTSVERKEHR von allen dreien abwickeln. Wenn man dann in der drängenden, suchenden Menge wandert, mit Paketen beschwert – so weit das liebe Geld reicht – in knisternden Tüten,
frohmachende Herrlichkeiten für das Fest – wer mag die Dinge alle zu nennen – und die heimliche Freude auf allen Gesichtern sieht,
dann zieht die Vorfreude für das Fest ein, ein
SILBERNES KLINGEN nicht nur in den Läden, sondern auch in den Herzen:
Bald ist’s
WEIHNACHTEN!“
KLEINE ÜBERRASCHUNG: einen Tag vor dem letzten verkaufsoffenen Sonntag erreichte ein HILFERUF die Leserschaft des Lokalanzeigers:„
WEIHNACHTEN ! Geschäftig sieht man am Heiligabend noch letzte Hand anlegen, um alles für den
GABENTISCH zurecht zu haben, wenn der höchste Moment eintritt: es wird noch schnell ergänzt, das etwa Fehlende herangeholt, aber wenige denken wohl daran, daß sich auch
DIEJENIGEN auf Weihnachten freuen, die das ganze Jahr hinterm
LADENTISCH stehen und mehr oder weniger angestrengt bemüht sind, mit Pflichteifer der Kundschaft Wünsche zu erfüllen.
Wäre es da nicht angebracht, allgemein darauf zu halten, diesen Leuten wenigstens am
HEILIGABEND etwas früher die Bürde der Arbeit insofern zu erleichtern, indem man seine Wünsche rechtzeitig, d.h. bis
MITTAG voll befriedigt und nicht bis kurz vor
LADENSCHLUSS die Verkäufer traben läßt ?
Bei gutem Willen geht alles…“
DER GOLDENE SONNTAG (22.Dezember)„In diesen Tagen kam die gute Kunde, daß der
SILBERNE SONNTAG die auf ihn gesetzten Hoffnungen der Geschäftsleute ‚im allgemeinen‘ erfüllt habe:
das Publikum hatte sich wieder ans
KAUFEN gewöhnt und das sei immerhin als ein fröhlicher Anfang zu betrachten.
Die fröhliche Fortsetzung nun erwartet man für den fälligen
GOLDENEN SONNTAG. Im großen und ganzen unterscheidet sich der
GOLDENE von dem
SILBERNEN nur durch die Metallfarbe – in ihres Wesens Kern sind sie einander gleich und ebenbürtig, nur daß es am
GOLDENEN noch ein bißchen ‚intensiver‘ zugeht als eine Woche vorher.
Es ist, wenn wir uns bei einer so bedeutsamen Sache so vulgär ausdrücken dürfen,
DIE HÖCHSTE EISENBAHN, und wer mit seinen
WEIHNACHTSEINKÄUFEN noch immer nicht im reinen ist, hat jetzt, in zwölfter Stunde, die letzte Gelegenheit, sich mit Eifer in das Vergnügen zu stürzen und zu kaufen, was seinem Beutel erreichbar ist. Diesmal beinahe die allerletzte! Denn es ist zu bedenken, daß in diesem Jahre der
GOLDENE SONNTAGdicht vor
HEILIGABEND anhebt und aufhört, und daß an dem ‚Halbtage‘, der ihm folgt, kaum noch etwas Rechtes anzufangen ist. Man hat sich also zu beeilen, und wer irgend auf Tüchtigkeit Anspruch erhebt, muß sich am Abend des
GOLDENEN nach Ladenschluß mit dem berühmten Brustton der Überzeugung sagen können:
‚So! Ich bin fertig! Nun kann die Familie aufmarschieren!‘ Mit Wünschen ist ja nicht viel getan, und es ist durch sie allein wahrscheinlich noch niemals eine
KASSE gefüllt worden, aber wir glauben,
daß uns die, so etwas zu verkaufen haben und die es vor dem weihnachtlichen
LICHTERANZÜNDEN noch rasch an den Mann oder die Frau bringen möchten,
nicht sonderlich böse sein werden, wenn wir ihnen für den
GOLDENEN SONNTAG ein wirklich
GOLDENES GESCHÄFT wünschen.
Was hiermit geschieht!“
Exakt am HEILIGABEND zog man dann in der Redaktionsstube des Lokalblattes BILANZ und konstatierte wider Erwarten:
DER SILBERNE WAR DER GOLDENE SONNTAG (24.Dezember)
„Das ist in kurzen Worten das Ergebnis des gestrigen letzten
EINKAUFSSONNTAGS. Das wundert nicht weiter, denn am vorletzten Tage vor dem
FEST sind zum allergrößten Teil die Bedürfnisse des
KÄUFERPUBLIKUMS mehr auf realere Dinge gerichtet, d.h. es wurden Sachen gekauft, die für die
FESTTAGSTAFEL bestimmt sind.
So kam es, daß der Verkehr in den Geschäften und in den Abteilungen mit
GROSSKONFEKTIONSSTÜCKEN sich in sehr mäßigen Grenzen bewegte.
Auch der Bedarf an
SPIELWAREN war in der Hauptsache gedeckt. Im Wesentlichen wurden gestern
ERGÄNZUNGSARTIKEL gekauft,
das sind
GEGENSTÄNDE in der Preislage bis zu ca. 10 RM., die dazu dienen, einem
GABENTISCH die letzte Fülle zu geben.
Das vorher Gesagte gilt wohl für alle Branchen, einschließlich der
GOLD~& SILBERWAREN, die am
SILBERNEN SONNTAG ebenfalls ihren
HAUPTVERKAUFSTAG hatten. Der Andrang in Geschäften mit
ZUCKERWAREN aller Art war nach wie vor ziemlich stark.
Auch die
LEBENSMITTELBRANCHE hatte Belebung in verschieden Artikeln zu verzeichnen.“
Man konnte also zufrieden sein. Ein noch weiterer Blick zurück in die Vergangenheit beweist, dass dies durchaus nicht Standard war,
denn im Jahre 1875 klagten die Geschäftsleute im >Senftenberger Anzeiger<:
„Der WEIHNACHTSEINKAUF ist gleich Null. Das Publicum hat kein Geld und so bescheiden wie dieses Jahr waren die GESCHENKE noch nie, die man sich gegenseitig machen wird…“Wünschen wir also den Senftenberger Händlern für das diesjährige Weihnachtsgeschäft ausgesprochen „GOLDENE ZEITEN“ !...aber
AUFGEPASST: diese
ANKÜNDIGUNG (siehe unten) dient wohl in erster Linie dem
"UMTAUSCHGESCHÄFT":