Wenn das
ALTE JAHR zu Ende geht, blicken alle schon mit großen Hoffnungen und Erwartungen auf das
NEUE JAHR,
für das man sich vor allem natürlich Gesundheit, Glück, Erfolg und Wohlstand wünscht. Doch bei guten Wünschen bleibt es meist nicht,
weshalb
GLÜCKSBRINGER Hochkonjunktur haben:
HUFEISEN, 4-ECKIGE KLEEBLÄTTER, SCHORNSTEINFEGER, FLIEGENPILZE und
Während es in früheren Zeiten zur guten Tradition gehörte, sich zu Silvester ein lebendes
FERKELCHEN zu schenken, kommt das heute nur noch sehr selten vor.
In symbolischer Erinnerung an den alten Brauch schenkt man sich heute lediglich kleine
MARZIPANSCHWEINCHEN.
Seit etwa 8.500 Jahren wird das
SCHWEIN als Haustier gehalten.
Es dient als Symbol der Fruchtbarkeit, denn pro Wurf bringt eine
SAU etwa zehn
FERKEL zur Welt und bei gewöhnlich zwei Würfen im Jahr kann sich der Besitz eines
SCHWEINS schnell vervielfachen.
Daher war das
BORSTENVIEH zu allen Zeiten auch ein Zeichen von Wohlstand und Glück. Als anspruchsloser Allesfresser ließ sich ein
FERKEL mühelos zum
SCHWEIN mästen, mit jeder Menge Fleisch auf den Rippen. Wer also in vergangenen Zeiten ein
SCHWEIN besaß, musste somit kaum Hunger leiden und brachte seine Familie gut durch den Winter. Er hatte halt
„SCHWEIN GEHAB‘T“.
Diese Redewendung lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Demnach erhielt bei Wettspielen der Verlierer als Trostpreis ein
FERKEL. "Der hat
SCHWEIN gehabt" bedeutet demnach, jemand hat unerwartetes, mitunter sogar unverdientes
GLÜCK gehabt.
Von der Nahrungsreserve
SCHWEIN war es daher bis zum
SPARSCHWEIN nur noch ein kleiner Schritt.
Solch ein
GÖTTLICHES TIER – es frisst Reste und liefert Schmalz, Schinken und Sülze – genoss natürlich auch den Segen der
KIRCHE. Der bekannteste
SCHWEINEHEILIGE ist der Abt Sankt Antonius. Wilhelm Busch zeigt in einer seiner Schnurren, wie Antonius an der Himmelstüre klopft und dabei ein
SCHWEIN mit sich führt. Die Empörung der Frommen ob der
SAU im Himmel war groß.
Doch
MARIA hatte ein Einsehen:
„Willkommen! Gehet ein in Frieden!
Hier wird kein Freund vom Freund geschieden.
Es kommt so manch ein SCHAF herein,
warum nicht auch ein braves SCHWEIN.
Da grunzte das SCHWEIN, die Englein sangen.
So sind sie beide hineingegangen.“
Die sogenannten
ANTONIUS-SCHWEINE durften solange im Dorf frei herumlaufen, bis sie jeweils am 17. Januar, dem
ANTONIUSTAG, geschlachtet wurden – ein
GLÜCKSTAG, zwar nicht für die
SCHWEINE, dafür aber für die
ARMEN, denen das Fleisch geschenkt wurde...
In
SENFTENBERG und Umgebung verkürzten allerdings zahlreiche
SPITZBUBEN die ungeliebt lange
WARTEZEIT, und holten sich bereits vor bzw. auch noch nach dem
aus fremder Leute Ställen ihre
>GLÜCKSSCHWEINE<, wie im >Senftenberger Anzeiger< wie folgt zu lesen war:
24. November 1918„Ein EINBRUCH wurde in vergangener Nacht in einem Stallgebäude Moritzstraße Nr. 21 verübt. Die DIEBE erbrachen das Schloß der Tür und schlachteten an Ort und Stelle ein dort vorgefundenes SCHWEIN im ungefähren Gewicht von 150 Pfund ab. Während man die Eingeweide unter dem Schuppen zurückließ, hieß man das gesamte FLEISCH mit sich gehen. Die DIEBE nahmen ihren Weg nach dem BAHNGLEIS zu, nachdem sie die Oeffnung in das Drahtnetz, welches das Grundstück umfriedigt, geschnitten hatten.“Nachtrag vom 26. November:„Wir können noch mitteilen, daß die DIEBE einen noch ziemlich neuen ZEMENTSACK ohne Inhalt am Tatorte zurückgelassen haben, auf welchem sie anscheinend das FLEISCH des geschlachteten SCHWEINES gelegt hatten.“25. November 1918:Diese
MELDUNG ist insofern interessant, da hier aufgezeigt wurde, wie man
MIT KLEINEN SCHWEINCHEN GANZ LEGAL KRIMINELL WERDEN konnte:
„Am letzten FERKELMARKT herrschten ZUSTÄNDE, wie sie wohl bisher noch nicht aufgetreten sind. So boten HÄNDLER in einem beobachteten Falle 70 Mark für das Stück FERKEL, warfen diese in ihren danebenstehenden Kasten und verkauften dieselben FERKEL dann pro Stück mit 120 Mark. Sie verdienten also im Handumdrehen 50 Mark an jedem FERKEL. So manche arme Arbeiterfrau ging mit leerer Kiepe nach Hause und mußte ihre Hoffnung, ein SCHWEINCHEN zu annehmbarem Preise zu erhalten, um für die kommenden schweren Zeiten ihren hungernden und bleichsüchtigen Kindern eine Aufbesserung der Kost geben zu können, leidvoll begraben…
Dem Unwesen, daß HÄNDLER für stärkere FERKEL jeden Preis zahlen, um diese FERKEL dann nach Dresden als SCHLACHTWARE für unsinniges Geld abzusetzen, sollte auf jeden Fall ein Riegel vorgesetzt werden.“ 27. November 1918„Ein EINBRUCH wurde in dem KELLER der Frau Witwe H. zu BUCHWALDE verübt. Die DIEBE erbrachen die vor dem Fenster angebrachten schweren Eisenstäbe und gelangten somit in das Innere. Dort fanden sie eine reichliche Beute von einem in der Woche vorher geschlachteten SCHWEINE im ungefähren Gewicht von 3 Zentnern vor.
Der gesamte Vorrat wurde bis auf ein Zipfelchen Leberwurst buchstäblich fortgeschleppt. Außerdem fielen den Dieben 2 große Töpfe mit eingemachten Pflaumen, 1 Topf mit Kirschen und 3 ½ Brote in die Finger. Zum Transport von WURST und FETT hießen sie einen Tiegel, Teller und Schieber mit sich gehen. Als ein etwa 75 Jahre alter Nachbar auf das Geräusch aufmerksam gemacht wurde und nach der Ursache durch sein Schlafstubenfenster Umschau hielt, riefen die geriebenen Diebe ihm zu, er solle wieder zu Bette gehen und ruhig weiterschlafen.
Das alte Männchen, welches der Sache nach keine Bedeutung beilegte, zog sich in sein Kämmerchen zurück. Die Diebe konnten nun ungestört weiterarbeiten. Trotz der reichlichen Beute, die mittels Handwagens weggeschleppt werden mußte, stahlen sie aus dem Stalle noch 2 fette GÄNSE. Auch dem Nachbar Sch. wurden 2 GÄNSE entwendet.“23. Dezember 1918:„Ein EINBRUCH wurde bei dem Bauer Heinrich L. in SORNO verübt. Die DIEBE überkletterten eine das Grundstück umgebende Mauer und erbrachen die Tür des Stallgebäudes. Ein im Stall vorhandenes SCHWEIN im Gewicht von ungefähr 2 Zentner wurde an Ort und Stelle abgeschlachtet. Die Eingeweide ließ man am Tatorte zurück. Den Dieben fielen ferner 6 starke GÄNSE in die Finger. Zum Abtransport der Beute hatte man einen Handleiterwagen benutzt, den man einige hundert Meter vom Gehöft entfernt aufgestellt hatte. Die Wagenspur führt bis nach REPPIST und geht man wohl in der Annahme nicht fehl, die DIEBE hier in Senftenberger Gegend suchen zu müssen.
Trotzdem auf dem Gehöft ein bissiger HUND vorhanden war, gelang es den Dieben, ungestört ihr Handwerk zu verrichten.“Und im neuen Jahr ging es gleich flott weiter:
4. Januar 1919:„In vorvergangener Nacht ist in THAMM Hauptstraße Nr. 36 ein SCHWEINESTALL erbrochen und aus demselben ein ungefähr 60 Pfd. schweres SCHWEIN entwendet worden. Das SCHWEIN wurde im Stalle abgestochen und in dem angrenzenden Garten ausgenommen und die Eingeweide auf den Düngerhaufen geworfen. Der Geschädigte wollte die SCHLACHTUNG am selben Morgen vornehmen lassen und hatte bereits den FLEISCHER dazu bestellt. Als man aber an die Arbeit gehen wollte, mußte man zum größten Erstaunen die Wahrnehmung machen, daß die SPITZBUBEN das Werk vollbracht hatten. Unter dem dringenden Verdacht, den DIEBSTAHL vollführt zu haben oder aber daran beteiligt zu sein, wurde der Fleischerlehrling Kurt L. vorläufig festgenommen, da er sich in Nebendorf ebenfalls bei einem SCHWEINEDIEBSTAHL beteiligt hatte.“
8. Januar 1919:„Ein EINBRUCH wurde bei dem Halbhüfner Gottlieb Jank in NIEMTSCH verübt. In der Räucherkammer fielen den Dieben die gesamten Fleisch~ und Wurstwaren eines geschlachteten SCHWEINES in die Finger. Mit diesem Raube begnügte sich die Bande nicht und hieß noch 3 Oberbetten, ein neues Kopfkissen, 3 gute Stoffhosen, 1 Damenmantel und diverse Säcke mit der Bezeichnung >Jank-Niemtsch< mit sich gehen. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Tausend Mark. Nach den hinterlassenen Spuren ist die Beute anscheinend von dem nahe gelegenem Walde aus mit Handwagen abtransportiert worden.“
Apropos
SCHWEINETRANSPORTER – abschließend noch ein kleiner
WITZ:
„Zwei Ausländer haben im Dorf ein SCHWEIN geklaut. Sie setzen es auf die Rückbank ihres Autos und fahren los.
Als sie am Ortsausgang eine Verkehrskontrolle sichten, binden sie dem Schwein zur Tarnung schnell noch ein Kopftuch um.
Der Wachtmeister hält sie an, schaut in den Wagen, winkt ihn durch:
„Ok, weiterfahren.“ – und sagt dann zu seinem Kollegen:
„Ich weiß nicht, wie es die Ausländer schaffen, immer unsere besten Weiber abzuschleppen.“Natürlich gibt es auch
FROM ME TO YOU die besten
WÜNSCHE für das
NEUE JAHR - und denken Sie bitte daran,
GELD ALLEIN macht nicht glücklich,
auch wenn es durchaus ab & an eine beruhigende Wirkung auf den
BESITZER ausübt...!