Neues 369 - 2019-04-14

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Matthias
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Neues 369 - 2019-04-14

Beitragvon Matthias » Sa 13. Apr 2019, 10:44

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Harald
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Re: Neues 369 - 2019-04-14

Beitragvon Harald » So 14. Apr 2019, 14:37

Steinmetz 1698_resize.jpg

Trefflich Illustriert und gereimt beschrieben der prominente Nürnberger Schuhmacher & Poet HANS SACHS Anno 1568;
bzw. der Kupferstecher CHRISTOFF WEIGEL im Jahre 1698 den

STEINMETZ / STEINHAUER,

welcher seit jeher als HANDWERKER galt, der Steine erst grob zu Quadersteinen behaut und danach unter Zuhilfenahme spezieller WERKZEUGE, deren richtigen Gebrauch er gut verstehen muss, aus ihnen allerhand architektonische Verzierungen anfertigt.
„Die erste Gestaltung, welche der Steinmetz dem rohen STEINBLOCK mit der Zweispitze oder dem Spitzmeißel ertheilt, nennt man RAUH BOSSIRT; werden die Flächen der so vorgearbeiteten Steine mit dem Krönel~, Pick~ oder Stockhammer besser geebnet oder glatter gemacht, heißen die Gegenstände GEKRÖNELT oder GESTOCKT oder REIN BEARBEITET; wenn endlich durch das Halbeisen und Scharrir~ oder Breiteisen den Flächen eine Glätte verschafft wird, nennt man dieselben SCHARRIRT. Hiermit sind die Steine vorbereitet genug, um mittelst Sand oder Schmirgel GESCHLIFFEN oder weiterhin POLIRT zu werden.“

Da dieses Handwerk heutzutage meist nur noch auf Grabplatten, ~male und ~monumente reduziert wird, lohnt ein Blick in das Angebot der
>VORNEHMSTEN ARBEITEN DES STEINMETZENS< in grauer Vorzeit, als da waren:

Quaderstücke, Schwellen, Säulen, Fenster~ & Türeinfassungen, Gesimse, Platten, Treppen, Altäre, Tauf~ & Leichensteine, Brunnen, Röhrkästen, Gießsteine in Küchen, Wassertröge & ~behälter, Gewölbe, Keller, Kamine, Schlote, Kirchen, Schlösser, Paläste, Türme. Mauern, Basteien, Festungen, steinerne Mörser, Särge, Vasen, Schleifsteine, Platten, auf welchen Farben gerieben werden u. dgl. mehr…

Als HANDWERKSZEUGE benutzte er hierzu gut verstählte und gehärtete Meißel, Hämmer, Spitzer, Klöppel oder Schlägel, Bürsten, Richtscheite, Winkelhaken, Lineale, Stangenzirkel etc.

Werkzeug_resize.jpg

Recht interessant fand ich überdies die folgenden Maßnahmen zur GESUNDHEITSFÜRSORGE:
„Er sucht den Stein durch öfteres Besprengen mit Wasser feucht zu erhalten, um den Staub, welcher der Gesundheit sehr nachtheilig ist,
wenigstens zu vermindern. Die nachtheilige Wirkung desselben vermindert er auch durch öfteren Genuß von fetten Speisen und Getränken,
z. B. von Butterbrod, von Milch etc.“


Mancherorts gab es allerdings auch die Unterscheidung zwischen STEINHAUER & STEINMETZEN, wobei erstere nur die groben Arbeiten im STEINBRUCH, letztere am Bau steinerner Gebäude und der Verzierung derselben zugange waren.
STEINHAUER lernten nur 3 Jahre und trugen bei der Arbeit nur ein einfaches SCHURZFELL, während die Ausbildung zum STEINMETZ 5 Jahre dauerte und mit dem Tragen einer BLAUEN SCHÜRZE gekrönt wurde. Lernen, Wandern und Meisterstücke waren nach Verschiedenheit des Orts und der Zunfteinrichtung verschieden.

Geselle & Meister_resize.jpg

Da ihm besonders Privatgebäude, Brücken u. dgl. übertragen wurden, sah man leicht, welche Kenntnisse & Geschicklichkeit sich derjenige, der diesem Gewerbe als Meister vorstehen, oder auch nur als ein brauchbarer Gesell dienen wollte, zu erwerben hatte. Der Gebrauch des Lineals und Zirkels, die
Grundsätze der architektonischen Zeichenkunst sowie der richtige Gebrauch der manuellen & maschinellen Hilfsmittel waren unabdingbare Voraussetzungen für jeden STEINMETZ.

Vielfach gehört die STEINMETZARBEIT schon in den Bereich der BILDHAUEREI.
Bei der Ausarbeitung von Vasen, Laubwerk oder kleinen Figuren, ob in weichem Sandstein oder hartem Marmor, bedarf es schon hinlänglicher Geschicklichkeit.
Den Wert einer STEINMETZARBEIT bestimmt der jeweilige STEIN, aus welchem sie verfertigt wird, die ZEIT, welche er hierfür benötigt, der übliche TAGESLOHN und natürlich auch die ABNUTZUNG der Werkzeuge, die wiederholt geschärft werden müssen.
Im sogenannten >MUSTERBUCH< holt(e) sich jeder Steinmetz die nötigen und nützlichen Anregungen zur Bildung eines möglichst guten, zeitgemäßen, doch vor allem wohl kundenfreundlichen Geschmacks.

musterbuch_resize.jpg

Abschließend sei mir die Anmerkung gestattet, dass ich ALLEN HANDWERKERN, welcher BRANCHE sie auch angehören, ein riesengroßes LOB zolle. Sie sind auch für den Heimatforscher Gold wert, weil sie stets die Geschichte der jeweiligen Stadt und ihrer Bürgerschaft mit deren Traditionen widerspiegeln.
Auf Reisen schlendere ich unheimlich gern durch alte Stadtviertel und erfreue mich an historischen ZUNFTZEICHEN über den Eingangstüren der Werkstätten.
Mittlerweile habe ich auch ein Faible für die „charmanten“ WERBEANZEIGEN von Senftenberger Firmen & Geschäften im schon etwas verblichenen >Senftenberger Anzeiger<.
Das nachfolgende MERKLE – LOGO ist zwar nicht echt – sieht aber doch zeitlos schön aus, oder?

Logo Merkle_resize.jpg

Apropos TRADITION:
Der >Schlesische Sagenschatz< von 1840 hat auch einen STEINMETZ zu bieten:

„Zwischen BUNZLAU und dem GRÖDITZBERGE nahe bei dem Dorfe WARTHAU steht in dem STEINBRUCHE noch heut zu Tag eine mächtige aus GRANIT gehauene BRAUPFANNE.
Es lebte aber vor alten und langen Zeiten im Dorfe WARTHAU ein STEINMETZ, ein gar böser und lockerer Gesell, der nichts that, denn auf arge Streiche ausgehen. Als er nun wieder einmal bei einem solchen gefangen worden, da wurde ihm zur Sühne die Strafe aufgegeben, aus einem großen STEINBLOCK im Bruch einen viereckigen TROG zu hauen, auch die Zeit ihm dazu bestimmt und eine harte Todesstrafe darauf gesetzt, wenn er zu dieser Frist nicht den TROG vollendet haben würde.
Anstatt aber sich eifrig ans Werk zu machen, trieb sich der STEINMETZ in allen Schenken umher, verbrachte die Zeit, und dachte erst an seine Arbeit am Abend, bevor sie fertig werden sollte. Da erfaßte ihn eine große Angst, und rathlos beschwor er er endlich den TEUFEL, um ihm zu helfen. der Böse hatte aber schon lange auf seine arme Seele gelauert, stellte sich also bald ein, und versprach ihm die Arbeit zu verrichten, wogegen ihm der STEINMETZ seine Seele verschrieb.
Der Leichtsinnige aber vergaß dabei sich eine Frist auszudingen, und als nun am Morgen alles Volk aus WARTHAU nach dem Steinbruche zog, das Werk dort zu schauen, da hatte der TEUFEL richtig sein Wort gelöst, und aus dem Steinblock eine mächtige viereckige PFANNE mit weit ausgeschweiftem Kropfe gehauen, und rings umher noch 12 kleinere KÜBEL. Der Werkmeister aber war nirgends zu schauen, denn der TEUFEL hatte sich alsbald bezahlt gemacht und seine Seele mit sich hinweggeführt. Im Walde fand aber fand man seine zerrissenen Gliedmaßen umhergestreut.“


Teufel_resize.jpg

Der WARTHAUER SANDSTEIN ist von gelber, gelbbrauner und gelb-weißer Farbe und wird in Polen bei Warta Bolesławiecka (Alt Warthau) abgebaut.
Es handelt sich um einen bauhistorisch bedeutenden und überregional verbreiteten Sandstein.
Verbaut wurde er z.B. am Reichstagsgebäude, Berliner Dom und an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, am Neuen Palais und Schloss Sanssouci in Potsdam.


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