Neues 415 - 2020-03-15

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Matthias
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Neues 415 - 2020-03-15

Beitragvon Matthias » Sa 14. Mär 2020, 10:10

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Harald
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Re: Neues 415 - 2020-03-15

Beitragvon Harald » So 15. Mär 2020, 15:43

Kriegerdenkmal_resize.jpg

Eine große Anzahl von Gemeinden trug dem Wunsch der Kriegshinterbliebenen Rechnung, indem sie den im 1. Weltkrieg Gefallenen EHRENTAFELN in oder bei der KIRCHE bzw. EHRENDENKMÄLER auf dem FRIEDHOF oder einem ZENTRALEN PLATZ des Ortes errichteten, um somit ihre teuren Toten zu ehren.
Dies führte allerdings bereits zu Beginn der 1920er Jahre zu einer wahren Flut von KRIEGERDENKMÄLERN, die von diversen Traditions~ & Kriegervereinen mit Wohlwollen der Gemeindevertretungen initiiert wurden.
So geschehen auch in HÖRLITZ, wo man laut >Senftenberger Anzeiger< am 3. März 1921 das >Denkmalprojekt< ankurbelte und dabei gleichzeitig an die „Opferwilligkeit“ der Bewohner der beiden Ortsteile DORF & FLUR appellierte:

„Nachdem es gelungen ist, zwischen den Vereinen von Dorf und Flur ein Einvernehmen betreffs der PLATZFRAGE herbeizuführen, ist das Projekt zur
SCHAFFUNG EINES DENKMALS FÜR UNSERE GEFALLENEN
bedeutend näher gerückt und ist auch die Ausführung desselben schon vergeben. Leider muß die OPFERWILLIGKEIT der hiesigen Einwohner in Anspruch genommen werden und wird in Dorf und Flur je eine HAUSLISTE zirkulieren, wozu sich einige Einwohner in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt haben. Es ergeht hiermit an alle Gemeindeangehörige die herzliche BITTE, zeichne jeder nach seinen Kräften. Gleichzeitig werden die Angehörigen der etwa noch nicht gemeldeten Gefallenen, Vermißten und infolge des Krieges Verstorbenen gebeten, die MELDUNG sofort, spätestens aber bis zum 12. März beim Gemeindevorsteher Ciellas oder bei Gastwirt Haufe anzubringen, spätere Meldungen können nicht mehr berücksichtigt werden.“

Der stets in Feier~ & Tanzlaune befindliche JUGENDVEREIN von HÖRLITZER FLUR wurde hellhörig, und stellte sich am 14. März 1921 per „Wohltätigkeitsfest“ in den Dienst der Gemeinschaft – und dabei eine symbolische SAMMELBÜCHSE auf:

„Wie unseren Bewohnern bekannt sein dürfte, hat sich in unserem Orte ein KOMITEE gebildet, welches vereint mit den Vereinen arbeitet zwecks Aufstellung eines DENKMALS DER IM WELTKRIEGE GEFALLENEN.
Dazu will auch der Jugendverein >Einigkeit< hierselbst sein Möglichstes tun, und es findet am 2. Osterfeiertag in Zahn’s Gasthof – Hörlitzer Flur ein großer OPFERTAG als Wohltätigkeitsfest statt. Den Bewohnern von Flur und Dorf sei hiermit die einzige Bitte ans Herz gelegt, den Verein an diesem Tage durch ihren Besuch zu unterstützen. Der Vorstand, vereint mit den besten Kräften seines Vereins, wird keine Mühe scheuen, keine Arbeit wird ihm zu schwer sein, um den Besuchern einen genußreichen Abend zu bieten. Derselbe wird beginnen mit allerhand Vorträgen, Gesängen und anderen Vorführungen und enden mit einem frohen Tanze, sodaß jeder Besucher auf seine Kosten kommen wird. Darum versäume niemand, zu kommen.“


Inserate_resize.jpg

Dann muss alles sehr schnell gegangen sein:
Unmittelbar nach zwei weiteren VERANSTALTUNGEN am 4./5. Juni 1921 – wobei nur in HÖRLITZ-DORF >zu Gunsten des Denkmalfonds< gefeiert wurde – erfolgte schon eine Woche später die DENKMALEINWEIHUNG, bei der FESTZUG & WEIHEAKT ziemlich schnell abgehakt wurden – zugunsten populärerer Programmpunkte, angefangen vom BRUNCH bis zum großen öffentlichen BALL:

Einweihung_resize.jpg

Dann kehrte erst einmal sprichwörtliche >TOTENRUHE< ein, die auch nicht durch irgendwelche Kranzniederlegungen gestört wurde.
Ein knappes Jahr später, am 21. April 1922, allerdings ein unvermittelter „Aufschrei“ seitens der Hörlitzer Einwohnerschaft:

„Nach mühevoller Arbeit tatkräftiger Männer war es gelungen, den aus der Gemeinde HÖRLITZ im Weltkriege gefallen Helden eine GEDÄCHTNISSTÄTTE zu errichten, dank der Mitarbeit und Unterstützung der Einwohner und der umliegenden Werke.
Leider wird heute, kaum nach einem Jahr, das DENKMAL nicht beachtet, besonders durch die SCHULJUGEND, die in der Nähe des Denkmals ihre Belustigungen im Fußballspiel und sonstigem Spiel treibt.
Es ist mehrfach beobachtet worden, daß der FUSSBALL oft in die UMZÄUNUNG des Denkmals hinüberfliegt und unter den Anlagen Schaden anrichtet. Besonders noch, wenn der Ball von der Jugend herausgeholt wird, wird rücksichtslos auf den ANLAGEN herumgetreten.
Es ist bei uns doch wohl gewiß Platz genug vorhanden, wo die Kinder ihre BELUSTIGUNGEN abhalten können; es braucht doch nicht am DENKMAL zu sein. Die ELTERN werden gebeten, künftig ihren Kindern das SPIELEN AM DENKMAL zu verbieten; sollte dies nicht der Fall sein und alle Warnungen außer Acht gelassen werden, so werden in Zukunft die Eltern für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden."

Denkmalplatz_resize.jpg

Eigentlich wäre der TOTENSONNTAG am 26. November 1922 eine gute Möglichkeit gewesen, sich zu einer „Heldenehrung“ am DENKMAL zu versammeln. Doch der JUGENDVEREIN hatte bereits anderes vor, und propagierte dies dann auch vollmundig im >Senftenberger Anzeiger< bereits am 18. November:

„Am TOTENSONNTAG ist es den Einwohnern von HÖRLITZ-FLUR und Umgebung vergönnt, einem genußreichen Abend beiwohnen zu können.
Es veranstaltet der Jugendverein >Einigkeit< seinen
3. FAMILIENABEND.
Obwohl an diesem Abend viele neue Kräfte vorhanden sind, können wir mit Gewißheit behaupten, daß nur etwas Gutes geleistet wird, und können jedem diesen Abend empfehlen. Der Abend wird durch GESANGSSTÜCKE eröffnet, welche vom Quartett des Vereins zum Besten gegeben werden. Darauf folgt das THEATERSTÜCK „Am Ehrenmal“ (!), eine Friedensepisode aus dem Weltkriege, sowie „In einem kühlen Grunde“ VOLKSSTÜCK mit Gesang, zum Schluß folgt das schöne STUDENTENSTÜCK „Lindenwirtin du junge“.
Die Rollen sind so gut verteilt, daß ein Versagen ausgeschlossen ist.
Das Ganze wird verschönert durch die herrliche Dekoration, welche der Verein durch viele Mühe und Arbeit herbeigeschafft hat.
Man beachte bitte die aushängenden Plakate.“


Lindenwirtin_resize.jpg

In den Fokus rückte das DENKMAL erst wieder am 26. Februar 1925.
In einer Gemeindevertreter-Sitzung protokollierte man u.a. die folgende "weise Erkenntnis", mit deren Hilfe man erst mal "aus dem Schneider" war,
wie Skatspieler zu sagen pflegen:

„Betreffs des ANTRAGES, Mittel für VERSCHÖNERUNG DES KRIEGERDENKMALS einigte man sich dahin, zunächst ermitteln zu lassen, ob die GEMEINDE oder der KRIEGERVEREIN als Besitzer des Denkmals zu gelten hat. In ersterem Falle soll für Instandsetzung des Denkmals seitens der Gemeinde Sorge getragen werden.“

Dem ging übrigens eine MELDUNG vom 18. Februar 1925 aus der Nachbargemeinde SENFTENBERG 2 voraus, die aufhorchen ließ:

SFB 2_resize.jpg

„Gelegentlich einer Besprechung der Ortsvereine im Reichsadler zu Senftenberg 2 über die ERRICHTUNG EINES DENKMALS für die im Kriege gefallenen HELDEN unseres Stadtteils ist man sich dahin einig geworden, hier ein DENKMAL zu errichten. Wenn auch der genauere Zeitpunkt, an dem das Denkmal fertiggestellt sein wird, noch nicht bestimmt genannt werden kann, so steht immerhin fest, daß mit der Enthüllung spätestens im nächsten Frühjahr gerechnet werden darf. Natürlich hängt das Gelingen der guten Sache zum großen Teile von der Opferfreudigkeit unserer Bürger ab. Darum hoffen wir, daß der langersehnte Wunsch nun endlich in Erfüllung geht, damit wir nicht mehr hinter anderen Ortschaften zurückstehen müssen, die es längst für ihre heiligste Pflicht gehalten haben, ihre gefallenen Brüder durch ein DENKMAL zu ehren !“

Ich kann es kurz machen: Dieses DENKMAL war eine „Luftnummer“ und wurde, aus welchen Gründen auch immer, niemals realisiert…

Nachzutragen wäre nur noch die UMSETZUNG DES DENKMALS NACH DEM FRIEDHOF HÖRLITZ aus dem oben genannten, schon 1922 angemahnten Grund, dass die Dorfjugend den DENKMALSPLATZ zunehmend als SPIELPLATZ missbrauchte.
In den PROTOKOLLEN des Rates der Gemeinde Hörlitz über die öffentlichen Gemeindevertretersitzungen von 1955 fand ich hierzu folgende Fakten:

Protokolle_resize.jpg

Das abschließende Foto zeigt Bürgermeister Klaus Prietzel und die ehemalige Ortsvorsteherin Helga Sztehlo bei der Kranzniederlegung am VOLKSTRAUERTAG (13.11.2013). Das DENKMAL war wenige Jahre zuvor restauriert worden und erinnert seitdem in würdiger Form an die HÖRLITZER, die während des Krieges ihr Leben ließen.

Volkstrauertag Hoerlitz_resize.jpg


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