Neues 420 - 2020-04-19

Die neue Form der Kommentarfunktion zu den
einzelnen Einträgen unter Neues
Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Matthias » Sa 18. Apr 2020, 08:13

Bild Bild Bild

Hier klicken, um zum entsprechenden Eintrag unter "Neues" zu springen...

Benutzeravatar
Harald
Beiträge: 616
Registriert: Sa 1. Mär 2014, 10:39

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Harald » Sa 18. Apr 2020, 17:04

Bf SFB_resize.jpg

Ich vermute, dass sich ein gewisser HERMANN am 7. Mai 1902 im für die damalige Zeit durchaus imposanten EMPFANGSGEBÄUDE des Senftenberger Bahnhofs, eventuell sogar in der auf der Postkarte abgebildeten BAHNHOFSWIRTSCHAFT aufhielt, als er diese Zeilen schrieb:

„Liebe Minna ! Heute waren wir hier zum Markte. Treffe heute Abend wieder in Hettstedt an, da ich nicht kann hier bleiben, da hier kein Platz für mich ist. Morgen mehr. Besten Gruß v. Hermann“

Das erste EMPFANGSGEBÄUDE für den BAHNHOF SENFTENBERG entstand 1869/70, als die Verbindung von COTTBUS über Senftenberg und Großenhain nach DRESDEN eröffnet wurde. Im Jahre 1874 wurde dann die zweite Strecke LÜBBENAU – KAMENZ durch die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Sie baute hierfür ein zweites Bahnhofsgebäude. Im Jahre 1906 ging dann mit ziemlicher Verspätung auch noch die Strecke SENFTENBERG – ZSCHIPKAU in Betrieb, wo Anschluss nach FINSTERWALDE bestand.

Nach INBETRIEBNAHME DER ERSTEN EISENBAHNLINIEN waren alle ZEITUNGEN voll des Lobes:

„Auf allen STATIONEN war die Bevölkerung in Masse herbeigeströmt, um den BAHNZUG enthusiastisch zu begrüßen und ein großer Theil, welcher bis jetzt abseits vom Weltverkehr gelegen hatte, betrachtet die neue EISENSTRASSE als eine Erlösung.
Die WAGEN erfüllen bereits die vom Reichseisenbahnamt aufgestellte Bestimmung, daß die einzelnen KLASSEN sich schon von Außen durch ihren ANSTRICH unterscheiden. Das Innere der Wagen ist geschmackvoll und practisch; eine Signalvorrichtung, welche dem Reisenden die Verbindung mit dem Schaffner ermöglicht, fehlt jedoch noch. Für die Solidität des BAHNBAUS scheint der geringe Grad von Erschütterung zu bürgen, welche man bei der Fahrt empfindet. Die BAHNHÖFE tragen zwar noch einen provisorischen Charakter, sind aber so angelegt, daß das Bedürfniß definitiver BAHNHOFSPALÄSTE auf lange Zeit wird hinausgeschoben werden können…“


Apropos ZEITUNGEN: Bedauerlicherweise standen uns als älteste Quellen nur die beiden ersten, noch recht mageren >ELSTERCHRONIK< - Jahrgänge von 1875/76 für die Recherche zur Verfügung, in denen allerdings „SENFTENBERG Hbf." nur in den veröffentlichten FAHRPLÄNEN auftaucht:

Fahrplan 1875_resize.jpg

Dennoch möchte ich heute die interessantesten BEITRÄGE vorstellen zum THEMA:

EINFÜHRUNG DER EISENBAHN IN UNSERER REGION

Dass sich die anfängliche BEGEISTERUNG sehr bald in großes ANGSTGEFÜHL verwandelte, war mitnichten auch dieser 1875 erstellten STATISTIK geschuldet:

„Auf sämmtlichen DEUTSCHEN EISENBAHNEN (mit Ausnahme Bayerns) sind im Monat Februar d.J. vorgekommen:
59 ENTGLEISUNGEN fahrender Züge, 75 beim Rangiren,
32 ZUSAMMENSTÖSSE bei fahrenden Zügen und 54 beim Rangiren überdies 137 sonstige Betriebs-Ereignisse, welche eine Störung des regelmäßigen Betriebes veranlaßten. Im Durchschnitt hat bei 3724 Zügen eine ENTGLEISUNG und bei 10,158 Zügen ein ZUSAMENSTOSS stattgefunden.
185 Personen sind im Ganzen verunglückt, davon 3 Passagiere leicht verletzt,
162 Bahnbedienstete, wovon 33 gedödtet, und 20 fremde Personen, worunter 9 gedödtet.
10 Personen suchten und fanden freiwillig den Tod.“


Auch die Meldung vom 2. Juli 1875 strahlte nicht gerade ein SICHERHEITSGEFÜHL auf dem Schienenstrang aus:

„Ein UNWETTER hat hier zum Theil großen Schaden angerichtet. Die kaum aufgebesserten WEGE waren vollständig zerrissen und die BRÜCKEN weggeschwemmt. Auch die Direction der Berlin-Görlitzer Eisenbahn (Lübbenau – Kamenz) hat bedeutenden Verlust. Die SCHWELLEN im Einschnitte wurden zum Theil ihrer Unterlage beraubt, die SCHIENEN streckenweise mit SCHLAMM überdeckt und die äußeren Pfeiler von der BAHN-BRÜCKE auf der Straße von hier nach Hoyerswerda von dem strömenden Regenwasser niedergerissen.“

Der >Senftenberger Anzeiger<, der mit dem Jahrgang 1882 beginnend archiviert wurde, schrieb am 4. Januar d.J. in sehr beruhigender Manier:

„Die vielen UNGLÜCKSFÄLLE, welche sich dadurch ereignen, daß PASSAGIERE noch auf die schon in Bewegung sich befindenden ZÜGE springen, haben die Eisenbahn-Directionen zu einer dankenswerthen NEUERUNG veranlaßt. Es werden nämlich die BILLET-SCHALTER früher geöffnet werden, auf größeren Stationen eine ganze, auf kleineren eine halbe Stunde vor der ABFAHRT des Zuges, damit Jedem die Möglichkeit gegeben ist, bis zur fahrplanmäßigen Abfahrtszeit des Zuges das GEPÄCK besorgt und auch seine eigene PERSON im Wagen untergebracht zu haben. Hat Jemand bis zu dieser Zeit nicht Platz genommen, so berechtigt das gelöste BILLET nicht mehr zur Mitfahrt mit diesem Zuge, kann aber für einen folgenden als giltig umgeschrieben werden. Die Verwaltungen haben also Alles gethan, um UNGLÜCK zu verhüten; das Weitere liegt am PUBLIKUM, das nicht mehr bis zum letzten Augenblicke warten sollte.“

Die MELDUNG vom 23. September 1876 über eine
„Bahnfahrt im Packwagen erster Klasse“ klang allerdings sehr kurios:

„Die Direction der COTTBUS – GROSSENHAINER BAHN hat an ihre sämmtlichen Stationen ein Schreiben gerichtet, wonach es von jetzt ab gestattet sein soll, ausnahmsweise und in besonders dringenden Fällen einzelne Personen mit den GÜTERZÜGEN zu befördern, vorausgesetzt, daß die Güterzüge, den Bestimmungen des Bahn-Polizei-Reglements entsprechend, nicht über 100 Achsen stark sind und die betreffenden Personen, welche ihren Platz im PACKWAGEN zu nehmen haben, ein FAHRBILLET 1. Klasse sowie einen fixen ZUSCHLAG von 3 Mark bezahlen.“

Apropos WAGEN: Davon gab es anfänglich noch 4 KLASSEN,
die sich bei den ersten Eisenbahnen im Jahre 1843 wie folgt definierten:

„Die WAGEN 1. KLASSE sind, was Eleganz der Bauart betrifft, unübertrefflich. Die Coupés enthalten 6 Sessel (einsitzige Sophas) mit Rücken~ & Ohrenkissen, sowie Armlehnen.
Die WAGEN 2. KLASSE sind minder elegant als die ersterwähnten, mit 3 nicht geschlossenen Coupés, jedes zu 8 mit Lederpolstern versehenen Sitzen, daher auf 24 Personen eingerichtet. Sie sind gedeckt, vorn und hinten geschlossen, von beiden Seiten aber offen und anfänglich mit Ledermänteln zum Verhängen, dann mit Glasfenstern versehen.
Die WAGEN 3. KLASSE sind gleichfalls mit einem Dache versehen, in 4 nicht geschlossene Räume getheilt und nach allen Seiten offen. Jedes Coupé enthält 8, der ganze Wagen daher 32 ungepolsterte Sitze.
Die WAGEN 4. KLASSE unterscheiden sich von denen der dritten nur dadurch, dass sie den noch weniger bemittelten Schichten vorbehalten sind.“

Zugklassen_resize.jpg

Allenthalben gab es natürlich auch GEGNER DER EISENBAHN, die ihr u.a. vorwarfen, dass nur KAPITALISTEN & KAUFLEUTE davon Nutzen, GEWERBETREIBENDE, BAUERN & FUHRLEUTE aber nur „Schmälerung ihrer Nahrung“ zu erwarten hätten.
Dem hielten im Jahre 1838 die BEFÜRWORTER folgende ARGUMENTATION entgegen:

„Was nun die Vorwürfe betrifft, die man den Eisenbahnen hinsichtlich der GEWERBTREIBENDEN zu machen sich bemüht, so hätte man gleichen Vorwurf aber auch den CHAUSSEEN machen können, die seit 50 Jahren in Deutschland entstanden. Denn durch die Anlegung von CHAUSSEEN, erlitten die Seiler, Sattler, Riemer, Wagner, Schmiede, Gastwirthe und Pferdehändler auch Einbuße an ihrem Verdienste.
Auf den grundlosen [ohne festen Boden] WEGEN nämlich, die Frachtfuhrleute, Lohnkutscher und andere zu Wagen Reisende vor Einführung der CHAUSSEEN in Deutschland fast allenthalben zu passiren hatten, wurde an WAGEN & GESCHIRRE so viel ruinirt, daß daran in jeder Stadt, ja fast in jedem DORFE, das berührt wurde, reparirt und theilweise ganz neu angeschafft werden mußte.
Die Wiederherstellung zerbrochener RÄDER & ACHSEN nöthigte die Fahrenden oft, mehrere Tage in den GASTHÖFEN zu verweilen. Auf den grundlosen Wegen mußte das VIEH so übertrieben [überfordert] werden, daß nicht selten PFERDE vor den Wagen todt nieder fielen, und die FUHRLEUTE zu dem ersten besten PFERDEHÄNDLER ihre Zuflucht nehmen, und Pferde für jeden Preis kaufen mußten. Dadurch gewannen diese Gewerbtreibende allerdings ansehnlich, und es wurde für sie sehr fühlbar als die KUNSTSTRASSEN angelegt wurden, welche den Transport und das Fortkommen erleichtern. Manche GASTHÖFE & SCHMIEDEN, die nun bei bessern Wegen überfahren [gemieden] wurden, verödeten ganz und konnten als solche nicht mehr bestehen. Wer würde aber wohl die Chausseen deshalb verschreien und als landverderblich bezeichnen wollen? —

Fluegelrad 2_resize.jpg

DEUTSCHLANDS WOHLSTAND & INDUSTRIE hat dadurch nur gewonnen.
Noch mehr ist dies aber von den noch weit schnellem und bequemern Beförderungsmittel der EISENBAHNEN zu erwarten, durch deren Einführung, wie die Erfahrung lehrt, die Gewerbe aller Art nur gewinnen und sich der Nachtheil leicht ausgleichen läßt, der hin und wieder einem GASTHOFE daraus entstehen könnte. Wie der BAUER bei Anlegung der CHAUSSEEN dadurch gewann, daß seine Felder und Saaten nicht mehr zu Schanden gefahren wurden, auch die bessern WEGE ihm eine vortheilhaftere Verführung [Transport] seiner Producte verschafften, so werden durch Anlegung der EISENBAHNEN alle diese Vortheile in noch erhöhterem Maaße hervortreten, und z.B. die FUHRLEUTE leicht mehr als seither zu thun bekommen, da durch die Ab- und Zufuhre von und zu den EISENBAHNEN, die immer nur eine HAUPTSTRASSE bilden, eine große Menge derselben Beschäftigung finden wird. Vorübergehender NACHTHEIL EINZELNERwäre daher nur zu befürchten, der aber gegen den ALLGEMEINEN & BLEIBENDEN NUTZEN nicht in Betracht kommen kann.“


Zum Schluss sollen dennoch sowohl GEWINNER als auch VERLIERER der EISENBAHN aufgezeigt werden –
- Schwellenveräußerer mit MONOPOL
- Schienenverkäufer im PREISKAMPF
- Fuhrunternehmer vor der PLEITE:


INSERAT_resize.jpg
Zuletzt geändert von Harald am Mo 20. Apr 2020, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.

Klaus
Beiträge: 35
Registriert: Do 6. Apr 2017, 15:54

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Klaus » Sa 18. Apr 2020, 22:03

Die Jahreszahl 1870 für das Gebäude ist falsch, denn 1870 bekam Senftenberg den ersten Bahnanschluss. Der erste Bahnhof befand sich etwa dort, wo heute der Güterbahnhof ist. Ich glaube, d.h. ich bin mir fast sicher, dass auf einem Bild beide Bahnhöfe zu sehen sind, welches hier schon veröffentlicht wurde. Interessant wäre zu wissen, wann das hier besprochene zweite Bahnhofsgebäude erbaut wurde.

Benutzeravatar
Harald
Beiträge: 616
Registriert: Sa 1. Mär 2014, 10:39

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Harald » So 19. Apr 2020, 08:22

Hallo Klaus, wenn Du richtig liegst, dann hole ich mir nie mehr Fakten von wikipedia, wie im Falle...

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Senftenberg

Dort fand ich die folgenden, nunmehr also unsicheren FAKTEN:

Der Bahnhof wurde 1869 im Zuge der Verbindung von Cottbus über Senftenberg und Großenhain nach Dresden eröffnet. Das erste Empfangsgebäude entstand in dieser Zeit. Im Jahr 1874 wurde die zweite Strecke Lübbenau–Kamenz durch die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Sie baute hierfür ein zweites Bahnhofsgebäude. Das jetzige Bahnhofsgebäude ist auf die Jahre 1914/16 datiert.
Aus dieser Zeit stammen auch der Bahnsteigtunnel und der Güterschuppen.
Am 20. April 1870 wurde die Strecke Großenhain–Cottbus als Weiterführung der Bahnstrecke Großenhain–Priestewitz freigegeben.


Aus den beiden Daten 1869 und 1870, die das gleiche Ereignis betrafen, bastelte ich 1869/70 zusammen...und da die Postkarte 1902 verschickt wurde, nahm ich an, dass es sich um das auf der Karte abgebildete EMPFANGSGEBÄUDE handeln würde. Falsch gedacht, oder ja ? ;) :shock:
Also die "Bahnhof-Historie" macht mich ganz meschugge... :roll:

Klaus
Beiträge: 35
Registriert: Do 6. Apr 2017, 15:54

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Klaus » So 19. Apr 2020, 09:04

Nur auf Wikipedia sollte man sich nie verlassen. Das haben Leute geschrieben wie Du und ich.
Im Buch „Alt-Senftenberg“ von Isolde Rösler findet man auf Seite 53 eine Lageskizze zum ersten Bahnhof weitab von der Calauer Straße. Der Erbauer der ersten Senftenberger Eisenbahn, Herr Karl Eduard Zachariae von Lingenthal, baute aus Kostengründen alle Bahnhofsgebäude fast identisch. Man kann diese noch in Lampertswalde, Ortrand, Ruhland (alt), mit Einschränkungen Neupetershain und Drebkau sehen. Das Senftenberger Gebäude muss nach Hörensagen ebenfalls so ausgesehen haben.
Aber mal ein Tipp für Dich, es gibt die Internetseite „gruss-aus-senftenberg“. Dort in Folge 264 kann man auf dem Bild ganz unten die beiden Bahnhöfe sehen. Deine Hausaufgabe: Weitere Bilder davon auftreiben.

Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Matthias » So 19. Apr 2020, 13:02

Bitte nicht alles durcheinander schmeissen!

Lageplan im Rösler-Buch. Soll von 1870 sein. Die Ausführung sagt mir, dass das kein zeitgenössisches Dokument ist, sondern nachträglich angefertigt wurde. Jedenfalls
nicht 1870. Aber egal! Der Plan an sich wird schon stimmen, wobei nicht 1870 dargestellt sein kann, da die Kamenzer Bahn 1870 noch nicht existierte.
Ansonsten zeigt das mit "Empfangsgebäude" betitelte Symbol meiner Meinung nach, genau das Gebäude, welches auf ALLEN heute hier vorgestellten Ansichtskarten/Fotos zu sehen ist.
Dieses befand sich tatsächlich "weiter außerhalb der Stadt", wobei damals alles was in dieser Gegend war "weit außerhalb" war.
Irgendwo steht geschrieben, dass das erste Bahnhofsgebäude beim Bau eingestürzt sei. Keine Ahnung woher die Information kam, ich konnte sie nirgendwo in annähernd zeitnahen
Dokumenten finden. Hier wäre es angebracht mal das Calauer Kreisblatt dieser Jahre zu studieren, da der Senftenberger Anzeiger erst später aufgelegt wurde.
Klaus, ich vermute, dass du auf ein Gebäude anspielst, welches man auf der Fotografie von ca. 1900 weiter rechts, fast in Höhe des Gaswerks sieht. ICH halte das für ein Gebäude
der Güterabfertigung und nicht eines für den Personenverkehr.
Zschille untertitelt seine Zeichnung vom Bahnhofsgebäude übrigens mit "erbaut 1868 und 1873". Diese Angabe kann ich nicht so recht nachvollziehen. Am wahrscheinlichsten wäre noch
die Erklärung das 1873 die Kamenzer Bahn hinzukam, womit das Gebäude eine Erweiterung erfuhr und mindestens einen weiteren Bahnsteig erhielt.
Ich halte mich übrigens lieber an zeitgenössische Dokumente und gebe nicht so viel auf Geschichtsbücher, die Anfang der 1990er erschienen und nachweislich einige Fehler enthalten ;-)

Klaus
Beiträge: 35
Registriert: Do 6. Apr 2017, 15:54

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Klaus » So 19. Apr 2020, 18:11

Die Länge der Bahnstrecke Großenhain-Cottbus beträgt 10,5 (deutsche) Meilen und kostete nur 1 592100 Thaler. Man konnte deshalb so billig bauen, weil man die Bahnstrecke einschließlich Bahnhöfe mit den dafür notwendigen Gleisanlagen relativ weit außerhalb der Ortschaften baute, wo die Bodenpreise geringer waren. Der Grunderwerb betrug somit nur 162 000 Thaler. Die Einheitsbahnhöfe mit 87 000 Thalern Baukosten trugen ebenfalls zu dieser niedrigen Gesamtbausumme bei. Die Städte bzw. die Bürger erkannten nach Fertigstellung recht schnell den Wert einer Eisenbahn und so wurden in kürzester Zeit Bahnhofstraßen mit hochwertiger Bebauung angelegt, wie man zum Beispiel in Senftenberg, Großenhain und Ortrand sehr schön sehen kann.
Der erste Spatenstich dieser Strecke wurde am 12. November 1868 in Ortrand gemacht, am 21. April 1870 der Betrieb eröffnet.
Quelle: „Die Cottbus-Grossenhainer Eisenbahn“ von O. Roeder, Königlicher Baurath der Provinz Brandenburg, herausgegeben 1871.
Werner Forkert schreibt in seiner Schrift „Eisenbahn in Senftenberg“, dass das Senftenberger Bahnhofsgebäude schon im Laufe des Jahres 1869 „unter Dach“ gebracht wurde, aber am 29. Oktober desselbigen Jahres ohne Beschädigung von Menschenleben einstürzte.
Auf dem Messtischblatt „Reppist“ von 1904 ist der alte Bahnhof noch eingezeichnet, direkt neben der Gasanstalt nördlich des Hauptgrabens.

Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Matthias » Mo 20. Apr 2020, 17:38

Unbenannt.PNG


Hier der Ausschnitt aus besagtem Messtischblatt von 1904. Das gelb markierte ist das Bahnhofsgebäude, so wie wir es auf den ganzen Ansichtskarten sehen.
Das stimmt sowohl vom Grundriß als auch bezüglich der Lage gegenüber der Brikettfabrik nördlich davon.
Ich sehe keinen Hinweis auf ein noch älteres Bahnhofsgebäude aber letztlich müsste tatsächlich mal jemand einen Blick in das Calauer Kreisblatt jener Jahre
werfen. Dort findet sich ggf. die Geschichte vom Einsturz der 1. Version und vielleicht auch weiterführende Angaben zu Bau, Erweiterung, Verlagerung etc.
Der Senftenberger Anzeiger ist hierfür ungeeignet, da erst später eingeführt und in den Anfangsjahren tatsächlich nicht mehr als ein Anzeigenblättchen.

Klaus
Beiträge: 35
Registriert: Do 6. Apr 2017, 15:54

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Klaus » Di 21. Apr 2020, 13:17

Aha, Du meinst, das Bahnhofsgebäude liegt mitten in den Gleisanlagen direkt vor der Drehscheibe und ist in Längsrichtung so schmal wie ein Gleis.
Das ist hier ein Messtischblatt und keine Kindergartenzeichnung.
Es gibt in Senftenberg mindestens 5 Optiker, nur mal so als Hinweis.

Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Re: Neues 420 - 2020-04-19

Beitragvon Matthias » Di 21. Apr 2020, 17:29

Unbenannt.JPG


Vielleicht überzeugt dich ja das hier. Ich kann dir gerne auch das vollständige Dokument geben... da steht was von 1872 drauf.

Und was sagst du nun?


Zurück zu „Kommentare“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste

cron