Neues 435 - 2020-08-16

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Matthias
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Neues 435 - 2020-08-16

Beitragvon Matthias » Sa 15. Aug 2020, 06:40

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Harald
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Re: Neues 435 - 2020-08-16

Beitragvon Harald » So 16. Aug 2020, 13:06

Logo_resize.jpg

SIEGEL waren das wichtigste BEGLAUBIGUNGSMITTEL und ersetzten im Mittelalter oft die eigenhändige UNTERSCHRIFT. Damals wurde die „KUNST DES SCHREIBENS" nur von wenigen SCHREIBERN beherrscht, die den NAMEN ihres Auftraggebers unter das DOKUMENT malten, während jener nur noch den letzten BUCHSTABEN, oder womöglich nur einen kleinen SCHNÖRKEL anfügte.
SIEGEL wurden zur Kennzeichnung von Eigentum bzw. als Verschlussmöglichkeit bei Briefen & Dokumenten genutzt, auf denen sie besonders auffällig und vor allem vornehm wirkten, wenn durch einen drei Finger vom Rand des PERGAMENTS vorgenommenen EINSCHNITT zusätzlich eine KORDEL gezogen und deren beider ENDEN mittels SIEGEL verbunden wurden.

Siegelmaterial_resize.jpg

Anfangs drückte man die „PETSCHAFT“, also den SIEGELSTEMPEL (1), der aus verschiedenen Materialien wie z.B. Gold, Silber, Blei, Zinn, Elfenbein, Stein, Knochen, Holz, Eisen und Stahl hergestellt wurde, in eine weiche, meist rote SIEGELMASSE, wodurch ein erhabenes SIEGELBILD entstand.
Die älteste mittelalterliche STEMPELFORM ist der SIEGELRING (2), der vom Besitzer bzw. Siegelträger direkt am Ringfinger bzw. Daumen, oder an einer Kette um den Hals getragen wurde. Fürsten & Ritter trugen das SIEGEL mitunter auch im SCHWERTKNAUF (3).

Wie nach alter Tradition bis heute >VERSIEGELT< wird, ist auf nachfolgendem KURZVIDEO zu sehen:


Der populäre Historiker RICHARD MODERHACK machte sich 1937 in einer Festschrift des >Vereins für Geschichte der Mark BB< für die DORFSIEGEL, die bis dato noch im Schatten der prächtigen STADTSIEGEL standen, stark und schrieb in der EINLEITUNG:

Dorfsiegel Festschrift_resize.jpg

SIEGELFÜHRENDE,die das DORFSIEGEL bei allen gerichtlichen und verwaltungsmäßigen URKUNDSGESCHÄFTEN der Dorfgemeinde verwendeten.waren überall eindeutig der DORFSCHULZE bzw. GEMEINDEÄLTESTE sowie der DORFRICHTER. Im 18. Jahrhundert wurde der STEMPEL mit RUSS gefärbt und direkt aufs PAPIER gedrückt, hinterließ danach aber weiße Umrisse auf schwarzem Grund, was die Qualität der Abbildung stark beeinträchtigte. Deshalb wurden später auf dem STEMPEL die darzustellenden SIEGELBILDER erhaben ausgearbeitet, um auf dem PAPIER nunmehr schwarze bzw. farbige ABDRÜCKE zu hinterlassen.
Die UM~ bzw. INSCHRIFTEN der DORFSIEGEL stellen die siegelnde Behörde klar heraus, wie z.B. in GROSS-KOSCHEN das Wort „Gemeindesiegel“ beweist. Im Amt Senftenberg genügte offensichtlich der bloße DORFNAME, lediglich bei BUCHWALDE wurde die Bezeichnung „DORF“ und bei LIESKE die INITIALEN des Dorfschulzen [H R] hinzugefügt.
Die SCHREIBWEISE der in großen lateinischen Druckbuchstaben ausgeführten DORFNAMEN entspricht weitgehend der heutigen, wobei neben den vollen Namen auf „-o“ auch die im Volksmund bis heute übliche abgeschwächte Form auf „-e“ (Saue / Raune / Laute) verwendet wurde.
Die SIEGELBILDER bringen in frischer naiver Weise die geistige Vorstellungswelt, das Gemüt und die Tätigkeit der Dorfbewohner in den heimischen Wirtschaftszweigen Landwirtschaft, Weinbau und Fischerei zum Ausdruck: Gestirne, Bäume, Sträucher, Pflanzen, Früchte, Blumen & Blätter, Tiere & Menschen, Gebäude, Werkzeuge u.a. MOTIVE wurden als würdig genug angesehen, ihr „DORF" zu versinnbildlichen.
Verschiedentlich wurden auch Tiere & Bäume, Sterne & Blumen, Menschen & Tiere u.v.m. miteinander kombiniert.

Dorfsiegel_resize.jpg

Die hier abgebildeten, alphabetisch geordneten SIEGELABDRÜCKE DER DÖRFER des Amtes Senftenberg gehören zu den ältesten in der Provinz Brandenburg und zeigen in…

(1) BRIESKE: aufrecht stehende Sense,
(2) BUCHWALDE: nach unten hängende Eichel,
(3) BÜCKGEN: Baum, darunter Wiese,
(4) DÖRRWALDE: schreitendes Schaf,
(5) GROSS-KOSCHEN: Sonne über einem Berg,
(6) GROSS-RÄSCHEN: auf der Wiese stehenden Harken,
(7) HÖRLITZ: Blumenstrauß in einer Vase,
(8) JÜTTENDORF: Weintraube, Pfahl & Sichel,
(9) KLEIN-KOSCHEN: 2 Fische, entgegengesetzt schwimmend,
(10) KLEIN-RÄSCHEN: auf Grasboden stehenden Storch,
(11) KLETTWITZ: Kirche mit 2 Fenstern & Turm,
(12) KOSTEBRAU: Pflugschar,
(13) LAUTA: Laute (Zupfinstrument),
(14) LIESKE: stehende Korngarbe,
(15) MEURO: Mann mit Winzermesser, im Weinberg arbeitend,
(16) NAUNDORF: aufgespanntes Netz, schwimmenden Fisch,
(17) RAUNO: stehendes Fass, 2 sprießende Rosen,
(18) REPPIST: hängende Weintraube,
(19) ROSENDORF: 3 aus einer Wurzel sprießende Rosen,
(20) SAALHAUSEN: 3 Kornähren,
(21) SÄRCHEN [Annahütte]: springender Hirsch, 3 sprießende Blumen,
(22) SAUO: Schwein (Sau),
(23) SCHMOGRO: Sonne auf Wald,
(24) SEDLITZ: ovalen Kranz aus Sternchen,
(25) SORNO: 3 aus einem Herz sprießende Blumen,
(26) TAMM: durch Niederung führenden Dammweg und Sichel,
(27) WOSCHKO: Strauch mit 3 Früchten neben abgehauenem Stamm,
(28) ZSCHORNEGOSDA [Schwarzheide]: Mann im Ruderkahn;


Siegel Hoerlitz_resize.jpg

Die Erfindung der GUMMI-STEMPELPLATTE im Jahr 1866 in New York rief eine weltweite STEMPELMANIA, vor allem bei Behörden, Unternehmen & Geschäftsleuten hervor.
Auch die GEMEINDE HÖRLITZ legte sich bereits 1895 einen solchen >Holzstempel mit einer Textplatte aus vulkanisiertem Gummi< zu, dessen TEXTPLATTE in der Folgezeit immer wieder mal „neu aufgelegt“ wurde. So fand beispielsweise nach der Freigabe des ORTSWAPPENS im Jahre 1936 selbiges schon 3 Jahre später auch im GEMEINDESIEGEL Eingang.

Die abschließenden Worte des o.a. Autors waren:

„Ich hoffe, gezeigt zu haben, daß auch die DORFSIEGEL in der brandenburgischen SIEGELKUNDE ihren eigenen Platz verdienen. Sie treten zwar erst spät auf den Plan, entwickeln aber dann sehr rasch die köstlichen Merkmale und Eigentümlichkeiten, die auch ihre älteren Schwestern, die Städtesiegel, auszeichnen.
Für die modernen Verleihungen von GEMEINDEWAPPEN kommt dem Nachweis alter SIEGELBILDER, an die dabei angeknüpft werden kann, auch eine durchaus praktische Bedeutung zu.“


…und darauf gab er gewiss sein >BRIEF & SIEGEL< ! ;)


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