Der >Senftenberger Anzeiger< vermeldete Anfang JUNI 1935:
„Die
NEUE BADEANSTALT auf
GRUBE MARGA wird zur öffentlichen Benutzung wahrscheinlich vom 8. Juni an zugelassen werden.
Die
EINWEIHUNG ist Sonntag, 16. Juni.“
„Der vergangene warme Sommer hatte ungeahnt weite Kreise dem
SCHWIMMSPORT zugeführt. Es scheint, als ob in diesem Jahre den
SCHWIMMERN die Arbeit schwerer gemacht werden soll, und zu einer Jahreszeit, in der wir im Vorjahr schon sommerliche Temperaturen hatten, stiegen heuer nur ganz Unentwegte in das kalte Naß…
Am 16.6. wird in
GRUBE MARGA anläßlich der
EINWEIHUNG des dortigen
BADES ein
SCHWIMMFEST durchgeführt werden. Besonders im
SPRINGEN werden hervorragende Leistungen zu sehen sein, so daß die Veranstaltung ihre Werbewirkung für den Sport und für das BAD nicht verfehlen wird.“
„Der gestrige Tag war ein rechtes
VOLKSFEST für
GRUBE MARGA. Schon vom frühen Morgen an pilgerten Viele nach der schönen
SCHWIMMANLAGE. Nach der Mittagszeit war die Umgebung des Bades von einer 2000-köpfigen Menschenmenge umrahmt.
Der
FESTZUG trat um 13.15 Uhr auf dem
MARKTPLATZ an. Um 14 Uhr marschierte der stattliche Zug durch die Briesker Straße – Hauerstraße – Dammstraße zur
BADEANSTALT, voran die
BERGKAPELLE, dann die
NOTSTANDSARBEITER unter Führung von Tiefbau-Ing. H u h n k e, dann die
SCHWIMMSTAFFELN der Schulen der Umgebung, es folgte der Wassersportverein Senftenberg, die Schwimmabteilung des TV Ilse und die Vereine des >Deutschen Reichsbund für Leibesübungen< aus Brieske-Grube Marga.
Auf dem
AUFMARSCHPLATZ DER BADEANSTALT sprach zuerst der Bürgermeister der Gemeinde Brieske, Pg. K ö r b e r. Er begrüßte aufs herzlichste die zahlreich Erschienenen und führte in seiner Rede aus, daß die
BADEANSTALT im Zuge des Arbeitsbeschaffungsprogramms errichtet worden wäre. Er dankte allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, insbesondere der Ilse-Bergbau-AG. für die kostenlose Hergabe des dazu benötigten
GELÄNDES. Der Ortsgruppenführer des D.R.f.L., Pg. W i n z e r, sprach über den Wert des deutschen
SCHWIMMSPORTS für die allgemeine Gesundheit des deutschen Volkes und schloß seine Rede mit dem herzlichen Wunsche, daß recht viele Volksgenossen, besonders aber die
JUGEND, regen Gebrauch von der vorzüglichen
SCHWIMMSTÄTTE machen möge.
Anschließend eröffnete er die
WETTKÄMPFE, deren Abwicklung in den Händen des Wassersportvereins Senftenberg lag.
Die
SCHWIMMWETTKÄMPFE & ~VORFÜHRUNGEN waren vortrefflich ausgefallen, so daß sie ihre
WERBEWIRKUNG für den Schwimmsport nicht verfehlt haben dürften. Von den Schauvorführungen waren die
SPRÜNGE von großem Beifall begleitet. Gezeigt wurden Einzel~, Gruppen~ und scherzhafte Sprünge. Der
KUNSTREIGEN der 12 Frauen vom WSV Senftenberg war ganz vorzüglich und zeugte von einer guten Atemtechnik, besonders in den Ruhelagen.“
>Senftenberger Anzeiger< 12.08.1935:
„Unter zahlreicher Beteiligung wurde gestern im
GEMEINDEBAD von GRUBE MARGA die Bezirksmeisterschaften der Schwimmer durchgeführt.
Das Wetter war hierzu außerordentlich günstig. Hierzu hatte sich auch eine große Anzahl Volksgenossen eingefunden.
Das neue
GEMEINDEBAD hat durch diese große Veranstaltung erneut seine
GENERALPROBE erfolgreich bestanden. In sportlicher Beziehung wurden hervorragende Leistungen geboten. Auch eine Anzahl einheimischer Schwimmer und Schwimmerinnen erreichten sehr beachtliche Leistungen.“
Der Lehrer Werner G e r t l e r, 1928 in Jüttendorf / Thamm geboren, beschrieb die
SCHWIMMWETTKÄMPFE auf dieser
ANLAGE aus eigenem Erleben wie folgt:
>Senftenberger Anzeiger< 13.08.1935:
„Seit Bestehen der
KOLONIE MARGA lag gerade der
SCHWIMMSPORT sehr im argen, da die
BADEGELEGENHEITEN mit Ausnahme von Senftenberg sehr weit entfernt liegen. Seitdem seit zirka 8 Wochen das hiesige herrliche
SCHWIMMBAD eröffnet ist, erkannte man so recht deutlich die Vorzüge des Wassersports, und die Nachfrage, sich systematisch im
SCHWIMMSPORT ausbilden zu lassen.
Im
SCHWIMMERHEIM in der
BADEANSTALT fand am Freitag Abend nunmehr die
GRÜNDUNG EINER SCHWIMMABTEILUNG statt.
Es hatten sich dazu verschiedene Schwimmsportliebende eingefunden.
Nachdem Anfragen beantwortet wurde, ernannte man den
Pg. Fritz S t i l l e r zum
FACHAMTSLEITER für Schwimmen.
Zur Vorstandsleitung gehören weiter: Schwimmeister B r u n t s c h als
SCHWIMMWART und Ella W i n k l e r als
GESCHÄFTSFÜHRERIN.
Weitere Vorstandsmitglieder werden nach Bedarf ernannt. Fürs Erste traten sofort 17 Mitglieder der Schwimmabteilung bei.“
Der
SCHWIMMVEREIN wurde nach 1945 von eben diesem
SCHWIMMEISTER BRUNTSCH wieder zu neuem Leben erweckt und dessen Mitglieder,
die auf einem FOTO von 1960 zu sehen sind, erzielten in den darauffolgenden Jahren viele Erfolge:
Linkes Bild: u.a. Sabine Wilke (Schönhoff), Evelin & Erika Zurbel (Baldermann), Evelin Grunschel, Roland Ziesche, Heinz Leonhardt,
Rudi Lieske mit Schlips, Günter Koalik;
Rechtes Bild von links: Klaus Fritsche (Mäuschen), Lothar Urbanek (Bossi), Volker Stiller;
Einer aus dieser
SCHWIMMER-GARDE wurde für meine & meines Sohnes Generation zum
MOTIVATOR. Schon auf Grund seiner sportlichen & sonnengebräunten „FIGUR eines Modellathleten“ war er im Bad nicht nur für die weiblichen Besucher ein besonderer Blickfang. Die männliche Jugend bestaunte eher die „strahlend weiße Sportbekleidung mit dem Rettungsschwimmer-Aufnäher“. Da wir fast gleichaltrig sind, verstanden wir uns von Beginn an sehr gut. Und da wir auch musikalisch auf einer Wellenlänge lagen, durfte ich ab & an zur Gitarre, sowie zur allgemeinen Unterhaltung & Schleichwerbung für >COMBO 64< ein paar aktuelle
POPSONGS ins >Bademeister-Mikrophon< schmettern…
Und natürlich kann mich keiner besser beim heutigen
KOMMENTARTHEMA unterstützen als
ER:
Als ich
IHN um seine
ERINNERUNGEN bat, hat er sofort losgelegt, schickte postwendend ein paar
FOTOS und erzählte mir seine
>BADEMEISTER-STORY<, die ich nachfolgend zitiere – nicht ohne mich nochmals ganz herzlich für seine
UNTERSTÜTZUNG zu bedanken:
„Im Jahre 1963 bin ich aus der Not heraus vom Ortsbürgermeister Helmut K a d l e r gebeten worden als RETTUNGSSCHWIMMER das BAD zu beaufsichtigen.
Ein Partnerschaftsvertrag von BKK und Gemeinde hat eine Freistellung möglich gemacht. Die Gemeinde hat den Durchschnittslohn an das BKK entrichtet und die Überstunden eigenständig vergütet.
Im Sommer 1964 & 1965 hat der Bademeister W e g n e r das Bad beaufsichtigt, während ich meinen Wehrdienst absolvierte.
Von1966 bis zum endgültigen Aus im Jahre 1975 war ich dann >Chef der Badeanstalt< - ab 1968 als geprüfter >Schwimmeister<.
SCHWIMMUNTERRICHT habe ich aber nur gelegentlich gegeben.
Dafür hatte ich ehrenamtliche Helfer, wie z.B. den altgedienten
1. Bademeister Fritz B r u n s c h.
Die BADESAISON lief alljährlich vom 15. Mai bis 15. September und die
BADEANSTALT war täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet; Kinder mussten sie allerdings pünktlich um 18.00 Uhr verlassen. Der EINTRITT war fast geschenkt: Kinder zahlten 10, Erwachsene 40 Pfennige.
Die FAHRRAD-AUFBEWAHRUNG betrieb Frau Liesbeth M u n t e l auf Pachtbasis und das PERSONAL bestand aus gestandenen Frauen, die dank ihres fortgeschrittenen Alters & resoluten Auftretens von Besuchern aller Altersgruppen respektiert wurden.
Sie betreuten die UMKLEIDE~ & SANITÄRRÄUME der Badeanstalt,
welche wie folgt angeordnet waren: Nach dem KASSENHÄUSCHEN verlief bis zur GASTSTÄTTE ein HOLZTRAKT, der meist als LAGER genutzt wurde. Nach der GASTSTÄTTE mit WOHNBEREICH, den der Gastwirt Hermann H e n d r i s c h k von 1935 bis Mitte der 1960er Jahre,
sowie auch Fritz B r u n s c h bis Ende der 1950er Jahre nutzten, folgte das BADEMEISTER-ZIMMER, daran anschließend eine TÜR, die zum SPORTPLATZ führte. Danach begann ein zweiter, etwas längerer HOLZTRAKT, in dem sich fortlaufend folgende RÄUME befanden:
4 EINZEL-UMKLEIDEKABINEN, LAGERRAUM für alle Ruhebänke, GEMEINSCHAFTSUMKLEIDE & TOILETTE für Herren, RÄUMLICHKEIT der Garderobenfrau, GEMEINSCHAFTSUMKLEIDE & TOILETTE für die Damen, 4 EINZELKABINEN und ein offener UMKLEIDERAUM. Im Mittelteil der Umkleidebaracke gab es zu beiden Seiten des Kabinenverkaufs je 3 EINZELKABINEN.
Bis Mitte der 60er Jahre war das SCHWIMMER-BECKEN vom NICHTSCHWIMMER-BECKEN durch 2 BALKEN getrennt, die mit KETTEN an der Begrenzungsmauer befestigt waren. Dies bot die außerordentliche gute Gelegenheit zum HERUMTOBEN und für MUTPROBEN, die oftmals auch VERLETZUNGEN nach sich zogen. Die BEFESTIGUNGEN hielten auf Dauer nicht stand, sodass die BALKEN irgendwann an einer Seite abrissen,
worauf die BECKEN letztendlich durch eine durchgehende MAUER getrennt werden mussten.“Der kürzlich verstorbene Ur-Briesker Lothar K n o b l o c h schilderte in seinen >Erinnerungen< dieses Problem mit etwas Galgenhumor wie folgt:
„Wir Kinder gingen im Sommer an jedem schönen Tag ins
FREIBAD, dem Dreh- und Angelpunkt des Ortes. Es gab
2 BECKEN: ein Haupt~ und ein Nebenbad.
HOLZBALKEN grenzten die beiden voneinander ab.
SCHWIMMEISTER BRUNSCH hatte ein Auge auf die
BALKEN, die der Sicherheit dienten. Wir versuchten trotzdem immer wieder, sie zu lösen und ins
SCHWIMMBECKEN zu schieben. Jedes Mal, wenn wir gerade dabei waren,
kam Herr Bruntsch um die Ecke – und >Bumms!<,
KRIEGTEN WIR ALLE EINE GEBALLERT.“
„Was den FREIZEITSPORT betraf, gab es vor allem zwei beliebte BALLSPIELE: Das FAUSTBALLSPIEL war bei der älteren Generation sehr beliebt und wurde stets auf den BETONPLATTEN der Sprungturmseite gespielt, während sich die JUGEND bei FUSSBALLTENNIS AM BRUNNEN vergnügte.
Für die MUSIKALISCHE UNTERHALTUNG sorgten zwei auf den Liegewiesen stehende große LAUTSPRECHERSÄULEN, die mit der MUSIKANLAGE (Radio, Tonbandgerät „Smaragd“, Mikrofon & Verstärker) des BADEMEISTERZIMMERS verbunden waren.
Die BESCHALLUNG hat mir allerdings einigen Ärger eingebracht, da die ausgestrahlte Musik nicht nur das BAD, sondern, wenn die Windrichtung passte, auch den gesamten ORT erreichte, sodass der Pfarrer K u l a w i k bei gelegentlichen BEISETZUNGEN öfter mal telefonisch um Ruhe bitten musste.
Auch die Einhaltung der 40:60 % Richtlinie für West/Ost-Titel wurde sehr oft von „langohrigen Kulturfunktionären“ angemahnt…
Besondere Ereignisse in der BADEANSTALT waren diverse SCHWIMMFESTE von Vereinen & Schulen, die alljährliche CAMPING-AUSSTELLUNG sowie der VERGNÜGUNGSPARK zum BERGMANNSTAG, der sich von der >FESTWIESE< bis zum Bad und Sportplatz erstreckten. Meine langjährige Tätigkeit als >BADEMEISTER< war eine schöne Erfahrung, eine Zeit, an die ich mich gern zurück erinnere. Ich lernte hier neben einigen weniger netten, überaus viele nette Leute – allen voran meine verständnisvolle Gattin – kennen.“Zum großen Leidwesen aller Briesker & auswärtiger
BESUCHER war 1975
"BADE-ENDE IM GELÄNDE".
HEUTE erinnert nichts mehr an das einstige
VORZEIGE-FREIBAD in unserer Bergbauregion.
SCHWIMMEN LERNEN im Senftenberger See ist kaum möglich. Es fehlt an
RETTUNGSSCHWIMMERN.
Die kürzlich in der LR veröffentlichte
ZEITUNGSMELDUNG spricht Bände...Leider !