Viele Bürger hielten schon einem der zahlreich vorhandenen
GESANGS~, TURN~ und KRIEGERVEREINEN die Treue hielten, und gehörten darüber hinaus eventuell noch dem Bergmanns~, Eisenbahner~, Radfahrer~, Handwerker & Gesellen~, Männer & Jünglings~ oder dem Deutschen Flottenverein an.
Am
1. November 1909 hatten 23 honorige Herren unserer Stadt auch einen
GESCHICHTSVEREIN gegründet,
ihn später in
>VEREIN FÜR HEIMATPFLEGE< umbenannt und sich der Aufgabe gewidmet, die Bürger in die Geschichte der engeren Heimat einzuführen, die Liebe zum Althergebrachten zu wecken sowie Heimatsinn und Heimatgefühl durch Pflege von Sitten, Gebräuchen, Festen und Trachten zu stärken.
Doch bereits 15 Jahre vorher, am
3. März 1896, gründeten
der damalige
Bürgermeister Z i e h m und 8 angesehene Bürger den Vorläufer des o.g. Heimatvereins, nämlich den
VERSCHÖNERUNGS-VEREIN zu SENFTENBERG
Man setzte sich das Ziel,
"DIE LANDSCHAFTLICHEN & BAULICHEN SCHÖNHEITEN“ unserer Heimatstadt zu erhalten, zu mehren und zu schützen.
Sein wohl größtes
PROJEKT war die Schaffung einer „grünen Lunge“ für die durch Kohlenstaub arg gebeutelte Stadt und so setzte man alle Hebel in Bewegung, um unter der Regie des
Gärtnereibesitzers Rudolf N e u m a n n einen
LANDSCHAFTSPARK einzurichten, der unter den Bezeichnungen Stadtpark, Kaiser-Wilhelm-Park und letztendlich
SCHLOSSPARK populär wurde.
Am 2. April 1908 lieferte der
Gärtnermeister RUDOLF NEUMANN einen
ERLÄUTERUNGSBERICHT zu dem Entwurf einer TEICHANLAGE in Senftenberg, in dem u.a. zum ersten Mal von einem
>PAVILLON< die Rede ist und eine recht einfache
BLEISTIFTSKIZZE angefügt wurde:
„In dem vorliegenden Entwurf ist in erster Linie berücksichtigt worden, den vorhandenen WASSERLAUF bei der Neuanlage zu benutzen, und den alten BAUMBESTAND möglichst zu erhalten.
Aus diesem Grunde ließ es sich nicht vermeiden, daß die TEICHANLAGE eine verhältnismäßig sehr langgestreckte Form erhalten hat.
Die WEGE sind so gelegt, daß die Anlage bequem durchquert werden kann. Der WEG im östlichen Teile führt über 2 aus Holz erbaute und mit Geländer aus Naturholz versehene BRÜCKEN in der Nähe der Teichufer entlang. Am Rande der Teichanlage in gleicher Höhe des Elsterdammes ist die Aufstellung einer halbrunden PERGOLA mit Ruhesitzen gedacht, von wo aus man einen schönen RUNDBLICK auf die gesamte Anlage hat.
Schöne AUSBLICKE und DURCHSICHTEN auf die WASSERFLÄCHE und das dahinter liegende Wiesenterrain kann man von dem am Wasser entlang führenden PROMENADENWEG genießen.
Von der Anlage eines WEGES an anderen Ufer des Teiches an der Mingau’schen Grenze entlang ist abzuraten.
Es ließe sich wohl kaum verhindern, daß durch die Besucher, die nicht immer auf den Wegen bleiben, der dicht angrenzende Besitzer belästigt und geschädigt würde.
Man könnte es Ihm nicht verdenken, dort einen ZAUN zu errichten, welcher vom ästhetischen Standpunkte aus sehr störend wirken würde.
Auch weil die WASSERFLÄCHE, die oftmals schon bis fast an die Grenze gelegt worden ist, zu schmal sein würde.
Die kleine WIESENFLÄCHE, so ziemlich in der Mitte an Fuße des SCHLOSSWALLES gelegen, soll als sanft bewegte RASENFLÄCHE umgestaltet werden, während der vordere Teil durch Erhaltung der alten BÄUME und Bepflanzung derselben mit SCHLINGGEWÄCHSEN möglichst wildromantisch gedacht worden ist.
Die BRÜCKEN müssen, um recht schön malerisch zu wirken, entsprechend hoch angelegt werden, können jedoch, falls der Kostenpunkt in Frage kommt, ganz wegfallen. Die TEICHANLAGE müßte dann um so viel kleiner gestaltet werden.
Projektiert ist ferner die ev. Aufstellung eines PAVILLONS an der Mingau’schen Grenze. Der Zugang wäre aber nur durch eine BRÜCKE über den TEICH möglich, die hoch über der WASSERFLÄCHE, ähnlich der SPREEWALDBÄNKE, angelegt sein müßte, um den EISSPORT im Winter nicht zu beeinträchtigen. Um den TEICH zu beleben, würde es sich empfehlen, denselben mit FISCHEN verschiedener Art zu besetzen, und auf derselben ENTEN einer kleinen lebhaften bunten Rasse zu halten.“Exakt 3 Monate später, am 2. Juli 1908, erreichte den Bürgermeister ein weiterer
ERLÄUTERUNGSBERICHT zu einem Entwurf für den STADTPARK von Rudolf Neumann:
„In dem vorliegenden Entwurf ist angestrebt worden:
(1) Das tiefliegende sumpfige Gelände ohne große Kosten zu erhöhen und ohne Erdanfuhr zu einer schöner wirkenden PARKANLAGE zu gestalten.
(2) Schaffung einer TEICHANLAGE, die im Winter als EISBAHN zu benutzen ist.
(3) Einen geeigneten PLATZ zur Aufstellung für das KRIEGERDENKMAL zu erhalten.
Wie aus dem Gesamtplan ersichtlich, nimmt die TEICHANLAGE den größten Teil des Geländes in Anspruch, die auszuhebenden Erdmassen sollen sachgemäß verteilt und verwendet, das PARKGELÄNDE landschaftlich sanft bewegt gestaltet werden.
(Es ist bei dem Ausheben des Teiches schon auf die Oberflächengestaltung Rücksicht zu nehmen, damit unnötige Erdbewegungen vermieden werden)
Die TEICHANLAGE ist eine sogenannte Grundwasser-Teichanlage.
Ihr Größe beträgt ca. 8000 qm. Sie bedarf weder Zufluss noch Abfluss, jedoch ist beides vorgesehen, einesteils, um im Winter die EISFLÄCHE erneuern und andererseits, um bei nötig werdender Reinigung das Wasser ablassen zu können. Die Zu~ und Abflüsse sollen teils offen als kleine BÄCHE das Landschaftsbild verschönern, werden jedoch auch zum Teil unterirdisch geleitet werden müssen.
Die HAUPTWEGE werden 3 m breit angelegt und führen steigend bald fallend in angenehmen, langgestreckten Kurven um die TEICHANLAGE und erschließen dem Beschauer schöne, reizvolle Uferpartien und reizvolle Ausblicke auf den TEICH in stets wechselvoller Gestaltung.
Bei dem BEPFLANZUNGSPLAN wird Rücksicht auf die FERNSICHTEN genommen, auch bleiben die alten BÄUME am Fuße des SCHLOSSWALLES erhalten.“Man muss dem Schriftführer des Verschönerungsvereins unheimlich dankbar sein, dass er diese Schriftstücke für die Nachwelt aufgehoben hat,
weil wir sonst kaum so viele
DETAILS aus der Planungsphase erfahren hätten.
Da der
DENKMALPLATZ nach Kriegsende verschwand, hielt ich es für angebracht, auch dessen Beschreibung zu zitieren.
„Der DENKMALSPLATZ ist unmittelbar an dem Mittelpunkt der Gesamtanlage, dem Teiche, gedacht. Das DENKMAL erhält hier vom ästhetischen und gärtnertechnischen Standpunkte aus den schönsten Platz. Der PLATZ selbst erhält eine Gesamttiefe von ca. 25 m und eine Breite von ca. 20 m. Nach dem Teiche zu wird er durch eine halbkreisförmige MAUER begrenzt. Das Mauerwerk ist schräg nach oben angezogen gedacht, sandsteinquaderartig mit Terranova geputzt.
Als Bekrönung ein einfaches GELÄNDER aus Eisen, damit das verhältnismäßig kleine DENKMAL nicht beengt aussieht.
Der Platz erhält eine Erhöhung von 1 – 1,20 m über Niveau der Dresdner Straße, von dort führen zwei 3 m breite TREPPEN nach dem Denkmal-Plateau;
als Vorplatz ist ein schönes RASENPARTERRE mit gärtnerischem Blumenschmuck vorgelagert gedacht, an dem sich die beiden Treppen flankieren.
Auch die beiden HAUPTWEGE führen in sanfter Steigung zu dem DENKMALSPLATZE, von dem man einen wundervollen AUSBLICK über die schöne Wasserfläche und die Gesamtanlage mit seinen Rasenflächen , Bäumen, Brücken u. s. w. genießt.
Das DENKMAL selbst in seiner jetzigen Gestalt müsste durch Vergrößerung des Sockels um 2 – 3 Stufen massiger gestaltet werden; umso wirkungsvoller wird es sich dann auf dem gedachten Platze präsentieren. Als besonders reizvoll dürfte sich das DENKMAL von der Wasserseite ausnehmen und ist von allen Punkten der Anlagen gut zu sehen und dürfte an seinen gedachten Standpunkte auch das LANDSCHAFTSBILD verschönern.“
Dass die Vereinsmitglieder einen überaus langen Atem zur Durchsetzung ihres
>PARK – PROJEKTES< brauchten, kann man daran ermessen, dass von den
PLANUNGEN des Gärtnermeisters Neumann bis zur
AUSSCHREIBUNG der erforderlichen Bauarbeiten 6 Jahre vergingen, wie wir dem
PROTOKOLLBUCH des Verschönerungsvereins und dem >Senftenberger Anzeiger< entnehmen konnten.
Um letztendlich den
TAG, oder zumindest das
JAHR herauszufinden, an dem der von Liebespaaren einst sehr geschätzte
PAVILLON errichtet wurde,
werden auch wir noch einen
LANGEN ATEM benötigen – dessen bin ich mir sicher…aber:
WIR SUCHEN WEITER !