UMBENENNUNG VON STRASSEN & PLÄTZEN
An 
STRASSENNAMEN lässt sich die politische Geschichte unseres Landes, und im speziellen Fall auch unserer Heimatstadt 
SENFTENBERG, 
sehr gut nachvollziehen, da sie seit jeher ein Instrument der 
GESCHICHTSPOLITIK und 
ERINNERUNGSKULTUR sind. 
Dies ist allerdings nicht an der 
HÄUFIGKEIT bestimmter Straßennamen in Deutschland erkennbar, obwohl die in Front liegende 
HAUPTSTRASSE in unserem Land 7630mal vorhanden ist, gefolgt von der 
DORFSTRASSE (6988), der 
BAHNHOFSTRASSE (4979) und der 
KIRCHSTRASSE (2893).
Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 400 Tausend verschiedene Namen für 1,2 Mill. Straßen & Plätze.
In grauer Vorzeit rührte die 
BENENNUNG DER STRASSEN, erkennbar am 
NAMEN, der am Eingang jeder Straße angeschlagen war, 
entweder von dem 
ERBAUER oder 
ANLEGER derselben oder auch mehrerer Häuser, die zum Ansehen der Straße gewirkt haben, 
oder von anderen zufälligen 
BEGEBENHEITEN her.
Da in Senftenberg 
GASSEN & STRASSEN vorhanden sind, ist es schon interessant zu wissen, 
nach welchen Gesichtspunkten eine 
GASSE zur 
STRASSE wird:
Unter 
GASSE versteht man einen schmalen in Damm und Fußweg abgeteilten 
WEG, auf dem nur ein Wagen fahren kann, ohne umzubiegen und der Bürgersteig hat nur die Breite, dass 2, höchstens 3 Leute nebeneinander gehen & ausweichen  können. Die 
LÄNGE der Gasse trägt nicht zur Benennung bei, 
die 
BREITE ist entscheidend. Eine 
GASSE kann daher sehr lang sein, und eine 
STRASSE nur kurz. 
Auch die darin befindlichen 
GEBÄUDE entscheiden nichts, weshalb es oft passiert, dass man 
GASSEN den Namen 
STRASSE gegeben hat, 
die dennoch 
GASSEN bleiben, weil die Breite der Fahr~ & Fußwege entscheidend ist. 
Beispiele von 
echten kleinen GASSEN, aber auch STRASSEN im GASSEN-Format gibt es auch in Senftenberg.
(Bären~ / Bahnmeister~ und Färber
gasse /// Bader~, Ritter~ und Töpfer
straße) 
Aber zurück zu 
UMBENENNUNG. Schon in der 
>Ökonomisch-technologische Encyklopädie< von 
1840 konnte man lesen:
„Es ist auch nicht gerathen die NAMEN der Straßen zu verändern, die alten mit neuen zu wechseln, wie man es auch hin und wieder findet; 
denn der Beginner des Baues einer Straße, oder der Anleger derselben, ist es wohl werth, daß sein Name in der Chronik oder den Annalen der Stadt durch die Benennung der Straße nach ihm verewigt werde; ebenso ausgezeichnete Gewerbe, die in dem Aufkeimen einer Straße betrieben worden sind, 
wie es z.B. die Gerber~, Schuster~, Bäcker~, Fleischer~, Töpfergasse oder ~straße zeigt, weil sich hier größtentheils dergleichen Gewerbetreibende niederließen, 
diese Straßen anbaueten und bevölkerten…Auf jeden Fall sind die ALTEN STRASSENNAMEN in der Geschichte und Beschreibung einer Stadt wichtig, 
und daher sollten sie nicht mit neuen vertauscht werden, weil dadurch der frühere Zustand der Stadt unbekannt wird.“ Diese löbliche Ansicht fand ihren Niederschlag auch in einem 
>POLIZEIGESETZBUCH< von 
1843:
STRASSENNAMEN sind also von hohem historischen 
SYMBOLWERT und demzufolge begleiteten Kämpfe um die 
UMBENENNUNG von Straßen auch die 
REGIMEWECHSEL in den Jahren 
1933 – 1950 – 1990.
Ein 
FAKSIMILE aus dem >Senftenberger Anzeiger< von 1933 zeigt beispielsweise die resolute 
ANKÜNDIGUNG und lapidare 
BEGRÜNDUNG zweier Namenswechsel in unserer Stadt:
Nach Ende des faschistischen Regimes im Jahre 1945 und der nachfolgenden Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 beschloss das Politbüro der SED am 17. Januar 1950 eine 
>Verordnung über die Beseitigung nicht mehr tragbarer Straßennamen<, die am 30.03.1950 im Gesetzblatt der DDR GBI.Nr.39, 50/296 zu lesen war. Bis zum 31. Juli des gleichen Jahres startete dann die Beseitigung aller Straßennamen mit einer „militaristischen, faschistischen oder antidemokratischen Prägung“ bzw. die nach damit verbundenen Personen, Orten und Symbolen benannt waren. 
Interessant dabei ist, dass der Begriff 
MILITARISMUS nicht mehr auf die Zeit ab dem 1. Weltkrieg oder auf das Kaiserreich beschränkt wurde, 
sondern dass auch alle Namen hierunter fielen, die in irgendeiner Weise militärischen Bezug hatten, 
so auch die aus der >Wilhelminischen Monarchie< stammenden Namen von Politikern & Regenten.
„Als neue Benennung sind solche Namen von Personen oder Orten, Begriffe oder Bezeichnungen zu wählen, 
die in enger Verbindung mit der antifaschistisch-demokratischen Ordnung stehen“, heißt es in der Verordnung.
Darunter verstand man in erster Linie die Vordenker des Kommunismus, Altkommunisten, Arbeiterführer aus Vergangenheit und Gegenwart, 
sogenannte „Helden der neuen Zeit“, sowjetische Freunde, aber auch solch abstrakten Begriffe wie:
AUFBAU – FRIEDEN – EINHEIT – FREUNDSCHAFT – FREIHEIT – JUGEND.So gab es auf dem Gebiet der DDR 250 Plätze, die den Namen „Platz der Einheit“ trugen und damit an die gewaltsame Fusion von SPD und KPD zur SED im Jahr 1946 erinnerten.
Andererseits könnte sich aber den nach der Wende geborenen Kindern der >Platz der Einheit< als Erinnerung an die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes erschließen.
Und dann wäre alles wieder „politisch korrekt“…
Darüber hinaus existierten 220 „Straßen der Freundschaft“, mit der die DDR die erzwungene Zugehörigkeit zum Ostblock unter Führung der Sowjetunion verherrlichte.
Mir fallen in diesem Zusammenhang die 3 bekanntesten zentralen 
PLÄTZE in unserer Region ein, 
die einstmals den historisch gewachsenen Namen 
>MARKT< trugen,
und seit 1990 gottlob wieder tragen dürfen:
Kurios ist die 
QUELLE, der ich die 
STRASSENUMBENENNUNG in 
SENFTENBERG entnahm:
Allem Anschein nach verfügte nach Kriegsende nur noch das Stadtbauamt über ein 
ADRESSBUCH aus dem Jahre 
1941, 
in dem dann handschriftlich die alten Straßennamen gestrichen, und die neuen eingefügt wurden…
Nach der friedlichen Revolution von 1989 gab es erwartungsgemäß eine Vielzahl 
RÜCK~ & UMBENENNUNGEN. In Brandenburger Städten gibt es immer noch zahlreiche Straßennamen, die sehr umstritten sind, 
sei es nun der Ernst Thälmann-Platz oder die Wilhelm Pieck-Straße.
Schnell sprangen in unserer Stadt die 
SCHULEN auf den Umbenennungs-Zug auf, 
weil man mit dem Namen des jeweiligen Antifaschisten oder Kommunisten vor allem die überstrapazierten Fahnenappelle & Gedenkfeiern vor dessen Ehrenmal loswerden wollte:
POS „Arthur Wölk“ = Realschule = geschlossen
POS „Hans Beimler“ = Walther-Rathenau-Grundschule
POS „Anton Saefkow“ = Dr.-Otto-Rindt-Oberschule
POS „Arthur Becker“ = Bernhard-Kellermann-Oberschule
POS „Otto Grotewohl“ = 2. Grundschule = devastiert
POS „Fritz Weineck“ = Regenbogen Grundschule
POS „Adolf Hennecke“ = Gymnasium „Friedrich Engels“
POS „Kurt Uhlich“ = Grundschule am See
POS „Ho Chi Minh“ = 3. Gesamtschule = devastiert
Fazit:
Welche Personen man durch Namensgebung von öffentlichen Einrichtungen auch immer huldigen wollte, 
es gab/gibt immer Menschen, die Gründe haben/finden, die gehuldigte Person abzulehnen oder gar zu verfluchen. 
Man sollte natürlich konsequent zwischen 
PERSONENKULT und bloßer 
VEREHRUNG unterscheiden. 
In einer Demokratie sollte die Änderung eines Namens nicht nur administrativ durchgesetzt werden, 
sondern stets mit einer öffentlichen Diskussion verbunden sein, 
wie es erfolgreich bei der Lösung der Dopplung von Straßennamen in unserer Heimatstadt Senftenberg praktiziert wurde. 
