DER KOSCHENBERG
war einstmals sowohl
SITZ des heidnisch-wendischen Sonnen~ und Mondgottes,
als auch
STANDORT der Kapelle zum hlg. Laurentius, die als christliche Wallfahrtsstätte fungierte,
an der alljährlich am 10. August ein großer Jahrmarkt stattfand.
Heimatforscher sahen ihn als angeblichen
AUSTRAGUNGSORT einer sagenhaften, überaus blutigen
SCHLACHT zwischen Deutschen & Wenden, welche allerdings historisch nicht bewiesen ist.
Für die Geographen war der durch vulkanische Aktivität entstandene
>FEUERBERG< als höchste Erhebung im Landkreis Calau lediglich eine gewöhnliche
LANDMARKE, wogegen ihn eingefleischte Lokalpatrioten gar als
>OLYMP DES ELSTERTALS< bejubelten.
Letztlich war er allen Schulkindern als
HORT der legendären „blauen Blume“ bekannt, der sich im Sommer als
ZIEL von Schulwanderungen und im Winter als Rodelparadies großer Beliebtheit erfreute.
Nach etlichen
>KOSCHENBERG - KOMMENTAREN< bleibe ich diesmal im „Fahrwasser“ meines Administrators, und widme mich thematisch ebenfalls dem dort befindlichen
STEINBRUCH
"In der breiten, sandigen, größtentheils bewaldeten EBENE, in welche die BAHNLINIE Kamenz-Lübbenau etwas unterhalb Straßgräbchen eintritt und die sie bei SENFTENBERG wieder verlässt, erhebt sich hier und da ein kleiner, aus Sanden und Kiesen aufgebauter Hügel, außerdem aber der aus Felsgestein bestehende 176,4 m hohe KOSCHENBERG.
Der Berg ragt 60 m über die erwähnte Ebene empor und bildet den nördlichsten Ausläufer des Lausitzer Gebirges.“
So beginnt eine von
Dr. O. Herrmann im Jahre 1898 verfasste kleine Broschüre mit dem Titel
>Steinbruchbetrieb & Schotterwerk auf dem Koschenberge bei Senftenberg< und er schreibt an anderer Stelle über eine Besichtigung des
STEINBRUCHES, der übrigens 1563 erstmals in historischen Dokumenten erwähnt wurde:
„Die ganzen ANLAGEN machen auch äußerlich durch ihre Ausführung einen äußerst soliden, sauberen, vollkommenen Eindruck.
Da sind eine ganze Anzahl von UEBERBRÜCKUNGEN mit GELÄNDERN, die über die Einschnitte einzelner Etagengleise führen, zu beobachten, ferner TREPPEN, die von einer Etage zur anderen leiten.
In der Nähe des Bremsberges stehen zwei GEBÄUDE, die nebst dem Schotterwerksgebäude sechs Familienwohnungen und Unterkunftsräume für etwa 50 Arbeiter enthalten.
Sechs Uhr morgens ertönt der lange, schrille Pfiff der DAMPFPFEIFE und giebt das Zeichen zum Beginne der emsigen Thätigkeit in dieser Waldeinsamkeit. Lärmend und polternd verrichtet das SCHOTTERWERK seine Arbeit, hier rollen die LOWRIES auf den Gleisen herab, dort ertönen die GLOCKENZEICHEN am Bremsberg.
Zu Beginn der Pausen aber erklingen die HORNSIGNALE, welche den Arbeitern das bevorstehende Abschießen von Sprengschüssen anzeigen.
Um 7 Uhr abends ist Ruhe. Dann verschwinden die 100 bis 150 ARBEITER, die hier in der Regel thätig sind,
theils in den Gebäuden, theils wandern sie nach den nahen Dörfern.“Da sich die weiteren in seinem Aufsatz befindlichen historischen Fakten kaum von anderen Veröffentlichungen unterscheiden, bleibt mir nur die Suche nach bislang eventuell noch nicht zitierten Fakten, Zahlen oder Anmerkungen, wie z.B. die folgende in der
>Heimatkunde für SFB und seine Umgebung< von
Th. G. H. Raschke (1908)
über den Ablauf einer
SPRENGUNG IM STEINBRUCH:
„Die ganze OBERFLÄCHE des KOSCHENBERGES setzt sich aus riesigen GRAUWACKEBROCKEN, die vollständig regellos durcheinander liegen, zusammen.
Diese Felsmassen werden auf zweifache Weise gesprengt: Man fängt oben auf dem Berge an, die Grauwackesplitter und das Geröll hinwegzuräumen. Dann bohrt man etwa 2 Meter unter der Oberfläche ein Loch waagerecht in den Stein, legt eine Dynamitpatrone hinein, die durch eine Zündschnur in Brand gesetzt wird. Durch diesen Schuß wird die oberste Decke abgehoben. Nun folgt eine zweite und so fort. Diese Schüsse nennt man Hebeschüsse.
Die großen Steinblöcke, die abgehoben worden sind, werden nun wieder angebohrt und durch Sprengschüsse zerkleinert.
Größere Stücke werden dann nach den KNACKMÜHLEN gefahren und hier noch zerkleinert. Die GRAUWACKE wird zum Bau von Straßen und als Schotter bei den Eisenbahndämmen verwertet. Der DIABAS hat eine grüne Färbung (Grünstein), zeichnet sich durch große Härte aus und wird als PFLASTERSTEIN sehr viel benützt. Allerdings ist so ein KOPFSTEINPFLASTER nicht billig.
Das Quadratmeter kostet gegen 10 Mark.
Der Mehlstaub vom Diabas und kleine Splitter werden mit Zement vermischt zu Platten, Trögen, Krippen geformt und dann getrocknet.
Gegenwärtig werden im Steinbruch gegen 200 Arbeiter beschäftigt.“
Von Berufs wegen fand ich auch die nun folgende Empfehlung des Senftenberger Studienrats
Wilhelm Nuß zur Gestaltung einer Physikstunde erwähnenswert, wobei mich – ehrlich gesagt – das Wort "STOPPUHR" etwas irritierte.
„Auch für den physikalischen Unterricht leistet der KOSCHENBERG Dienste.
Die EXPLOSIONEN bei Sprengungen lassen sich sehr zweckmäßig zur Bestimmung der SCHALLGESCHWINDIGKEIT benutzen.
Der Versuch kann in einfacher Weise so gehandhabt werden, daß Schüler, die am KOSCHENBERG sind, eine Stoppuhr in Tätigkeit setzen, während die Schüler in SENFTENBERG in dem Augenblick, wenn sie den Knall hören, ebenfalls eine Stoppuhr in Bewegung setzen.
Der Zeitunterschied beider Uhren ergibt die Zeit, die der Schall gebrauchte,
um die Wegstrecke Koschenberg – Senftenberg zurückzulegen.
Bei einem solchen Versuch gebrauchte der SCHALL bei einer Lufttemperatur
von 5 Grad = 14,3 Sekunden, um die 4750 Meter lange Strecke zu durcheilen.“
Sicherlich war gemeint, mit normalen Armband~ oder Taschenuhren die genaue
UHRZEIT zu stoppen, wann die
SPRENGUNG erfolgte bzw. der
KNALL zu hören war - und beide Angaben im Nachhinein miteinander zu vergleichen.
Sei's drum.
Wir gönnen uns zum Schluss noch einen
ERDKUNDELEHRER-RUNDBLICK vom KOSCHENBERG „Die Aussicht vom GIPFEL des flachen, schildförmigen BERGES verschafft uns einen sehr lehrreichen Ueberblick über verschiedene LANDSCHAFTSTYPEN unserer Heimat.
Zunächst kann der Blick nach NORDEN die Landschaftsform des Lausitzer URSTROMTALS mit seinem ausgesprochenen Nordrand, der von der Böschung der Raunoer HOCHFLÄCHE gebildet wird, in übersichtlicher Weise erfassen.
Hier bleibt der Blick an den unschönen KIPPEN hängen, die den TALRAND als unbewachsene Aufschüttungen von Sand und Kies verunstalten und vielfach höher sind als der Rand von Natur ist.
In 5 Kilometern Entfernung vor uns liegt die Stadt SENFTENBERG, deren Kirchturm besonders auffällt.
Nach SÜDEN überschauen wir das nordsächsische HÜGELLAND, jenes gewaltige Kies~ und Schotterfeld,
das als flach geneigter SCHUTTKEGEL vor dem Granitgebirge der Oberlausitz lagert.
Der NORDRAND der Oberlausitz schließt im SÜDEN endgültig den Blick ab.
Zur rechten fällt uns der 412 Meter hohe KEULENBERG bei Königsbrück besonders auf.
In unmittelbarer Nähe des KOSCHENBERGES erblicken wir durch die Industrieanlagen des LAUTAWERKS hindurch den Schwarzkollmer STEINBERG. In dem Sektor zwischen Keulenberg und Steinberg ist das gesamte GRANITGEBIET enthalten.“
Das war’s für heute – und für mich ganz sicher auch zum letzten Mal – kommentarmäßig zum
KOSCHENBERG.
Es sei denn, ich finde rein zufällig noch etwas, was bislang noch nie erzählt worden ist…
In diesem Sinne:
>DER BERG RUFT !< - besuchen Sie ihn,
bevor er vollkommen „entsteint“ ist…
