Inmitten des Wohngebietes Senftenberg am See, das in den 1970er Jahren am Nordufer des Tagebausees errichtet wurde,
befand sich die überaus beliebte, von der KONSUM-Genossenschaft betriebene
>TANZ~ & SPEISEGASTSTÄTTE >SEEBLICK<
,
die der Cottbuser Architekt E. Kühn für das künftige Erholungsgebiet „Senftenberger See“ entworfen hatte.
Auf der nachfolgenden, 1977 in der >Seerundschau< veröffentlichten
KARTEN-SKIZZE, kann man noch
EINRICHTUNGEN erkennen,
die bis heute überlebt haben (
1-2-3) – aber auch einige, die meines Wissens niemals gebaut wurden (
4-5-6).
Wer heute vom einstigen
>SEEBLICK< spricht, kommt nicht umhin, den damaligen Chef des Hauses zu erwähnen:
HANS STREESE.
„Der STREESE HANNES - der KANN ES!“ Aus diesem geflügelten Wort sprach sehr viel Anerkennung, denn ER war ein hervorragender
ORGANISATOR bzw. bewies schon zu DDR-Zeiten
MANAGER-Qualitäten. Alle von ihm geführten
GASTSTÄTTEN hatten starken Zulauf,
angefangen von der Großräschener Kultgaststätte
>LAUSITZ< bis hin zu seinem letzten Objekt, dem Senftenberger
>STEAKHOUSE<.
In den Jahren 1973/74 leitete er die „See-Versorgung“ und übernahm anschließend den
>SEEBLICK<, der bis zu seiner Schließung im Jahre 1990
„sein liebstes Kind“ und eine gute Adresse in Sachen
GASTRONOMIE & KULTUR war.
Vor allem das für DDR-Verhältnisse hervorragende
SPEISEN-ANGEBOT suchte damals seinesgleichen.
Mit fast unvorstellbarem Aufwand verbunden verließen neben dem
TAGESGESCHÄFT zusätzlich täglich ca.
2000 PORTIONEN für Schulspeisung & Rentner-Mittagstisch die
KÜCHE.
HANS STREESE (gelber Spiegel) ließ auf sein
PERSONAL - 313 KollegInnen arbeiteten hier von 1977 bis 1990 - und die von ihm ausgesuchten, getesteten & für gut befundenen
LIVE-BANDS nichts kommen und obwohl die Anzahl der Mitarbeiter verhältnismäßig groß war, zogen alle an einem Strang und bereiteten allen großen Spaß.
Einmal machte die
BARDAME (weißer Spiegel) des Hauses sogar im DDR-Fernsehen von sich reden: In der Sendung >Außenseiter-Spitzenreiter< wurde nämlich das entzückendste und landesweit größte, maximal verführerisch-aufreizende
DECOLLETÉ gekürt.
Übrigens packte der
„CHEF“ auch selbst gern mit an, stand oft auf der Terrasse und servierte eigenhändig
ROSTBRATWURST vom
GRILL oder eine köstliche
ERBSENSUPPE aus der
GULASCHKANONE.
Ein wohlvertrautes Gesicht für alle Frühschoppen-Besucher war der stets humorvoll aufgelegte
FRITZ WEDLER, von 1984 bis zum Schluss so etwas wie
„die gute Seele des Hauses“. Er liebte seinen Arbeitsplatz am
KIOSK auf der sogenannten
>ASSI-PLATTE<.
Im Jahr 1990 kam das
ENDE des >Seeblicks, und „Fritze“ machte schließlich als Letzter das Licht aus. Danach stand das Gebäude lange Zeit leer, wurde dann ganz „plattgemacht“. Heute befindet sich auf dem Grundstück die
SENIORENRESIDENZ „ProCurand“.
Nach dem Mauerfall eröffnete der umtriebige Geschäftsmann
HANS STREESE in der Senftenberger Innenstadt einen
IMBISS, von 1998 bis 2001 war ER dann im Erholungsgebiet Senftenberger See (ESS) für den Gaststättenbetrieb zuständig und resümierte damals,
dass sich die
FUNKTION DES KNEIPERS verändert hatte:
„Wir waren ständig um die WARE kämpfende DIENSTLEISTER im Sozialismus, und kämpfen nun im Kapitalismus täglich um die GÄSTE .
Deshalb ist der tägliche Kontakt zu den Menschen unabdingbar.“Diesen unmittelbaren
KONTAKT hat er auch immer gesucht und den Senftenberger Bürgern werden viele
VERANSTALTUNGEN in den gastlichen Räumen des
>SEEBLICK< im Gedächtnis geblieben sein:
SKATTURNIERE oder vorweihnachtliche
LICHTEL-ABENDE waren ebenso wie die
SILVESTER~, FASCHINGS~ & FRAUENTAGSFEIERN, vor allem aber die stets ausverkauften, allwöchentlichen
TANZABENDE sowie die vielen privaten
FAMILIENFEIERN eine feste Größe im Jahreslauf.
Zum
WOCHENEND-TANZ mit Live-Band im >Seeblick< musste man lange vorher Karten bestellen. Der ehemalige Chef erzählte oft von einem Lehrerehepaar,
das bei jeder Veranstaltung Tischnummer 31 wünschte und damit schon zum „lebenden Inventar“ gehörte…
Aber auch auf der
TERRASSE vor der „Wohngebietsgaststätte“ sowie in der unmittelbaren Umgebung herrschte gelegentlich
"VOLKSFEST-STIMMUNG", wie z.B. beim
HERBSTMARKT im Jahre 1988, von dem die >Lausitzer Rundschau< überschwänglich berichtete:
Auch als Inhaber des Senftenberger
>GAUMENSEGEL< hatte er in der Woche ab 16 Uhr Hochbetrieb und am Wochenende arbeitete sein Team von 7 Uhr früh bis Mitternacht durch. Da aber mit der Zeit viele Camper und Ferienhaus-Bewohner des ESS lieber vor Ort in Großkoschen blieben, ebbte der Gästestrom zusehends ab.
Einen nochmaligen geschäftlichen Neubeginn wagte er mit dem rustikal eingerichteten
>STEAKHOUSE< in der Seeadlerstraße, das er zu einem neuen
ANLAUFPUNKT im Wohngebiet für Familienfeiern, Tanz~ und Mottoveranstaltungen machen wollte – allerdings nach 48-jährigem turbulenten Arbeitsleben nicht vollendete, denn im September 2012 wurde vermeldet, dass
HANNES STREESE, einer der bekanntesten Senftenberger Gastronomen, sein Leben durch Suizid vorzeitig beendet hatte…
Der gebürtige Mecklenburger hinterließ seine beruflichen, von Kreativität zeugenden Spuren. Mit
IHM verbinden u.a. viele Musikfreunde auch seine guten Beziehungen zur damals sehr beliebten
>KAPELLE OBERLAND<, die tagsüber die Besuchermassen auf der
„SEEBLICK-TERRASSE“ sehr professionell unterhielt, während am Abend die langjährige Hauskapelle, das
>JÜRGEN-HERZOG-SWINGTETT<, für eine reichlich gefüllte
TANZFLÄCHE sorgte.
Der „Oberländer-Kapellenleiter“
ADOLF KIERTSCHER war zwar in
WILTHEN zu Hause, aber in der gesamten Lausitz und weit darüber hinaus als ungekrönter „König der Volksmusik und der Herzen“ eine
LEGENDE. Er gründete 1965 die >Kapelle Oberland< und spielte LIVE bei Festen aller Art. Das Repertoire umfasste populäre Schlager, Seemannslieder und Volksmusik. Er beherrschte über 700 Titel, aber nicht eine einzige Note. Als Kind hatte er eine TROMPETE geschenkt bekommen und sich das Spielen darauf selbst beigebracht.
KIERTSCHER hatte mit der Kapelle Oberland über 16.000 Auftritte und spielte 21 CDs ein. Am 30. Mai 2010 gab er auf dem Bautzener Hauptmarkt sein Abschiedskonzert. Im Ruhestand trat er gelegentlich noch bei privaten Feiern mit Keyboard, Trompete und Akkordeon auf bis er 2013 durch einen Schlaganfall seine Stimme verlor und 2 Jahre später an den Folgen seiner Erkrankung starb.
Weshalb gerade diese, bei den Senftenbergern so beliebte
GASTSTÄTTE einer
SENIORENRESIDENZ weichen musste,
ist für mich schwer nachvollziehbar, weil unsere Stadt dadurch ihr letztes öffentliches
TANZLOKAL verlor.
Die einst vor'm
SEEBLICK postierten, maritimen
PLASTIKEN des in unserer Region sehr populären Bildhauers
JÜRGEN von WOYSKI vermitteln einen wehmütigen
„LETZTEN GRUSS“…