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Bevor ich zum Hauptthema der Woche komme, welches ich dann auch noch auf zwei Wochen strecken werde, starte ich mit einer Sache aus der Rubrik "Da staunt der Fachmann. Und der Laie wundert sich".![]() Nach knapp 15 Jahren Beschäftigung mit der Materie - also dem Sammeln historischer Ansichtskarten aus Senftenberg - bin ich immer noch nicht vor Überraschungen gefeit. Diese bewegen sich mittlerweile nicht mehr so stark auf dem Feld der kommerziellen Ansichtskarten bis 1945 sondern tendieren eher in Richtung Fotos/Fotpostkarten. Prinzipiell werde ich aber in sämtlichen Sparten, seien es bildliche Hinterlassenschafen, Filme oder auch Begleitmaterial glücklicherweise regelmäßig vor Neuentdeckungen gestellt. Und das ist auch gut so denn ansonsten hätte ich schon längst die Geige eingepackt und www.gruss-aus-senftenberg.de in den Schlafmodus versetzt. Eine Kategorie von der ich dachte schon alles gesehen zu haben - zumindest aber ganz genau zu wissen, was mir noch in Originalform fehlt - sind die kommerziellen Ansichtskarten aus DDR-Zeiten. Verglichen mit dem Produktionszeitraum bis 1945 haben wir es für Senftenberg mit nicht allzuvielen Produktionen zu tun. Auf dem gebiet tummelten sich nur wenige staatlich zugelassene Verlage, die in ihrem Portfolio auch noch den ganzen Rest der Republik bespielen mussten. Das zahlenmäßig begrenzte Angebot und die größtenteils sehr hohe Verbreitung der einzelnen Senftenberg-Motive machten die lückenlose Archivierung zu einem ziemlichen Selbstläufer. Mit Ausnahmen! An manches war erst nach längerer Zeit heranzukommen und einiges fehlt noch bis zum heutigen Tag. Was die Fehlstellen betrifft, habe ich manches schon irgendwo einmal in minderer Qualität gesehen und anderes erschliesst sich aus Mehrbildkarten bei denen man davon ausgehen kann, daß jedes Motiv darauf auch in einer Vollbildvariante verlegt wurde. Bis vor ein paar Wochen war ich mir absolut sicher, daß mir über den Senftenberg-bezogenen Ausstoß des Berliner Verlags H. Sander KG keiner mehr etwas erzählen kann. Der Verlag brachte sowohl Mehrbild- wie auch Einzelbildkarten heraus. Siehe hier! Aus den Mehrbildkarten lassen sich die noch fehlenden Einzelmotive vermuten (sicher kann man ja nie sein!) und der Rest des Verlagsprogrammes weist keine Lücken in den Seriennummern auf. Aufgrund letzterem ging ich fest davon aus, daß da nichts mehr sein könnte. Pustekuchen! Unlängst tauchte dann dieses Stück auf, das mit seiner Seriennummer T 313 den Kanon nach unten ausweitete:
So weit ich mich zurück erinnern kann, nahm und nehme ich diesen nur 100 Meter langen Abschnitt eigentlich nicht so wirklich als Teil der Bahnhofstraße wahr. Vermutlich geht das auch anderen so. Während bis mindestens in die 1970er Jahre eine echte Anbindung an die eigentliche Bahnhofstraße existierte und somit selbst motorisierter Durchgangsverkehr möglich war, ist dieser Abschnitt seit vielen Jahren (seit wann eigentlich?) hauptsächlich den Fußgängern vorbehalten. |
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Und das sah in den 60ern bis in die frühen 70er dann so aus wie auf dem Foto rechts.
Die Ruine der in den letzten Kriegstagen zerstörten Häuser Bahnhofstraße 8 ("Kuhnt") und 10 ("Koch") war zwischenzeitlich
geschliffen worden und hatte einer Freifläche Platz gemacht.
Und damit (und jetzt kommt die "Kurve" |
Aufnahme <= 1973
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Sprung in das Jahr 1977 und in eine etwas abweichende Perspektive. Mittlerweile steht besagter
Zeitungskiosk an seinem Bestimmungsort. Die Freifläche wurde durch ein paar Sitzbänke und zwei Fahnenmaste (!)
aufgewertet. Der Tierpark-Affe hatte den Kopf verloren und die Durchfahrt in Richtung Marktplatz war via Verkehrsschild untersagt
worden. Augrund der Wuchshöhe der Bäume vor der Hauswand ist das 1972 (minus 5 Jahre) für die Fotografie darüber
noch halbwegs plausibel. Hinsichtlich Zeitungskiosk meine ich mich zu erinnern, daß dieser später um 90 Grad gedreht wurde, so daß die Luke, durch die die freundliche PZV-Mitarbeiterin die "Sowjetfrau" reichte, in Richtung Straße zeigte. Was den Bereich insgesamt angeht, so plante man diesen - neben anderen Innenstadtlokationen - Mitte der 1980er Jahre umzugestalten. Hierfür wurde ein Architekturwettbewerb "Innenstadt Senftenberg" ausgeschrieben. In den dazu eingereichten Entwürfen findet man die nachfolgende Detailzeichnung. Die Reproduktion ist qualitativ leider sehr schlecht, vermittelt aber doch einen kleinen Eindruck davon woran Senftenberg noch einmal vorbeigeschrammt ist... |
Aufnahme = 1977
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Wie oben angekündigt, werde ich mich in der folgenden Woche nochmals in der engen Bahnhofstraße aufhalten. Dann jedoch mit älteren Aufnahmen aus diesem
Areal. Um aber den Kreis zu schließen und weil ich eigentlich keine Idee habe, wo ich das Stück anderweitig irgendwie einbauen könnte, hier noch eine
Produktion aus bereits erwähnter Kategorie Da staunt der Fachmann. Auf den ersten und zweiten Blick nichts weltbewegendes meint man. Die Besonderheit liegt bei dieser Variante in der Größe. Denn es handelt sich um eine Maxi-Postkarte im Format 21 x 14 cm. Diese Dinger kamen offensichtlich Anfang der 1970er groß in Mode und für Senftenberg konnte ich bis dato 7 Stück nachweisen. Heute kommt die 8. Produktion hinzu. Postalisch in Umlauf gebracht werden durfte dieses Format nur in einem Briefumschlag der in dem EVP von 55 DDR-Pfennigen inkludiert war. Eigentlich traurig, daß man bei dieser Produktion aus dem Jahr 1972 auf 15 Jahre alte Teilmotive zurückgriff. Sehr wahrscheinlich wurde die Vorlage, die für die weit verbreitete A6-Variante verwendet wurde, einfach nur "aufgeblasen". Mir war die Maxi-Variante bis vor einiger Zeit völlig unbekannt. |
VEB BILD UND HEIMAT REICHENBACH i.V.
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