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Augenscheinlich erstmals im Jahr 1964 wurde eine Serie von Senftenberger Ansichten durch die Berliner Firma H.Sander KG auf den Markt gebracht. Nunmehr schon im heute noch gängigen/standardmäßigen Format 14 x 10,5 cm. Einzelne Motive, möglicherweise auch die ganze Serie, erschienen in nachfolgenden Jahren erneut. Dann mit angepasster Angabe B 8/xx.
Wir können bei der Veröffentlichung getrost von einer "Serie" sprechen, denn die einzelnen Bestandteile sind gut über eine fortlaufende "Bestellnummer" zu identifizieren. Ich gehe aktuell davon aus, daß es mindestens die Nummern T 314 bis T 328 gab. Von den daraus resultierenden 15 unterschiedlichen Stücken, liegen mir aktuell 12 vor. Was die restlichen 3 Ansichten betrifft, habe ich zumindest einen Verdacht, was diese zeigen. Denn spätetens einmal 1967 und einmal 1972 wurde jeweils eine Mehrbildkarte produziert, der 4 Motive der Serie zugrundeliegen. Demnach fehlt mir momentan noch eine Ansicht des "Stadt Senftenberg" (hier bin ich mir sehr sicher, da ich davon schon einen Screenshot gesehen habe) und einmal Braunbären im Senftenberger Tierpark. Das dritte fehlende Stück liegt für mich noch total im Dunkeln.
Unklar ist auch, ob es weitere Motive gab, also kleiner T 314 oder größer T 328. Schön wär's aber ich bin diesbezüglich nicht sehr optimistisch.
Erstaunlich finde ich, daß die Aufnahmen dieser Serie relativ wenig bis keine Verwendung in den einschlägigen (späteren) Publikationen fanden.
Aber Hilfe naht! Widmen wir uns also dem ersten Schwung...

Senftenberg
GRAPHOKOPIE H.SANDER K.G.
Berlin N 113
Echte Photographie
B 8/64
Best.-Nr. T 320
Aufnahme = 1963
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
GRAPHOKOPIE H.SANDER K.G.
Berlin N 113
Echte Photographie
B 8/64
Best.-Nr. T 319
Aufnahme = 1963
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
GRAPHOKOPIE H.SANDER K.G.
Berlin N 113
Echte Photographie
B 8/64
Best.-Nr. T 318
Aufnahme = 1963
Sammlung Matthias Gleisner

Ich behaupte, daß diese drei Markt-Ansichten an ein und demselben Tag, sogar innerhalb weniger Stunden aufgenommen wurden. Bei den beiden rechten Abbildungen sollte daran eigentlich kein Zweifel bestehen. Zu groß sind die Gemeinsamkeiten der Szenerie und ein Blick auf den Zeitmesser an Sobes Uhrengeschäft ist auch nicht ganz verkehrt. Daß das linke Stück zu den beiden anderen passt, ist vielmehr ein Erfahrungswert als echte Gewissheit. Das einzige verbindende Element ist hier das Haus Markt 5, damals "Wäschehaus". Alle Merkmale stimmen hier überein. Besonders nachdem ich einige, für mich unverständliche, Manipulationen an einem der Fenster auf allen drei Karten digital rückgängig gemacht habe. Es wäre also ein sehr großer Zufall, wenn der Fotograf für diese Aufnahme den Senftenberger "Platz der Freundschaft", so hieß der Markt damals, zu einem anderen Datum aufgesucht und identische Gegebenheiten vorgefunden hätte. Kann sein, halte ich aber für sehr weit hergeholt.
Ich gehe übrigens davon aus, daß die Aufnahmen von einem hiesigen Fotografen angefertigt wurden. Spätere Senftenberg-Produktionen der Firma H.Sander verweisen diesbezüglich auf den in unserer Stadt bestens bekannten Namen Weissgärber. Der lokale Fotograf könnte durchaus auch für die Arbeit an dieser Serie verantwortlich gewesen sein.
Möglicherweise hat es sich aber auch etwas anders zugetragen! Denn schauen wir uns einmal die hier rechts dargestellte Fotografie an. Ich behaupte auch hier, daß wir uns am selben Tag auf dem Senftenberger Markt befinden. Aufgenommen diesmal aus der Gegenrichtung sind die Parallelen einfach erdrückend. Schaut man auf die Uhr an Sobes Laden, dann ist diese Aufnahme die zeitlich erste (8:50 Uhr). Gefolgt von der Ansichtskarte in der Mitte (9:40 Uhr) und daran anschliessend das rechte Ansichtskartenmotiv (11:10 Uhr). Die dritte Aufnahme enthält leider keinen sichtbaren Zeitmesser, so daß man nicht sagen kann, wie sie zeitlich einzuordnen ist.
Das rechte Foto stammt aus einem privaten Fotoalbum der Familie Wendt. Margo Wendt fotografierte selbst leidenschaftlich gern. Könnte es also sein, daß sie auch für diese oder gar auch die anderen Aufnahmen verantwortlich war? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich zwei Fotografen zur selben Zeit am selben Ort befanden und quasi dieselbe Szenerie einfingen?
Heutzutage bestimmt höher als damals Anfang der 1960er Jahre.
Die Wahrheit ist sicher viel banaler... Wendts erhielten wahrscheinlich einfach einen Abzug von dem mit ihnen befreundeten Fotografen. Diese Theorie wird durch weitere Fotos in jenem Album flankiert, die 100%ig von einem anderen Fotografen stammen.

Womit wir dann zum abschliessenden Punkt und einem meiner Steckenpferde kommen: der möglichst exakten Zeitbestimmung.

Senftenberg
Aufnahme = 1963
Sammlung Familie Wendt
Dabei steht uns die private Fotografie hilfreich zur Seite. Sie wurde im Fotoalbum, in dem sie verklebt ist, mit "1963" beschrieben. Das ist angesichts der obigen Ansichtskartenproduktionen aus dem Jahr 1964 nicht unplausibel. Aber stimmt es auch? Ich habe schon die eine oder andere Fehlinformation in derartigen Fotoalben aufgedeckt. Man darf nicht allem und jedem trauen!
Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal bekommen wir Schützenhilfe von einem Kinoplakat. Ein solches ist nämlich am unteren Rand des Fotos erkennbar.

Beworben wird darauf der Film "Zwischen den Fronten". Die italienische Kriegskomödie mit dem Originaltitel "Tutti a casa" feierte am 27. Oktober 1960 in Florenz Premiere. Unter dem Titel "Der Weg zurück" kam der Streifen ein gutes Jahr später in westdeutschen Lichtspielhäusern zum Einsatz.
In der DDR hingegen erfolgte der Kinoeinsatz erst im Mai 1963 und unter dem Titel "Zwischen den Fronten".

Damit dürfte als gesichert gelten, daß die vier Marktansichten aus dem Frühsommer des Jahres 1963 stammen. Ob die restlichen Motive aus der Gesamtserie ebenfalls im Mai/Juni 1963 aufgenommen wurden, versuche ich später bei entsprechender Gelegenheit aufzuklären. Ich vermute es, würde dafür aber meine Hand nicht unbedingt ins Feuer legen.