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15.10.2023
1 Kommentar

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Bemüht man für mein Projekt "gruss-aus-senftenberg.de" das Bild eines Marathonlaufes, dann ist das Ziel (600 Neues-Seiten) schon in Sicht. Es sind nur noch wenige Meter. Doch die Beine des Athleten werden immer schwerer. Viele Mitläufer sind mittlerweile abgeschlagen oder gar ganz ausgeschieden. Wasserflaschen in Form neuen Materials, die neue Kräfte verleihen, werden schon seit einiger Zeit nicht mehr ausgereicht. Auch die Zuschauer am Streckenrand sind stark dezimiert. Und die, die noch Interesse zeigen, halten sich mit Anfeuerungsrufen deutlich zurück.
Was wäre, wenn der Läufer in diesem Moment einfach sagen würde: "ich will nicht mehr!". Welchen Unterschied würde es machen, jetzt und hier den Lauf abzubrechen? Gäbe es am Ende überhaupt eine Medaille? Ein Preisgeld? Ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme? Und wenn, wäre es die ganze Schinderei wert gewesen?
Egal! Wenigstens einmal im Leben muß man mal etwas durchziehen. Gleichgültig was andere darüber denken und ob sie dem Ganzen einen Wert beimessen oder nicht. Zähne zusammenbeissen und die letzte Reserven mobilisieren. Vielleicht kriegt man ja dort nach der nächsten Kurve ein wenig Rückenwind, der die letzten Meter erträglicher gestaltet...

In diesem Sinne könnten die nachfolgenden drei Stücke kaum besser zur Gemütslage des Sportlers passen: gibt's nicht mehr - kennt kaum noch jemand - interessiert demnächst (wirklich) keinen mehr!

Senftenberg
Verlag Max Zibell, Kunstanstalt,
Berlin, N 58, Danzigerstr. 92
6585 95 509 H
Aufnahme <= 1921
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Aufnahme <= 1913
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Verlag: Paul Gabriel, Senftenberg II
Aufnahme <= 1913
Sammlung Detlef Krumm

Die beiden äußeren Stücke - kommerzielle Ansichtskarten - geben die geografische Richtung vor: Senftenberg 2. Und natürlich stellt auch das mittlere Exemplar - eine Fotopostkarte - eine Baulichkeit aus diesem Ort dar. Wobei das anfangs nicht so wirklich klar war. Ich wiederhole mich hier sicherlich, aber diese Fotopostkarten sind in aller Regel eine etwas härter zu knackende Nuß. Wenn es einen Postausgangsstempel von Senftenberg gibt, dann sind wir ja schon einmal gut dabei. Zeigt die Bildseite aber ein nichtssagendes Wohnhaus, dann hilft das auch nur bedingt weiter. In vorliegendem Fall konnte ich aber über den handschriftlichen Text, besonders über den darin auftauchenden (ungewöhnlichen) Familiennamen "Ungewickell" in Kombination mit dem Senftenberger Adressbuch von 1914 wenigstens eine gewisse Sicherheit erlangen, daß es bei abgebildetem Haus wohl tatsächlich einen Senftenberg-Bezug gibt. Ungewickell gab es damals 2. Der Ernst, ein "Bergwerksdirektor" in der Senftenberger Moritzstraße 8 schied aus. Das abgebildete Haus passt nicht. Doch der Julius, Buchhalter von Beruf und möglicherweise mit dem Ernst irgendwie verwandt, der könnte es sein. Und es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß wir besagten Julius nebst Gattin, zwei Kindern und Hund auf dem Foto sehen. Die Adresse? Langestraße 55. Und die lag in Senftenberg 2.
Naja, nun ist Senftenberg 2 nicht gerade die Gegend, in der ich mich gut auskenne. Nicht einmal "halbwegs"! Glücklicherweise wartet ein Stadtplan aus dem Jahr 1910 sogar mit Hausnummern und scheinbar realistisch eingezeichneten Baulichkeiten auf...

Ich habe keine Ahnung, wie lange es diesen Bereich von Senftenberg gab. Heutzutage endet die Lange Straße nur wenige Meter nach der Einmündung in die Wredestraße. Der Bereich der damaligen Hausnummer 55 existiert definitiv nicht mehr. Insofern kann kein Vergleich mehr mit noch bestehenden Gebäuden angestellt werden. Jemanden fragen, der sich vielleicht erinnern kann? Das wird zunehmend schwieriger zumal man Erinnerungen auch immer mit etwas Vorsicht genießen muß.
Letztlich tauchte aber vor ein paar Monaten ein (schlechtes) Foto aus dem Dunstkreis des Hörlitzer Heimatvereins bei mir auf, welches das Haus aus einer leicht anderen Perspektive zeigt.
Und auch wenn ich das größere Gebäude rechts nicht so wirklich mit dem Lageplan des Jahres 1910 in Einklang (gemeint ist die Ausrichtung im Raum) bringen kann, deutet alles darauf hin, daß ich das Wohnhaus korrekt verorten konnte.

Aber wen interessiert das (noch)?

Obwohl es vielleicht ganz lustig wäre, den Sinn hinter der, nicht einmal so kleinen, Steingrotte links vor dem Haus zu ergründen. Für mich sieht es so aus, als ob hierin eine kleine Statue beherbergt wurde...

Passenderweise liefert uns der alte Stadtplan (besser: ein Ausriss davon) auch gleich noch die Verortung der Ansichtskarte rechts. Die darauf erkennbare Brikettfabrik befand sich demnach ungefähr 250 Meter südwestlich besagter Langestraße 55. Bezeichnet ist das Fabrikgelände ebenfalls mit "Louise II" - ein Name, der hierzulande eher selten - wenn überhaupt! - im Zusammenhang mit dieser Fabrik genannt wird. Landläufig ist das Ganze vielmehr unter "Meurostolln" bekannt gewesen. Auch diese Fabrik gibt es schon eine ganze Weile nicht mehr und vermutlich wird sich in 20 Jahren auch niemand mehr dafür interessieren, daß sie einst existierte.
Die Darstellung auf der Ansichtskarte wurde erkennbar zeichnerisch nachbehandelt. Keine Ahnung warum das notwendig war.

Wie dem auch sei... meine Motivation schwindet und die letzten Meter werden zunehmend zäher und zäher. Ich warte zwar noch auf eine größere Lieferung von Glasplatten-Scans, die dann wohl meine letzte "Hauruck-Aktion" werden wird, aber insgesamt ist die Luft so ziemlich raus. Es kommt so gut wie kein Materialnachschub mehr bei mir an und ich lebe vielmehr "vom Durchgebrachten". Aber 600 Neues-Seiten werden es am Ende wohl doch werden und die verbleibenden 19 möchte ich eigentlich noch qualitativ hochwertig über die Bühne bringen. Möglicherweise nicht im Wochenrhythmus aber doch schon irgendwie kontinuierlich.