Nachdem ich 2012 meine Sammelei praktisch öffentlich gemacht hatte indem ich diese Internetseite lancierte, kontaktierten mich über den ganzen Zeitraum bis heute
verteilt eine ganze Anzahl von Personen. Diejenigen, die mir etwas offerieren, waren (und sind!) mir natürlich die liebsten. Aber auch die Menschen oder Einrichtungen,
die etwas von mir wollen, lasse ich für gewöhnlich nicht unbeachtet.
Dabei gibt es unterschiedliche Motivationen, warum mich Leute anschreiben oder anrufen: da wird ein historisches Foto des eigenen Wohnhauses gesucht, Informationen
zu längst verstorbenen Vorfahren nachgefragt, hier soll eine studentische Arbeit mit Hilfe historischen Bildmaterials aufgewertet werden und dort soll eine Hinweistafel
möglichst hochwertig illustriert werden. Die Bandbreite ist groß.
Ich bemühe mich, jede Anfrage höflich und sachgerecht zu beantworten. Selbst wenn ich nicht helfen kann, dann erhält der Anfragende eine vernünftige Antwort. Leider gibt
es unter den Bittstellern aber auch so ein paar Zeitgenossen, die das Wort "Danke!" nicht in ihrem Repertoire habe. Auch der eine oder andere "Selbstdarsteller" war darunter.
Andere gehen schon in ihrer Ansprache davon aus, daß ich die Antwort auf all ihre Fragen doch geben muß. Sie halten mich wohl für ein städtisches Auskunftsbüro.
Trotzdem gebe ich mir in aller Regel Mühe, Anfragen und Bitten zeitnah abzuarbeiten. Und sein wir doch mal ehrlich! Natürlich hoffe ich bei jeglichem Kontakt, daß da
vielleicht auch etwas für mich herausspringt. Fotos, Ansichtskarten oder einfach nur Dinge aus der Senftenberger Historie, die ich bis dato noch nicht wußte.
Neben Anfragen von Privatpersonen erhalte ich auch hin und wieder Materialanforderungen im Rahmen von "Projekten". Mein erster größerer "Auftrag" war wohl 2013 die Bestückung
der Dauerauststellung zur Geschichte der Gartenstadt Marga, die seitdem in der ehemaligen Kegelbahn der Kaiserkrone vor sich hin auf Besucher wartet und vermutlich seit
10 Jahren keine Überarbeitung/Erweiterung erfahren hat. Auch ein, zwei Sachen von mir "pappen" an den blauen Stelen, die über den Senftenberger Stadtkern verteilt sind. Und
im Museum läuft seit einiger Zeit eine Dia-Show, die aus meinen Arbeiten gespeist wird.
Darüberhinaus gibt es noch ein paar andere Stellen (Publikationen, Infotafeln) auf denen ich mich auf die eine oder andere Art und Weise "verewigt" habe.
Eine Sache, aus der letztlich nichts wurde, war ein "Geschichtsrundgang Gartenstadt Marga"... Es war wohl 2020 als man (letztlich die Stadt Senftenberg) auf mich zukam, und
um Mithilfe bei der Ausgestaltung eines multimedialen und App-basierten Führers durch Brieske nachfragte. Das Ganze sollten in erster Linie einige über Brieske verteilte Stationen
sein, die bei Annäherung mit dem Smartphone dem Standort zugeordnete Informationen auf dem privaten Handy abspielen. Gekoppelt sollte das Ganze mit einer "Fahrradabstellstation"
inklusive verschließbaren Gepäckboxen und Lademöglichkeit für das e-Bike werden.
Naja was soll ich sagen? Das Thema waberte alle paar Monate mal wieder hoch um dann irgendwann sang- und klanglos in der Versenkung zu verschwinden. Ich persönlich hatte schon
von Anfang an meine Zweifel an der Tragfähigkeit dieser Idee und meinte: "solange der gemeine Fahrradtourist, der durch Brieske kommt, dort weder gepflegt seine Notdurft verrichten, noch eine frisch
zubereitete Bratwurst verdrücken kann, fährt er schnurstracks weiter. Rundgang hin oder her."
Und so kam es letztlich auch nicht dazu. Das Projekt wurde zu den Akten gelegt, weil sich wohl niemand fand, der das von der Berliner Agentur eckedesign
erstellte Konzept in die Wirklichkeit umsetzen wollte.
Aber so ganz konnte man sich von der Idee nicht trennen. Unlängst stolperte ich nämlich in dem Gratis-Blatt der Lausitzer Rundschau, das man an jedem Wochenende in seinem
Briefkasten vorfindet, über eine kleine Notiz, nach der ein Audioguide für das Smartphone zum Thema "Gartenstadt Marga" entwickelt worden war.
Das interessierte mich natürlich! War da etwa aus den Trümmern des oben genannten Projektes doch noch etwas hervorgekrochen?
Zum Abspielen besagten Guides benötigt man die App "Hearonymous", die man sich kostenfrei aus dem AppStore installieren kann. Darin können Audioguides gesucht und heruntergeladen
werden, womit man relativ schnell für einen Rundgang durch Brieske präpariert ist.
Der Begriff Audioguide ist in diesem Zusammenhang eigentlich irreführend denn neben der Tonspur gibt es parallel auch etwas auf dem Display zu sehen. Letzteres
interessiert mich naturgemäß ganz besonders. Das Spiel geht so: der Interessierte bewegt sich in der Realität an bestimmte Plätze in Brieske und spielt dann eines der 13 Kapitel ab.
Wie der Ortsunkundige in natura an die in den jeweiligen Kapiteln thematisierten Standorte gelangt, bleibt im Dunkeln, ist aber vielleicht auch nicht von Belang. Allein 6 Kapitel
beschäftigen sich mit den Gebäuden um den Martkplatz. Insofern muß der Nutzer sich nicht groß bewegen, sondern nur eine 360-Grad-Bewegung vollziehen.
Das Abspielen der einzelnen Kapitel ist nicht ortsabhängig wie es in der ursprünglichen Idee durch das Abscannen von QR-Codes angedacht war. Deswegen kann man sich das Produkt auch daheim auf dem
Sofa gönnen. Alles in allem erhalten wir mit dem Guide knapp 17 Minuten audiovisuellen Content. Wer für den Inhalt verantwortlich zeichnet bzw. die Umsetzung durchgeführt hat bleibt
im Dunkeln. Es wird lediglich auf die Senftenberger Touristinformation verwiesen. Das muß nicht zwingend heißen, daß diese etwas mit dem Endprodukt zu tun hat.
Wie gesagt: neben der Audiospur wackelt ein bisschen was auf dem Handyscreen. Die verwendeten alten und auch nicht so alten Fotos stammen nicht aus der Lieferung, die ich seinerzeit
zur Verfügung stellte. Vielmehr "mopste" man sich den Großteil der historischen Fotos aus dem Joswig-Buch, der einzigen vorzeigbaren Publikation zum Thema "Marga".
Nun gut. Das Stichwort "Marga" ist jetzt oft genug gefallen und vielleicht sollte ich mal langsam in die Gänge kommen. Mit vier Ansichtskarten aus - wer hätte es gedacht? - Marga!
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Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 21197 Aufnahme <= 1920 Sammlung Matthias Gleisner
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Verlag: Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 27183 Aufnahme <= 1920 Sammlung Matthias Gleisner
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Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse N.-L. R 20194 Aufnahme <= 1922 Sammlung Matthias Gleisner
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Verlag von Br. Pulczynski, Senftenberg, Lausitz 10 50728 Aufnahme <= 1910 Sammlung Matthias Gleisner
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Alle vier Motive sind seit langem bekannt und entweder durch eine farbige oder durch eine zweifarbige Version seit geraumer Zeit
im digitalen Archiv vertreten.
Bis auf die Ansicht des Gasthauses sind sämtliche Stücke in die Kategorie "selten" einzuordnen. Zumindest in Form von
Ansichtskarten. Die drei Motive in der oberen Reihe sind auch in verschiedenen Inkarnationen des Fotoalbums "Grube Marga der Ilse Bergbau
Act.-Gesellschaft" vertreten. Dort natürlich nur zweifarbig.
Bei Ansichtskarten, die von der Ilse produziert und vertrieben wurden, kann man mit hoher Sicherheit davon ausgehen, daß es auch immer
eine colorierte Fassung gab. Diese macht durchweg mehr her als die schwarz-weiss-Variante, die zudem meist auf minderwertigerem Karton
gedruckt wurde.
Was das vierte Stück im Bunde anbelangt war ich dann doch schon freudig überrascht. Ich hätte im Leben nicht mit einer farbigen Ausgabe
gerechnet. Und dazu noch eine so schön ausgeführte.
Leider ist der romantische Charme, den derartige historische Ansichtskarten von Marga verbreiten, heutzutage in der realen Welt nur
noch schwerlich zu finden. Meine Meinung! Für eine nennenswerte touristische Vermarktung der Gartenstadt reicht das übrig gebliebene
Quäntchen nicht aus und dieser Tatsache sollten sich mal alle die stellen, die hier vor Ort immer noch diesem Traum hinterherjagen.
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