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In der vergangngenen Woche haben ich kurz das Vergehen zweier prägnanter Gebäude der Senftenberger Innenstadt gestreift. Es waren nicht die einzigen,
die (in diesem Fall: gerade einmal 50 Jahre) Bestand hatten. Nicht nur der zweite Weltkrieg hinterließ einige Ruinen, die nachfolgend nicht mehr aufgebaut
wurden. Vieles war von der Substanz schon immer fragwürdig und der ständige Mangel an Baumaterialien und fehlende Motivation führten dazu, dass irgendwann
der Abriß die einzige Option war. Befeuert wurde das ganze noch durch das Wohnungsbauprogramm der DDR, in dessen Gefolge nicht nur flächenmäßig große
und zusammenhängende Areale an den Außenrändern der Stadt entstanden, sondern auch innerstädtisch so manche Lücke zugebaut wurde. Für die Baufreiheit musste
auch die eien oder andere historische Substanz, die mglw. noch nicht einmal soooo schlecht war, weichen. Aber es gibt auch Konstanten, die mittlerweile hundert und mehr Jahre im Stadtbild präsent sind und so einen Vorher-Nachher-Vergleich ermöglichen. So ein Gebäude ist beispielsweise das Amtsgericht, welches seit 1909/10 an Ort und Stelle steht und auch nie einer anderen Funktion unterlag als wofür das Haus errichtet wurde. Ganz ungeschoren kam das Bauwerk aber auch nicht davon. Dazu aber später.
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Der heutige Bilderreigen, der sich ausschließlich um das Gebäude des Amtsgerichts dreht startet
mit einer sehr frühen Aufnahme. Zwar nicht aus dem Jahr der Erbauung aber ziemlich nahe dran:
1915 ist für das Foto verbrieft. Und es ist nicht unbekannt, da es auf einigen Ansichtskartenproduktionen
Verwednung fand. Heute abgenommen vom Glasnegativ des Verlags Brück & Sohn. Ich besitze zwar noch einen
echten Papierabzug davon jedoch ist dieser etwas unschärfer. Gleichzeitig sind auch keine fehlenden
Bestandteile auf der Glasnegativ-Variante erkennbar, weshalb ich dieser den Vorzug gegeben habe. Mit diesem Motiv bin ich übrigens so gut wie durch mit den Brück & Sohn - Glasnegativen und kann bald einen Haken daran machen. |
Aufnahme = 1915
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Noch lange nicht durch bin ich hingegen mit den Glasnegativen des Schöning-Verlages, die ich erst vor
einigen Wochen erhielt und nun sukzessive abarbeite. Auch der Lübecker Verlag warf eine Ansichtskarte
mit einer Ansicht des Senftenberger Amtsgerichts auf den Markt. Diese hat jedoch aus meiner Sicht ein
gehöriges Manko indem der untere Teil des Fotos kurzerhand weggeschnitten wurde. Damit geriet das ganze
Motiv aus der Ballance. Mit Hilfe des Glasnegativs können wir nunmehr sehen, was uns die Ansichtskarte
vorenthält...
So ganz fehlerfrei ist die Glasnegativ-Version aber auch nicht. Möglicherweise war dies ein Grund, warum
man später den unteren Bereich einfach abschnitt. Ich verweise hierzu auf die linke untere Ecke. Dort wurde
unsauber retuschiert. Die Holme des Geländers ragen unmotiviert in die Luft und so richtig wissen wir auch
nicht, wonach der Mann da im Trüben fischt. Offensichtlich wurde hier der zweifellos in der Realtität vorhandene
Metallpfosten aus dem Foto entfernt. |
Aufnahme <= 1938
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Und damit verlassen wir zwar nicht das Motiv aber offenbar eine Ära, in der noch scharfe Fotografien usus waren. Ich wiederhole mich da sicher, wenn ich
bemängele, daß das meiste was an Fotografien aus den 1950er bis hinein in die 1980er Jahre hier so bei mir anlandet, sehr schlechte Qualität aufweist. Ich weiß nicht
woran es lag. An den Kameras? Am Filmmaterial? Am Fotopapier? Am Unvermögen der Fotografen oder Fotoateliers? Ich weiss es nicht. Kurzum: ab jetzt wird's verschwommen!
Die beiden äußeren Fotografien sind nicht so wirklich gut zu datieren. Die schlechte Qualität ist dafür mitverantwortlich. So wie es mir scheint, trägt die schwarz-rot-goldene
Fahne, die auf der linken Aufnahme am Gerichtsgebäude aufgehangen wurde noch kein "Hammer-Zirkel-Ährenkranz", was die Szenerie dann wohl doch eher in Richtung 1959/60 tendieren
lässt. Wenn ich oben schrieb, daß das Gerichtsgebäude nicht ganz "ungeschoren" davon kam, so meine ich den Abriß der beiden Gefängnis-Flügel der Mitte der 2000er Jahr vollzogen wurde. Eine Entschiedung, die man heute möglicherweise bereut. Prinzipiell leidet das Gericht nämlich unter permanenter Platznot so daß bestimmte Sparten mit Außenstellen vorlieb nehmen müssen. Mag sein, daß die Substanz der Zellentrakte nicht mehr so ganz optimal war aber möglicherweise hätte man mit ein wenig Aufwand noch etwas vernünftiges daraus zaubern können. Aber etwas geschichtsträchtiges abzureißen ging schneller. Auf der nachfolgenden - natürlich! - unscharfen Fotografie aus den 1950ern kann man noch ansatzweise sehen, was man seit 20 Jahren nicht mehr sieht und wo stattdessen eine riesige Lücke klafft...
Das Gerichtsgebäude Anfang der 1950er Jahre. Aufgenommen vom Turm der Deutschen Kirche.
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