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11.02.2024
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- Scado, 20. September. Am Sonntag, 18. d.M. fand die Einweihung des Gedenksteines für die 9 Gefallenen der Gemeinde statt, von denen einer Familie zwei Söhne im blühenden Alter entrissen wurden. Das Denkmal ist auf Anregung des Kriegervereins von der Firma Dürr aus Hoyerswerda zu voller Zufriedenheit ausgeführt worden. Das hochragende Denkmal in einer Höhe von 3,20 Metern, ist eine Zierde unseres Ortes. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden hielt Herr Kandidat Schäfer die Fest- und Weiherede.
Senftenberger Anzeiger (24. September 1921)
So weit die lapidare Berichterstattung zur Einweihung des Kriegerdenkmals in der Gemeinde Scado. Diese fiel in eine Zeit in der rings um Senftenberg die Gedenksteine für die Gefallenen des 1. Weltkrieges regelrecht wie Pilze aus dem Boden schossen. In Hörlitz, Buchwalde, Hosena, Sorno, Briekse Schipkau und Biehlen - um nur einige zu nennen - errichtete man in jenem Jahr Kriegerdenkmäler.
Ob die Aufnahme der rechts abgebildeten Fotopostkarte anläßlich jener Einweihung gemacht wurde läßt sich schwer einschätzen. Zumindest deuten die Kränze am Fuße des Steins auf eine im Zusammenhang stehende Zeremonie hin.
Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Sammlung Klaus Koark
Jedenfalls gehörte der Gedenkstein fortan zu den wenigen vorzeigbaren Objekten des Dorfes. Neben "Schloß" und Wirtshaus. Deshalb finden wir eine Abbildung des Denkmals auch auf der nächsten Ansichtskarte, die bildseitig keinen Ortsbezug liefert. Auf der bildabgewandten Seite wird dies nachgeholt.

Prinzipiell verfügen wir nur über sehr wenige historische Ansichten aus dem kleinen Dorf östlich von Koschen, das 1964 für immer von der Landkarte verschwand. Das Kriegerdenkmal dürfte übrigens der einzige überlebende Rest des Dorfes sein. Es befindet sich seit der Devastierung in Geierswalde, dem nächstgelegenen und nicht vom Tagebau verschlungenen Ort.
Und auch überlieferte Geschichte(n) aus Scado ist eher Mangelware. Trotzdem habe ich sowohl bild- als auch textlich ein bisschen was ausgegraben mit dem ich an die vor 60 Jahren verschwundene Gemeinde erinnern möchte, die dereinst zum Amt Senftenberg gehörte.

Die nachfolgenden Illustrationen stammen aus dem Buch "Der Kreis Calau" (1937). Dabei kommen zwei Ansichten zum Einsatz, die wir bereits von der Ansichtskarte her kennen. Der darunter wiedergegebene Text wurde in der Zeitung "Der Niederlausitzer Braunkohlenbergmann" (4. Jahrgang, Nr. 48 vom 30.November 1929) als Bestandteil einer Festschrift zum 250jährigen Kirchenjubiläums in Geierswalde mit dem Titel "Was die Schwalbe sang..." abgedruckt. Der Autor tauchte sehr tief in die Geschichte ein, streift aber auch das oben bereits erwähnte Kriegerdenkmal...

Senftenberg
E. Weißgärber, Photograph,
Senftenberg, L.
1223
Aufnahme <= 1930
Sammlung Klaus Koark

Noch eine zweite Oertlichkeit hat enge Beziehungen zu Geierswalde und insbesondere zur Jubilarin. Es ist die Gemeinde Scado des Nachbarkreises Calau. Pfarrer Frenzel erzählt: "Gleich an dem Dorfe hinter der Kirche lieget das Meißnische adelige Rittergut Scado oder Scodow. Ehe und bevor dieses Dorf erbauet, hatten die Geierswalder an demselben Orte ihre beste Hutung, Gräserei, Streu und Holz. Da nun angefangen wurde, den Ort zu bebauen, so sagten die Geierswaldaer: 'To jo pak ze scoda' - 'Das ist aber doch schade', nämlich, daß hierher ein Dorf gebaut wird, womit sie andeuteten, wie sie vielen Schaden an Holz und Viehweide würden zu gewärtigen haben, wie es auch geschehen."
Der ehemalige Burgherr von Senftenberg und Pfandinhaber der Niederlausitz hatte 1432 im Amte Senftenberg die Ritterlehen in Särchen, Schmogro, Scado und Senftenberg gestiftet. Jeder mußte ein halbes Ritterpferd, d.h. zwei Lehen zusammen ein Ritterpferd für Kriegsfälle ausrüsten. Am 19. Dezember 1448 lieh Kurfürst Friedrich zu Sachsen den Gebrüdern Christoph, Hans und Uchatien von Bein das Dorf Scado in der Pflege zu Senftenberg mit Gerichten, einem freien Hof in Senftenberg, einem Garten mit Forsten und Wiesen sowie mit allen dazugehörigen Zinsen zum rechten gesamten Mannlehen. Die Familie von Lutwitz finden wir am Beginn des nächsten Jahrhunderts auf Scado eingesessen. Im Jahre 1601 besaß Joachim Schütz das Gut und hatte es dem Churfürsten Christian II. von Sachsen zum Kauf angeboten. Dieser ließ es durch Seyfried von Lüttichau auf Kmehlen, den Jägermeister Sebastian von Barbisdorf und die Schlösser zu Liebenwerda und Senftenberg taxieren.<
Die verordneten Kommissare hatten dem Kurfürsten vom Kauf abgeraten. Das Gut bestand aus: 1. Haus, Hof, Stallungen und anderen zugehörigen Gebäuden, zwei Schäfereien samt Obstgärten, 2000 Fl.; 2. 7 ganze Hüfner, 6 gute Gärtner, die bei ihrer Kost die landesüblichen Dienste tun, 800 Fl.; 3. 4 Häusler, deren jeder die Woche 2 tage desgl. zur Erntezeit 14 Tage Handdienste zu tun hatte, 60 Fl.; 4. Zinsen von den genannten Leuten, 23 Fl., 6 Gr., 6 Pf.; 5. Wegen der Bienenbruten auf der Heide und für einen Brutbaum, 7 Gr.; 6. Der Wettigmüller für ein Stück Acker 1 Gr.; 7. Getreidezins 3 Fl., 9½ Scheffel Hafer ½ Fl., 12 Hühner und Eier 15 Gr., 4 Gänse 10 Gr., ½ Metze Linsen 4 Gr., 4 Schwieten Flachs 4 Gr., 17 Stück Garn zu spinnen 2 Fl., 6 Gr.; 8. Aussaat: 12 Malter Korn 1028 Fl., 12 Gr., 3½ Malter Gerste 300 Fl., 3½ Scheffel Erbsen 25 Fl., 4 Malter Heidekorn 200 Fl., 3 Malter Hafer 128 Fl., 12 Gr., 4 Scheffel Leinsamen 50 Fl., 3 Scheffel Hanf 40 Fl., Kraut und Rüben 50 Fl.; 9. Teiche 2739 Fl., 3 gute Streichteiche 50 Fl.; 10. Schäfereien: 600 Schafe und mehr 750 Fl., 30 melkende Kühe 750 Fl.; 11. Holzung über 1000 Acker 4000 Fl.; 12. Jagd, eine gute Reh-, Hasen- und Fuchsjagd, zuweilen auch Hirsche und Schweine 200 Fl.; 13. Obere und niedere Gerichte 100 Fl. Summa der Nutzungen 13 950 Fl., 2 Gr., 9 Pf., davon kommen in Abzug für das zu stellende ½ Ritterpferd 500 Fl., bleibt: 13 456 Fl., 2 Gr., 9 Pf.

Joachim Schütz hatte für "etliche vom Adel" Bürgschaft geleistet und die verbürgten Summen zahlen müssen. Wegen dieser Schulden war er genötigt, sein Gut Scado 1617 an den Herrn von Ratzdorf zu verkaufen. Dann finden wir die Familie von Thöler. Hans Wolf von Thöler hatte es in brüderlicher Teilung um 13 000 Fl. von seinem Bruder angenommen. Er besaß es in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und starb. Die Witwe verheiratete sich 1640 mit dem Rittmeister Matthes Hillebeth. Er kaufte das verwüstete und verödete Gut. 1666 wird Herr von Dreller auf Scado als Grenznachbar mit Senftenberg genannt.
Weitere Nachrichten entnehmen wir der alten Chronik: "Scado ist nach Senftenberg eingepfarret, hält sich aber nach Geierswalde zum Gottesdienst." Die Verhältnisse änderten sich, als dieses Gebiet durch den Wiener Kongreß unter Preußens Oberhoheit gelangte. Die Bewohner gehören nun über hundert Jahre zum Kirchspiel Geierswalde, seit 1820 besuchen die Kinder die Schule daselbst, wenn auch das Dorf kommunalpolitisch der Kreisverwaltung Calau untersteht. Neun Mannen dieser dörflichen Gemeinschaft besiegelten mit dem Tode ihre Treue zur Heimat im letzten großen Kriege. Ein Denkmal erinnert die Nachwelt daran. Das Gut gehört seit etwa fünfzehn Jahren der Ilse Bergbau-A.-G. Viele Grundstücke sind für den späteren Abbau der schwarzen Erdschätze bereits verkauft. Seit über 150 Jahren steht dies alte Fachwerkhaus mit dem Strohdach, das demnächst abgerissen werden soll, und hier den freundlichen Leser im Bilde begrüßt.

In allernächster Nachbarschaft des Dorfes raunen die alten Föhren ihr gleiches Lied vom Werden und Vergehen. Die Herbststürme aber haben die stattlichen Kronen der Laubbäume ihres Blätterschmucks entkleidet, und neuer Frühling soll neues Knospen und Sprießen und neuen Sonnenschein und neue Freude mit sich bringen!

Apropos "Kriegerdenkmal". Ein solches sehen wir auch auf den beiden folgenden Ansichtskarten. Einmal prominent und einmal "unter anderem" erhalten wir einen Eindruck des Gedenksteins für die im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 Gefallenen des Dorfes Sedlitz.

Senftenberg
Verlag Ilse, Wohlfahrts-Ges.
6588 95 539
Aufnahme <= 1926
Sammlung Klaus Koark
Die Einweihung dieses Steines fand am 15. Oktober 1911, also 40 Jahre nach Kriegsende, statt.
Die "inoffizielle" Chronik "Sedlitz - Geschichte und Geschichten" (Lothar Winkler, 2004) liefert folgende Informationen:
1945 wurde das Denkmal "verbuddelt" und nach 1989 wieder ausgegraben. Der fehlende Adler wurde wieder ersetzt. Die Aufstellung erfolgte kurz nach der Wende mit einem kleinen Volksfest. Einige Sedlitzer betrachteten dieses Spektakel etwas argwöhnisch.

Die offizielle Chronik "Sedlitz - Geschichte unseres Heimatdorfes" wird etwas konkreter. Hier können wir als Eintrag für das Jahr 1995 lesen:
Das Kriegerdenkmal 1870/71, welches Anfang der neunziger Jahre wieder ausgegraben und von einer Bürgerinitiative auf einen neuen Betonsockel gesetzt wurde, erhielt eine Anschüttung mit Erdmassen und wurde mit Neuanpflanzungen um das Denkmal einschließlich der Eiche gestaltet. Im Rahmen des Angerneubaus konnten die Schriftzüge neu vergoldet werden. Für seine Gestaltung in ursprünglicher Form (Einfriedung mit Klinkersockel und einem geschmiedeten Zaun) fehlte das Geld.

Seitdem steht der Stein ohne die schmiedeeiserne Umzäunung und die begleitenden Feldsteine wieder in der Mitte des Dorfes. Wer genau hinschaut, erkennt, daß der Adler im Original auf einer Kugel thronte und zudem eine Krone auf dem Kopf sowie eine andere Körperhaltung hatte.
Die Inschrift liefert übrigens - anders als das Scadoer oder auch das Sedlitzer Kriegerdenkmal 1914-18 - keine expliziten Namen von Gefallenen. Der Text ist vielmehr allgemein gehalten und lautet:

DEN GRÜNDERN DES
DEUTSCHEN REICHES.
Den Gefallenen zum Gedächtnis.
Den Lebenden zur Anerkennung.
Den kommenden Geschlechtern
zur Nacheiferung.
ERRICHTET 1911

Senftenberg
Otto Rost, Dresden
Nachdruck verboten.
27106
Aufnahme <= 1919
Sammlung Theodor Restel
Senftenberg