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04.02.2024
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Und weiter geht's mit der Aufbereitung der Schöning & Co. - Glasnegative. Selbige hat diesmal etwas länger gedauert weshalb es auch zu der "Ausfallwoche" kam. Die drei Exemplare, die ich mir diesmal ausgesucht habe, sind vom Zustand doch vergleichsweise in schlechterer Erhaltung udn so waren aufwändigere Restaurierungsarbeiten nötig. Aber ich denke, ich habe alles ganz gut hinbekommen.
Motivtechnisch fiel heute meine Wahl auf die drei Motive vom Senftenberger Markt. Diese sind mehrheitlich ganz gut eingeführt. Ansichtskarten davon findet man eigentlich in jeder halbwegs ernstzunehmenden Senftenberg-Sammlung. Zumindest gilt dies für die ersten beiden Ansichten. Die dritte (ganz rechts) ist zwar auch bekannt jedoch nicht ganz so stark verbreitet...

Was die digitale Aufbereitung diesmal stark erschwerte war der Umstand, daß auf den Glasnegativen schon sehr stark retuschiert worden ist. Und dies vielfach nicht sehr erfolgreich. Bevor ich im Detail darauf eingehe, zunächst noch das "Pflichtprogramm"... Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, daß alle Aufnahmen des Schöning-Konvolutes binnen weniger Tage, möglicherweise sogar nur an einem einzigen Tag, fotografiert worden sind. Das würde für mich den meisten Sinn machen. Aber ganz so einfach scheint es doch nicht zu sein. Und die Zweifel an der Theorie werden auch durch die drei nachfolgenden Motive genährt. Bei denen bin ich mir ziemlich sicher, daß sie an ein und demselben Tag aufgenommen wurden. Es gibt einige Gemeinsamkeiten, die erst jetzt - auf Basis der doch sehr guten Fotoqualität - so richtig wahrnehmbar sind.
Aber auch wenn alle drei Ansichten an einem Tag gemacht wurden, der Fotograf ließ sich ziemlich viel Zeit dabei. Was man an den Uhrzeiten ablesen kann, die uns alle drei Fotos liefern. Demnach suchte der Mann hinter der Kamera zwischen 11:30 über 13:30 bis 16:10 nach den besten Lichtverhältnissen. Dazwischen also genügend Zeit, sich den anderen - Marktplatzfernen - Motiven zu widmen. Oder eben auch nicht! So viel steht fest: Die Marktansichten müssen spätestens im Frühjahr 1937 angefertigt worden sein. Wir erkennen nämlich noch die alte Gestalt des Hauses Markt 14. Der Senftenberger Anzeiger berichtete Anfang April 1937 darüber, daß das Haus in Kürze einer Erneuerung unterzogen werden würde. Was auch geschah und sich in einer veränderten Fassaden- und Dachgestaltung manifestierte. Sieht das auf den Fotos nach April aus? Schwierig! Obwohl der Frühsommer 1937 wettertechnisch in Senftenberg sehr warm war (32 Grad am 10. Juni!) halte ich es für fraglich, daß im April schon solche Witterungsbedingungen wie auf den drei Fotos herrschten. Könnte aber sein. Wie das dann aber zu den (zweifellos im Hochsommer aufgenommenen) anderen Motiven des Schöning-Konvoluts passen soll, ist mir aktuell noch etwas schleierhaft. Vielleicht war der Schöning-Fotograf doch mehrmals in unserer Stadt?

Senftenberg
Aufnahme = 1937
Stiftung Brandenburg
Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme = 1937
Stiftung Brandenburg
Senftenberg Senftenberg Senftenberg Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme = 1937
Stiftung Brandenburg
Senftenberg Senftenberg

Nachdem die zeitliche Komponente der drei Ansichten leidlich geklärt ist möchte ich nachfolgend einige Informationen zu den Motiven an sich liefern:

Von dem linken Exemplar liegt mir ein einziges Glasnegativ vor. Es ist weitestgehend unmanipuliert und im Vergleich zu den anderen beiden in einem ganz passablen Zustand. Von der Ansicht ist mir bislang nur die gedruckte Ansichtskartenvariante bekannt. Für diese Produktion war das Glasnegativ nicht die Vorlage! Das erkennt man daran, daß die Ansichtskarte rechts und links mehr Bildinformationen aufweist als das Glasnegativ. Stattdessen wird sicherlich die Fotoansichtskarte, von der ich, wie geschrieben, noch kein Exemplar gesehen habe, auf diesem Glasnegativ basieren.

Motiv Nr.2 in der Mitte liegt in dreifacher Ausführung vor. Davon kann man ein Exemplar gleich in den Skat drücken, denn es ist großflächig beschrieben und ansonsten auch von keiner guten Qualität. Aus den beiden anderen habe ich diesmal ausnahmsweise ein digitales "Composite" gebaut. Also Bestandteile des einen mit Bestandteilen des anderen kombiniert. Herausgekommen ist der für meine Begriffe bislang größte Bildausschnitt. Die Schnittkanten sind hoffentlich nicht erkennbar.
Wie man oben sehen kann: von diesem Motiv verfügen wir insgesamt über 4 Ansichtskarten-Versionen. Davon unterscheiden sich drei signifikant und dies betrifft den Lampenmast in der Mitte des Marktplatzes. Da ist zum einen die unmanipulierte Aufnahme. Wir erkennen den Mast ohne Krone in der Mitte des Bildes. Das entsprechende Glasnegativ bildet den allergrößten Teil meiner Komposition. Zum zweiten: eine Variante, wo der Mast komplett herausretuschiert wurde. Das zugrundeliegende Glasnegativ wurde von mir teilweise herangezogen. Und dann gibt es noch die ominöse Version auf der man den Lampenmast einfach eingekürzt und mit einer völlig erfundenen Krone abgeschlossen hat. Von diesem unglücklichen Versuch liegt kein Glasnegativ vor sondern wir besitzen nur die Ansichtskartenversion.

Apropos "herausretuschieren" und das war mir tatsächlich neu: Auch hinsichtlich des dritten Motivs ganz rechts war der Schöning-Verlag der Meinung, daß man da etwas nachhelfen sollte. Von den drei Glasnegativen, die mir vorliegen, kommt eins sowohl ohne den Lampenmast wie auch ohne den kleinen Baum in der Bildmitte daher. Eine Ansichtskarte hiervon ist mir bislang noch nicht untergekommen und so schlagen für dieses Motiv bis jetzt nur eine gedruckte und eine Fotovariante zu Buche. Ab heute zusätzlich die Version des Glasnegativs, das links mehr Bildinformation bietet. Das manipulierte Glasnegativ bietet sowohl links - und mehr noch rechts - wiederum ein wenig mehr. Leider ist die Qualität dieses Exemplars suboptimal, so daß ich ein Zusammensetzen der beiden Scans gar nicht erst in Erwägung gezogen habe.

Um einmal einen kleinen Eindruck davon zu geben, was uns da verloren geht, stelle ich nachfolgend das besagte Glasnegativ dar. Gleichzeitig sieht man, wie die Schöning-Leute den kleinen Baum und den Mast aus dem Bild entfernten. In Postkartengröße würde das wahrscheinlich nicht einmal groß auffallen denn die Arbeit wurde ziemlich clever ausgeführt. Doch spätestens in der Vergrößerung springen einem die Manipulationen am Pflaster und am Dach des Sprengelschen Hauses ins Auge.

Senftenberg
Aufnahme <= 1944
Sammlung Matthias Gleisner
Nach meinen Beobachtungen wurde mit Beginn des 2. Weltkriegs die Produktion von Ansichtskarten massiv zurückgefahren. Nicht nur für Senftenberg. Die Lücke bis 1947, wo dann die ersten Nachkriegsproduktionen auf den Markt kamen, können wir nur sehr spärlich auffüllen. Häufig nur durch private Fotografien.
So wie die zwei hier links und rechts. Zweifellos sehr kurz hintereinander geschossen. Mit einem kleinen Schwenk der Kamera. Man könnte sie fast zusammensetzen.
Zeitlich ist das etwas unscharf. Ich würde behaupten, daß wir uns schon in den 1940ern befinden. Wir sehen teilweise Militärangehörige (sogar Marine!) wobei nicht klar wird, was dort an dem Armee-LKW ab- oder aufgeladen wurde.
Senftenberg
Aufnahme <= 1944
Sammlung Matthias Gleisner
Die Außenreklame bei Optiker Braekow für ZEISS IKON hilt leider bei der zeitlichen Bestimmung auch nicht weiter. Die Marke war schon etwas länger auf dem deutschen Markt und wurde (siehe Reklame rechts) nicht nur von Braekow sondern auch von der Photo-Handlung auf der gegenüberliegenden Marktseite vertrieben. Selbige ist ja auf zwei der drei Glasnegative weiter oben abgebildet.

Leider sehe ich Datumstechnisch - entgegen dem Braekow'schen Werbespruch - eben nicht klar.