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12.05.2024
3 Kommentare

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Wer, wie ich, die offiziellen Verlautbarungen der Senftenberger Stadtverwaltung bzw. deren Widerhall in der Lokalpresse studiert, konnte unlängst zur Kenntnis nehmen, daß eine der drängendsten "Baustellen" des Stadtgebietes in den Fokus geholt wurde. Mal wieder!
Eigentlich ist der beklagenswerte Zustand des Senftenberger Bahnhofs ein latenter Begleiter und Gesprächsstoff derjenigen, die das Gebiet streifen (müssen). Alle Jubeljahre kocht das Thema Bahnhof und Umfeld etwas höher. Wie vor kurzem, als eine öffentliche Begehung der Lokalitäten mit Fachleuten der Stadtverwaltung und interessierten Bürgern stattfand. Ich konnte aus terminlichen Gründen nicht daran teilnehmen und kann deshalb nur aus der Nachbetrachtung Wissen schöpfen. Grundsätzlich sind die Erwartungen und Ansprüche der Senftenberger Bürger hoch. Diese scheitern jedoch regelmäßig an bürokratischen Hürden im Zusammenspiel mit der Deutschen Bahn als Eigentümer des Bahnhofsgebäudes und nicht zuletzt an den finanziellen Mitteln, die zu einer nachhaltigen Aufwertung des Areals nötig wären.

Das Bahnhofsgebäude selbst ist so gut wie tabu. Das gibt die Deutsche Bahn nicht her. Insofern sind die Gestaltungsmöglichkeiten aus kommunaler Sicht sehr begrenzt. Von außen sieht es ja tatsächlich noch so aus wie auf der Ansichtskarte rechts, die die Baulichkeit spätestens im Jahre 1935 zeigt. Das Innere stellt sich jedoch vergleichsweise "abgeranzt" dar. Ein wenig Farbe an die Wand und einmal feucht durchwischen reicht da mittlerweile nicht mehr aus. Denn die Farbe hält irgendwie auch nicht mehr so gut. Vor ein paar Jahren malte ein lokales Unternehmen die Halle neu aus, doch mittlerweile blättert die Farbe an einigen Stellen schon wieder ab.

Senftenberg
Mühlbach's Postkarte;
Verlag: Reinhard Rothe, Meißen /
R 31178
Aufnahme <= 1935
Sammlung Matthias Gleisner
Überhaupt scheint das wohl eine illegale Aktion von IKO gewesen sein - ohne Wissen der Deutschen Bahn. Denn die stellte einige Zeit nach der Initiative selbst eine Rüstung in die Halle mit der Ankündigung die Halle zu malern. Die Rüstung stand einige Monate um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Das muß mir mal einer erklären!
Die Kommunikation mit der besitzenden Deutschen Bahn scheint generell gestört zu sein. Ich bin ja gespannt, ob es am Montag, wenn ich nach einer kleinen Urlaubspause das Bahnhofsgebäude wieder nutze, einen Ersatz für die ausgebauten Türen gibt oder ob man die letzten verbliebenen nun auch entfernt hat.

Aber es geht ja nicht um das Bahnhofsgebäude allein sondern um das gesamte Areal. Bahnhofs-Umfelder sind ja generell eine Sache für sich. Aber Senftenberg hat in den Augen vieler einen enormen "Aufhübschungsbedarf". Diverse Ideen wurden im Laufe der Jahre in den Raum geworfen. Manche sind in meinen Augen gar nicht so schlecht. Besonders gefallen mir die, die einen Rückbau des mittlerweile völlig überdimensionierten Busbahnhofs beinhalten. Nicht nur, dass die bis auf den Vorplatz gezogene Überdachung der Bussteige Fotos wie das obige verunmöglicht, halte ich auch den schieren Flächenbedarf des Ganzen für nicht mehr zeitgemäß. Ich weiß nicht, was die damaligen Entscheidungsträger im Jahre 1996 ritt, so ein Ding in die Gegend zu klotzen. Vielleicht orientierte man sich an den Abmessungen des Vorgängermodells...

Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Uwe Jähnert
Wer sich daran nicht mehr erinnern kann, für den habe ich hier zwei Fotografien aus dem Jahr 1980. Der Bau dieser Komposition aus Stahl, Blech, Sitzbänken und Betonpapierkörben (die waren gerade im Angebot!) erfolgte im Jahr des 700. Geburtstages unserer Stadt - 1979. Ein Jahr später fehlten offenbar schon einige Bohlen der Bänke... oder waren nie angebracht worden.

Senftenberg
Aufnahme <= 1980
Sammlung Uwe Jähnert
Vermutlich waren die Dimensionen auch damals schon komplett überkandidelt. Im Vergleich zu heute war die Nutzung des ÖPNV jedoch deutlich höher. Mangels privater Fahrzeuge griff der sozialistische Arbeiter notgedrungen auf die Angebote der Deutschen Reichsbahn und des VEB Kraftverkehr Lauchhammer zurück, die Senftenberg "bespielten". Nach der Wende und der damit einhergehenden Deindustrialisierung unserer Region mussten immer weniger Arbeitskräfte von A nach B transportiert werden. Und die, die noch eine Arbeit hatten, setzten vermehrt auf den Individualverkehr.
Diese Entwicklung setzte sich bis heute fort und ist unumkehrbar. Deshalb halte ich die Idee eines Parkhauses, das man im Bahnhofsumfeld errichten möchte, für nicht zu Ende gedacht. Aus meiner Einschätzung reichen die Parkplätze, die sich in Schlagdistanz befinden, vollkommen aus. Und bei dem zu erwartenden weiteren Ausbau des Homeoffices bei den Bürojobs ist auch nicht damit zu rechnen, daß weitere Fahrzeugstellplätze notwendig werden. Das gilt auch für die Flausen hinsichtlich irgendwelcher "Co-working-spaces". So etwas funktioniert vielleicht in Großstädten aber nicht in Senftenberg! Auch die Idee eines "Behördenzentrums mit Bahnanschluß" sollte man kritisch hinterfragen, bevor man entsprechende Entwicklungen anleiert. Irgendwann kommt nämlich auch die Digitalisierung in Deutschland - und speziell in Senftenberg - an.

Bestimmt kann sich noch jeder erinnern, wie das Areal des Busbahnhofes vor 40 Jahren aussah. Wie sich das Ganze aber vor 100 Jahren darstellte, das werden die wenigsten wissen. Aber dafür gibt es ja www.gruss-aus-senftenberg.de!

Auf der rechts abgebildeten sehr seltenen Ansichtskarte bekommt man eine Vorstellung davon, wie die Fläche anno 1924 genutzt wurde: Der damalige Gartenbaubetrieb Karl Schmidt unterhielt dort unter anderem Frühbeete und Gewächshäuser.
Mit Sicherheit wurden dort auch Blumen für den Muttertag aufgezogen...

Senftenberg
Photographie u. Verlag
Franz Kachel, Senftenberg - Groß Räschen
P 284a 24
Aufnahme <= 1924
Sammlung Matthias Gleisner