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Die 1930er Jahre sind hinsichtlich der Senftenberger Stadthistorie recht gut belegt. Das gilt für textliche Hinterlassenschaften genauso wie für bildliche Artefakte.
Was letzteres betrifft, muß ich dazu sagen, daß man sich in jenem Jahrzehnt Ansichtskarten-technisch eher auf ausgewählte Stellen (Markt, Bahnhofstraße, Bahnhof,
Schloß- und Tierpark) warf und "abseitiges" sehr stark in den Hintergrund gedrängt wurde. Gleichzeitig erscheint es mir, daß die 1930er das für lange Zeit letzte
Jahrzehnt waren, in dem qualitativ hochwertige Fotografien entstanden. Das sieht man den gedruckten Ansichtskarten-Pendants zwar selten an und doch handelte es
sich bei dem Ausgangsmaterial dieser Produktionen in der Mehrzahl um sehr scharfe und detailreiche Aufnahmen. Das kriegte man in den 40ern schon nicht mehr hin. Erst recht nicht nach dem Krieg! Da lag nicht nur ganz Deutschland in Trümmern, nein auch die Künste der Fotografen waren auf wundersame Art und Weise gleich mit versunken. Ich schiebe das zu großen Teilen auf das minderwertige Material - Kameras, Filme, Fotopapier und was man noch so alles brauchte - mit denen zumindest hier im Osten Profi- und auch Hobbyfotografen auskommen mussten. Ein Beleg für die hervorragende Qualität, die in den 30ern abgeliefert wurde, möchte ich ein weiteres Mal mit drei Glasplattenscans des Schöning-Verlags erbringen. Wie erwähnt: den jeweiligen Ansichtskartenversionen sieht man das nicht unbedingt an. Zumindest nicht denen in der Druckvariante. Und von den drei nachfolgenden Motiven verfügen wir tatsächlich nur über die gedruckte Ausgabe. Die Fotovariante, die es mit Sicherheit auch gab, hat sich in allen Fällen noch nicht bei mir vorgestellt.
Im direkten Vergleich zwischen Ansichtskartenversion und Glasnegativ sieht selbst ein Blinder den dramatischen Qualitätsvorsprung letzterer. Die Motive selbst sind
recht gut bekannt, wobei die linke Ansicht von der Hindenburgschule von dem Trio den größten Seltenheitswert hat. Davon habe ich über die Jahre nicht allzuviele Stücke
gesehen. Ein wenig mehr Arbeit hatte ich dagegen mit dem vierten und letzten Stück für heute, da anfälliger für Beschädigungen: Eine Ansichtskarte aus der Schmiede des Senftenberger Fotografen Ernst Wenzel, der gleichfalls für sehr scharfe Aufnahmen bekannt ist. Mit zwei oder drei Ausnahmen, bei denen das eine oder andere schief ging. |
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Das Stück rechts ist durchaus etwas besonderes. Ich meine, der Blick auf das Porträt des Führers unter einer Disco-Kugel, das sieht man auch nicht alle Tage, oder? Hinzu kommt die Bildunterschrift Goldner Saal der Niederlausitz. Eine Bezeichnung, die mir zugegebenermaßen bislang nicht geläufig war und zu der ich erst einmal recherchieren musste. Mit Erfolg übrigens.
Dabei stellte sich heraus, daß die Zuschreibung "Goldner Saal der Niederlausitz" für den großen Saal des
Senftenberger Schützenhauses nur relativ kurze Zeit in Gebrauch war. Ein gutes Jahr. Erstmals tauchte
der Name Ende November 1937 im Senftenberger Anzeiger auf. Und dies in einem längeren Artikel,
der nicht nur die "Schaffung würdiger Feierstätten" für "die Bewegung und ihre Gliederungen" lobend
erwähnt sondern im letzten Teil auch noch etwas in die Historie des Schützenhauses abtaucht. |
Photo-Atelier Ernst Wenzel,
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Senftenberger Anzeiger (Ende November 1937) |
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Wäre das also auch geklärt! |
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