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30.06.2024
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Die offiziellen Verlautbarungen der Senftenberger Stadtverwaltung glänzen seit Jahr und Tag durch die Abwesenheit irgendwie gearteter Berichte zur Stadt- oder Heimatgeschichte. Ende 2019 wurde die Rubrik "Damals war's!" im Amtsblatt eingestellt. Und dies mit der Ankündigung unter dem Titel "Kurioses aus der Senftenberger Geschichte" daran anzusetzen. Dies lief nur für zwei Folgen und wurde danach sang- und klanglos eingestellt. Seitdem: "still ruht der See".

Und jetzt, im aktuellen Promotionblatt der Verwaltung "SFBoote", das im Tandem mit dem Wochenkurier vor 10 Tagen in die Senftenberger Briefkästen verteilt wurde, gleich zwei längere Beiträge, die das Interesse des geneigten Heimatfreundes wecken!
Zum einen ein Bericht über das Ausstellen eines neuen Modells der Rundwallanlage, die vor ca. 2600 Jahren hier in unmittelbarer Nähe existierte und damit der erste Nachweis einer menschlichen Besiedlung unserer Gegend ist. Einer der "Macher", Christian Hübner, hat in der Vergangenheit innerhalb des Forums von www.gruss-aus-senftenberg.de eine ganze Reihe von Beiträgen verfasst, in denen er seine Gedanken, die zweifellos in die Modellierung einflossen, mit uns teilte.
Ich muss gestehen, dass diese Zeitabschnitte "nicht so meins" sind. Dazu habe ich einfach in der Schule zu wenig aufgepasst und danach noch die Hälfte vergessen.

Nichtsdestotrotz ziehe ich meine Hut vor der Arbeit. Und ehrlich, nur so kann ja erfolgreiche (Heimat-)forschung gehen: Spezialisierung bei guter Vernetzung.

Der zweite Beitrag spricht mich thematisch schon eher an. Zur Verdeutlichung und vielleicht auch im Sinne derjenigen Leser, die von Hause aus kein Empfänger dieses SFBooten sind, erlaube ich mir, nachfolgend ein Faksimile davon zu bringen:

Damit ist es nun amtlich. Man hat jemanden gefunden, der sich der nicht zu unterschätzenden Aufgabe, binnen der nächsten 4 Jahre eine Senftenberg-Chronik aus dem Boden zu stampfen, stellen möchte. Ob Rolf Radochla im Gespann mit seiner Ehefrau die beste Wahl ist, diese Frage stellt sich nicht. Es gibt keine Alternative! Persönlich hatte ich zwar einen anderen Verdacht aber so weit weg war meine geheime Prophezeiung von der jetzigen Ankündigung nun auch wieder nicht. Jedenfalls wünsche ich den beiden viel Erfolg und Durchhaltevermögen bei der Bewältigung dieser Mammutarbeit und bin gespannt auf das Endergebnis. Naturgemäß gilt mein Hauptaugenmerk dem angesprochenen "reichhaltig illustrierten" Teil. Es wäre schön, wenn in diesem Zusammenhang ein paar Senftenberger vielleicht doch noch das eine der andere zu Tage fördern - beispielsweise Fotos, von deren einstiger Existenz ich zwar Kenntnis habe, aber von denen bislang kein vernünftiges Exemplar an meine Tür klopfte. Dabei wäre mir natürlich am liebsten, wenn die Besitzer zuvor/parallel bei mir vorstellig werden würden... namentliche Nennung praktiziere ich übrigens von Beginn an lückenlos. Falls für jemanden dies das ausschlaggebende Kriterium ist.

Es bleibt abzuwarten, ob die Aufforderung aus dem letzten Absatz auch noch auf anderen Kanälen unter die (Ex-)Senftenberger gebracht wird. In dieser Form ist der Appell nach meiner Auffassung gleichermaßen unkonkret wie zu eng gefasst. Er entfaltet auch keine große Signalwirkung. Die Einschränkung auf "Bilder" signalisiert, dass es sich bei dem Ganzen mal wieder um ein Konzept aus dem vorigen Jahrhundert handelt. Was ist zum Beispiel mit Filmmaterial, wovon es sicher so einiges gibt? Man reduziert sich schon zu Beginn auf den Klassiker "x Seiten zwischen zwei Buchdeckeln". Doch selbst dafür wären Dinge wie Ausweise, Mitgliedskarten, Programmhefte, Flugblätter, Abzeichen usw. usf. verwendbar. Deshalb sollte man versuchen, derartiges Material gleich mit "einzusammeln".
Aber was verstehe ich schon davon? In der angedachten Konstellation werde ich ohnehin kein Beteiligter sein, denn bevor man mich fragt, hackt man sich lieber einen Arm ab. Und aufdrängen werde ich mich ganz sicher nicht.

Das erst einmal dazu. Mit Sicherheit bleibe ich an der Thematik dran und informiere hier, sobald mir neue Erkenntnisse vorliegen. Kommen wir lieber zu meiner "reichhaltigen Illustration". Und da befasse ich mich heute mit bekanntem Terrain. Sowohl was die Örtlichkeit wie auch was die Motive angeht.

Es hat ziemlich lange gedauert. Tatsächlich erst in der letzten Woche bei mir eingeflogen: die zweifarbige Variante einer Ansichtskarte, die in colorierter Form gut eingeführt ist. Das Buch "Senftenberg - Bilder aus der Vergangenheit" zeigt auf seinem Einband besagte Farbversion. Von selbiger hatte ich schon mehrere Exemplare in der Hand. Die schwarz-weiße Fassung ist hingegen aktuell ein "Unikat". Generell kennen wir mehrere unterschiedliche Fassungen des Ursprungsfotos, welches in natura nämlich ein doppelt so breiten Bildausschnitt zeigt. Darauf wies ich in der Vergangenheit mehrfach hin und bastelte auch eine Version bei der ich die einzelnen Bestandteile wieder zusammensetzte. Irgendwann tauchte dann sogar ein Stück auf, das den gesamten Bildausschnitt enthält.

Senftenberg

Anhand des heutigen Exemplars kann man gut erkennen, das links ein wenig künstlich nachgeholfen wurde. Das wurde wohl immer dann notwendig, wenn die Ränder der Basis-Aufnahme unscharf oder gar physisch in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Soetwas kann man ja noch nachvollziehen, warum aber teilweise neue Bildbestandteile "erfunden" wurden, ist mir meistens unklar. Bestes Beispiel: das nächste Stück.

Senftenberg
Verlag Wilhelm Brückner, Senftenberg
3978
Aufnahme <= 1908
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Senftenberg
Verlag Wilhelm Brückner, Senftenberg
3978
Aufnahme <= 1908
Sammlung Matthias Gleisner
Dieses Motiv liegt mittlerweile in 4 Versionen vor, von denen alle manipuliert sind. Beim heutigen Stück fallen die ausgefahrene Markise am Haus Markt 9 sowie die verhangenen Schaufenster bei Uhrmacher Schmidt (links unten) auf. Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass die Markise künstlich ist. Die verhangenen Schaufenster (mglw. gegen die Mittagssonne) halte ich für echt. Die Fotovariante (unten links), die stattdessen ein mit Uhren gut gefülltes Schaufenster zeigt, ist in diesem Bereich leicht unscharf, was dafür spricht, daß die Uhrenauswahl dort hineingemogelt wurde.

Senftenberg Senftenberg Senftenberg
Das dritte und letzte Stück für heute ist zweifellos das bekannteste Motiv des Trios. Aus meiner Sicht präsentiere ich mit dieser Variante die bislang attraktivste Produktion von dieser Ansicht. Gleichzeitig erhält meine Theorie, nach der von allen Brück & Sohn - Produktionen auch immer eine fein gearbeitete Farbvariante (ein Vergleich mit der anderen bekannten Farbversion verdeutlicht, was ich damit meine) existierte, neue Nahrung. Qualitativ kann jedoch dem Glasnegativ nichts entgegengesetzt werden aber als Ansichtskarte war die Version bestimmt ein Verkaufsschlager. Oder auch nicht. In dieser Fassung habe ich nämlich bisher auch nur ein Stück gesehen. Etwas, das eher gegen eine weite Verbreitung spricht.

Senftenberg Senftenberg Senftenberg Senftenberg
Senftenberg
Brück & Sohn, Meissen
19752
Aufnahme <= 1915
Sammlung Matthias Gleisner
Übrigens, das auf allen drei Ansichtskarten in den Fokus gerückte Haus Markt 9 war im April/Mai 1969 Drehort für eine Produktion des DDR-Fernsehens. Konkret handelt es sich um den Fünfteiler "Unbekannte Bürger" (Buch und Regie Ulrich Thein) dessen 4. Teil ("Heinz und seine Familie") zu großen Teilen in Senftenberg spielt.

Neben weiteren Locations in Senftenberg wurden die Wohnung im zweiten Stock für eine ganze Reihe von Innenaufnahmen genutzt.
Auf nebenstehendem Standbild aus dem Film erkennt man die Hauptdarsteller Hans-Peter Reinecke (als Heinz) und Elke Brosch (als Johanna) in der Loggia der zweiten Etage.

Übrigens sind das solche Geschichten, die ich gerne in der zukünftigen Senftenberg-Chronik lesen würde. Ich denke, das könnte das doch zuweilen staubtrockene Runterrattern von Daten ein wenig auflockern. Zudem dürfte der Fakt als solcher nicht allzuvielen Senftenbergern bekannt sein.