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Auf der Startseite der offiziellen Internetpräsenz der Stadt Senftenberg rolliert zwar immer noch ein Foto vom Eingangsbereich des Tierparks, die aktuelle
Vor-Ort-Situation stellt sich jedoch seit einem Jahr verändert dar. Konkret betrifft es das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Mahnmal für die Opfer
des Faschismus und Militarismus. Selbiges ist nämlich seit einiger Zeit seines wesentlichen Bestandteils, der Bronzeplastik eines aufrecht stehenden Mannes
in Überlebensgröße, beraubt. Anders als in anderen Fällen im Senftenberger Stadtgebiet ist die Figur jedoch nicht entwendet worden. Aus den zahlreichen Fällen,
in denen in Senftenberg Figuren oder Erinnerungstafeln aus Metall gestohlen und wahrscheinlich beim Schrotthändler des jeweiligen Vertrauens versilbert wurden,
hat man bezüglich des VVN-Denkmals von Seiten der Stadt die Reißleine gezogen, um es nicht dazu kommen zu lassen. Ich weiß nicht, worüber ich trauriger bin.
Über die Tatsache, daß man in Deutschland so einfach und ungestraft Kunst im öffentlichen Raum zerstören/stehlen kann. Oder über die Ideenlosigkeit der Verantwortlichen,
die dem Treiben offenbar machtlos gegenüberstehen. Mittels Videoüberwachung oder stillem Alarm hätte man versuchen können, den Metalldieben auf die Spur zu kommen.
Wahrscheinlich fehlt es dann aber wieder an polizeilichen Einsatzkräften, um die Burschen dingfest zu machen. Deutschland 2019. Stattdessen hat man nun also die wenigen
verbliebenen Plastiken, die noch nicht gestohlen wurden, an einem sicheren Ort eingemottet. Irgendwie auch nicht im Sinne des Erfinders...
Es kann von Glück gesprochen werden, daß das gesamte Mahnmal neben der Bronzefigur noch einen zweiten Bestandteil - ein Keramikrelief - besitzt. Ansonsten müsste
die alljährliche Kranzniederlegung im Januar vor einer leeren Wand stattfinden.
Und dabei hat das Denkmal 55 Jahre lang niemand beschädigt. Jedenfalls nicht, daß ich wüsste.
So lange steht die Arbeit des Senftenberger Künstlers Ernst Sauer nämlich an diesem Ort.
Die Errichtung des Mahnmals, für dessen Realisierung Sauer ca. 2 Jahre (sehr wahrscheinlich mit Pausen) benötigte, fand im Herbst 1963 statt. Im Schein der
Fackeln und bei Fanfarenklängen wie sich die Senftenberger Zeitung 1964 erinnerte. Offiziell wird zwar ein 1962 als Datum der Aufstellung
angegeben, das zweifle ich aber mindestens teilweise an. Im Herbst 1962 war das Relief nämlich auf der Deutschen Kunstausstellung in Dresden zu besichtigen.
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