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Ich komme vom Briesker Kuriositätenkabinett noch nicht ganz weg und lerne als Nebenprodukt meiner Heimatforschung ständig Neues. Zum Beispiel was QSL-Karten sind...

Senftenberg
HI 580 65 | 20 8 965 2 1503
Aufnahme <= 1965
Sammlung Matthias Gleisner
Ausschlaggebend für mein Eintauchen in mir völlig fremde Gefilde waren die beiden Stücke hier links und rechts. Diese erregten meine Aufmerksamkiet natürlich durch den Schriftzug "Brieske-Ost" und die in einem Fall darauf befindliche Abbildung der beiden Briesker Brikettfabriken. Bereits zu Beginn "schwebte" über den Exemplaren die Erklärung QSL-Karte.
Für den theoretischen Unterbau bemühe ich das Buch "Amateurfunkprüfung in Frage und Antwort" des Militärverlags der DDR... Auf die Frage "Welche Aufgabe erfüllt die QSL- bzw. SWL-Karte für den Funkamateur?" hätte der Kandidat demnach zu antworten: "QSL-Karten werden in der Regel für Erstverbindungen je Band und Sendeart ausgestellt. Sie spiegeln die Aktivität und die erbrachte Leistung des Funkamateurs wider und bilden die Grundlage für den Erwerb von Diplomen. Ordungsgemäße Empfangsberichte (SWL-Karten) dienen dem Funkempfangsamateur ebenfalls oft zum Diplomerwerb, stimulieren die Ausbildungstätigkeit und sind zu bestätigen."
Senftenberg
HI 124 66
Aufnahme <= 1966
Sammlung Matthias Gleisner
Etwas mehr Licht ins Dunkel bringt die Antwort auf die Frage "Was können Sie zu Entwurf und Ausführung von QSL- und SWL-Karten sagen?": "Die QSL-Karte ist die Visitenkarte des Funkamateurs, der in aller Welt als ein Vertreter seiner Organisation und seines Landes angesehen wird. Daher kommt der ästhetischen Gestaltung und der ideologischen Aussage eine große Bedeutung zu. Die Gestaltung der QSL-Karte stellt also nicht nur eine private Angelegenheit dar, sondern sie ist mit einem gesellschaftlichen Interesse verbunden.
Es ist günstig, sich im Kollektiv der Klubstation oder mit dem Referat Amateurfunk der Kommission Nachrichtensport beim Bezirksvorstand der GST bzw. mit dem Bezirks-QSL-Vermittler zu beraten, um deren Anregungen und Erfahrungen in die eigenen Vorstellungen einfließen zu lassen."

Keine Ahnung inwieweit sich Hermann Fuder, dessen "Visitenkarten" wir hier nämlich sehen, von GST und/oder seinem QSL-Manager hat beeinflussen lassen. Ich persönlich finde die Gestaltung der beiden Stücke für eine Hobby-Arbeit, und dazu noch in den 1960ern, sogar ziemlich gut. Die vorgeschriebenen Inhalte (Frage: "Welche Informationen sind auf der QSL-Karte erforderlich?" ) sind verteilt auf Vorder- und Rückseite natürlich enthalten...
Die QSL-Karte muß folgende Angaben enthalten:
- Deutsche Demokratische Republik (oder englisch: German Democratic Republic);
- eigenes Rufzeichen;
- Rufzeichen der Gegenfunkstelle (als Empfänger der Karte);
- Datum, Uhrzeit (in UTC);
- Rapport;
- Frequenz, Sendeart;
- Kreiskenner, QTH-Kenner (bei UKW);
- Y2-QSL-Büro-Anschrift;
Die QSL-Karte kann folgende Angaben enthalten:
- Ehrenbezeichnungen im Amateurfunk (Y2 DXer usw.);
- Stationsausrüstung;
- Besonderheiten bei den Ausbreitungsbedingungen;
- Charakteristisches vom Territorium.

Zur Erfassung der vorgeschriebenen Angaben wurden die QSL-Karten rückseitig mit einem entsprechenden Vordruck versehen, der mit reichlich "Funkerlatein" bzw. Abkürzungen durchsetzt ist. Diesen hatte (bzw. hat) der Funkamateur fachgerecht manuell auszufüllen. Rechts ist eine derartige Rückseite abgebildet, die sich auch heute nicht viel anders darstellen dürfte.
Unter den Pflichtangaben findet man das "German Democratic Republic"... Haken ran, eigenes Rufzeichen... DM3TF... Haken ran. Für das Rufzeichen der Gegenfunkstelle ist das Kästchen rechts unter To Radio vorgesehen. Datum und Uhrzeit fanden in Zeile 1 und 2 Platz. Der ganze technische Rest darunter.

Die Angabe zum Y2-QSL-Büro finden wir links unten. Dazu ist anzumerken, daß, auch wenn es rechts nach einem ganz normalen Adressvordruck aussieht, die QSL-Karten nicht direkt an den Funker der Gegenstelle geschickt werden, sondern an ein sogenanntes QSL-Büro. Der dort tätige QSL-Vermittler sortiert die eingehenden Karten nach Ländern bzw. Regionen und schickt diese dann paketweise an Ziel-QSL-Büros, die ihrerseits die Verteilung der Karten an ihre Mitglieder vornehmen. Man kann sich vorstellen, daß dies nicht unbedingt die schnellste Lösung ist. Wenigstens braucht so der Funkamateur nicht die tatsächlichen Postanschriften der Verbindungsteilnehmer kennen. Bezogen auf die DDR hatte dieses Verfahren natürlich den Vorteil, daß die Staatssicherheit so relativ einfach mitbekam, wer mit wem Kontakt hatte. Und ich gehe fest davon aus, daß dieses QSL-Büro in Berlin Stasi-durchsetzt war.
Das von mir verwendete DDR-Fachbuch stammt aus der Zeit, als die Rufzeichen der DDR-Amateurfunker bereits von D... (für Gesamtdeutschland) auf Y... (ausschließlich DDR) zwangsumgestellt waren. Dies geschah am 1. Januar 1980 (deshalb oben die Bezeichnung "Y2-QSL-Büro").

Doch zurück zu unseren beiden Motiven bei deren Gestaltung Hermann Fuder das "Charakteristische des Territoriums" einfliessen ließ. Bagger und Absetzer aus der ersten Karte finden sich in simplifizierter Form auf der zweiten Karte wieder. Beide waren und sind typisch für unser Braunkohlenrevier. Die Brikettfabriken zumindest für die damalige Zeit.

Bleibt abschließend noch zu klären, warum diese Karten QSL-Karten genannt werden. Eine Teil der Antwort liefere ich schon mit meiner Einstiegsgrafik...
Die Buchstabenkombination QSL ist ein Q-Schlüssel aus der Morsetelegrafie und bedeutet in der Frageversion "Können Sie den Empfang bestätigen?" und in der Antwortversion "Ich gebe Empfangsbestätigung". Das akustische Äquivalent im Morsecode kann man hier auf der Seite hören wenn man die Lautstärke hochgeregelt hat. Diese hat für den Sprechfunk natürlich keine Bedeutung. Wie man jedoch sehen kann, hat sich die Abkürzung QSL aber auch in diesem Bereich der Nachrichtenübermittlung durchgesetzt und bis heute erhalten.