Wie man oben erkennen kann: dieser Tage jähren sich die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum "700 Jahre Senftenberg" zum 40. Mal. Vom 30. Juni bis zum 8. Juli
zelebrierte man in unserer Stadt eine Woche lang das Jahr der schriftlichen Ersterwähnung Senftenbergs.
Es dürfte klar sein, daß Senftenberg schon vor jenem 1279 existierte. Aber diese Jahreszahl gilt spätestens seit Anfang der 1950er als das offizielle
Geburtsjahr unseres Städtchens. Ich konnte bislang noch nicht so wirklich herausfinden, wann genau man die auf den 6. Oktober 1279 datierte Urkunde fand,
in welcher der Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen und der Ostmark dem Kloster Doberluch das Dorf Dobristroh (heute Freienhufen) überweist und bei
der Lageangabe für das Dörfchen neben der Stadt Calau auch Senftenberg ("villam Dobroztrowe dictam inter civitatem Calowe et Sennftenberc sitam" erwähnt.
Sicher ist, daß Anfang der 1930er Jahre von Dr. Rudolf
Lehmann noch vom Jahr 1290 geschrieben wird, in dem
man einen sicheren Verweis auf Senftenberg finden
konnte.
Demzufolge war die Erkenntnis mit dem Jahr 1279 zum
Zeitpunkt der 1979er Festwoche noch nicht einmal 50 Jahre alt.
In diesem Zusammenhang stelle ich mir natürlich die
Frage Was wäre, wenn demnächst irgendein Heimatforscher
in irgendeinem verstaubten Archiv ein noch älteres
Schriftstück mit einem Hinweis auf Senftenberg finden
würde?
Abgesehen davon, daß man dann die Geschichte umschreiben
müsste, was würde das für das 750. Jubiläum, welches ja
planmäßig 2029 sicher feierlich begangen werden soll,
bedeuten?
Vielleicht wäre die Vorlaufzeit für das noch nicht
existierende Festkomitee plötzlich extrem verkürzt.
Oder aber wir hätten den 750. Geburtstag schon hinter
uns, ohne es gemerkt zu haben?
Solche Fragen können einen schon beschäftigen, denn
ein derartiges Szenario ist nicht auszuschließen. Ich glaube bezüglich
der Ersterwähnung von Niemtsch hatte wir solch einen Fall. Ich kann
mich aber auch irren.
Aber zurück in das Jahr 1979!
Im Rahmen der Festwoche fand am 7. Juli ein großer
Festumzug statt. Bezüglich dieses Umzugs habe ich
in den vergangenen Monaten zweimal den Superlativ
grandios gelesen (Kippensand 2019, Heftchen
zum Peter-und-Paul-Markt)...
Ich muß gestehen, ich war nicht dabei. Entweder
war ich mit meinen Eltern im Urlaub oder es war halt
so, daß mich als 12-jährigen Teenager andere Dinge
interessierten als solche Festivitäten. Jedenfalls
habe ich null Erinnerungen an diese Festwoche und schon
gar nicht an den Umzug. Entweder war der jetzt doch nicht
so "grandios" oder ich hielt mich tatsächlich zu der
Zeit nicht in der Stadt auf. Immerhin begannen ja in der
DDR pünktlich Anfang Juli die achtwöchige Sommerferien.
Anhand von Fotos und sogar Filmaufnahmen (siehe weiter
unten) und der Beschreibung der einzelnen "Bilder" des
Umzugs wäre ich vorsichtig mit Attributen, die nicht
mehr steigerbar sind. Für mich sieht das eher nach
einem "1.Mai-Umzug mit Verkleidung" aus.
Aber so hat ein jeder seine Sicht auf die Dinge und diese kann man sich glücklicherweise
auch heute noch bilden, indem man sich die 8mm-Filmaufnahmen betrachtet, die ein Senftenberger Hobbyfilmer
in weiser Voraussicht an jedem 7. Juli 1979 drehte und zur allgemeinen Begutachtung
auf youtube bereitgestellt hat.
Dort findet man übrigens auch noch einen zweiten Film
des Senftenbergers in welchem Szenen enthalten sind, die zeigen was abseits des Festumzugs so in der Innenstadt los
war. Unter anderem sieht man dort einen Stand mit einigen Fest-Souvenirs. Neben dem obligatorischen
Zierbrikett auch ein paar Sachen, die ziemlich "gebastelt" aussehen.
Neben diesen gab es natürlich eine ganze Reihe kommerzieller Produkte. Naja was halt so im Rahmen der
sozialistischen Planwirtschaft möglich war. Manches konnte man kostenlos "abstauben", wie Bierfilze und Flaschenetiketten,
das meiste mußte jedoch bezahlt werden, um mit dem Erlös einen Teil der Kosten für das Fest wieder einzuspielen.
Zur letzten Kategorie gehörte die offizielle Broschüre 1279-1979 - 700 Jahre Senftenberg. Das
30 Seiten umfassende Heft kann man auch heute noch relativ häufig finden. Etwas seltener ist die
offizielle Ansichtspostkarte im A5-Format.
Während man sich in der Hochglanzbroschüre noch Mühe gab, teilweise aktuelle Fotos zu präsentieren,
machte man sich bezüglich der Ansichtskarte die Arbeit ziemlich leicht. Man verwendete einfach eine
bereits seit langem bekannte Mehrbildkarte, verschob die 4 enthaltenen Motive ein wenig und fügte
einen entsprechend gestalteten Schriftzug hinzu, der das Ganze in den Status einer "Festkarte" versetzte.
Darüber hinaus waren die einzelnen Ansichten 1979 auch schon jeweils mindestens 6 Jahre alt. Das
Thema 1979 hatte man damit also "grandios" verfehlt!
Wie üblich, durfte diese Festkarte aufgrund ihrer Größe nur in einem Umschlag versandt werden. Der
war im Preis von 55 DDR-Pfennigen bereits inkludiert. Die wenigen Exemplare, die ich bislang in der Hand
hatte sind alle unbeschrieben, weshalb ich davon ausgehe, daß sich die meisten Käufer das Ding nur als Andenken
zulegten.
Bild und Heimat, Reichenbach i. V. Foto: Bild und Heimat (Darr) V 11 50 A 1/B 63/79 01 06 11 171 Aufnahme <= 1973 Sammlung Matthias Gleisner
Da es sich gerade anbietet, präsentiere ich nebenstehend auch gleich noch die Vorlage unserer Festkarte.
Die einzelnen Motive sind im Vergleich zu dieser teilweise weniger beschnitten. Natürlich werden uns
die vier Ansichten auch noch solo über den Weg laufen. Im Fall der Kaufhaus-Ansicht ist dies bereits geschehen:
ich stellte die Produktion hier bereits vor. In der Einzelbildversion bietet
das Foto einen etwas verschobenen Bildausschnitt... mehr unten und rechts, dafür weniger oben.
BILD UND HEIMAT - REICHENBACH (VOGTL.) Echt Foto Foto: Bild und Heimat (Darr) III/18/197 A 1/B 216/77 01 06 11 123 Aufnahme <= 1973 Sammlung Matthias Gleisner