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Ich muss gestehen, ich war einigermaßen erstaunt - um nicht zu sagen: entsetzt - daß ich selbst alteingesessenen Senftenbergern erklären mußte, warum ich diese Rubrik SIEBEN-ACHT-VIER-FÜNF genannt habe. So manchem ist nämlich nicht mehr geläufig, daß diese Zahlenkombination dereinst die Postleitzahl des Stadtgebietes "Senftenberg-See" war. Und das für fast 20 Jahre! Bis im Zuge der Wiedervereinigung bekanntermaßen das Problem mit den doppelten Postleitzahlen aufkam. Vielleicht erinnern sich noch einige, daß wir für einige Zeit ein O- oder W- - für Ost bzw. West - vor die Postleitzahlen malen mussten, bis ab 1. Juli 1993 die fünstellige Postleitzahlen-Systematik Einzug hielt und uns die 01968 bescherte. |
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Noch mehr ungläubige Blicke erntet man, wenn man erzählt, daß es neben 7840 und 7845 auch noch die Postleitzahl 7846 für Senftenberg gab.
Nämlich für das Wohngebiet "Süd". Diese und andere Geschichten, die sich um das Postwesen in unserer Stadt drehen, sind naturgemäß ein dankbarer Bestandteil einer, wie auch immer gearteten, Stadtchronik. Einfach weil das Postwesen - egal ob Personen- oder Briefpost - von jeher ein wichtiger Part der Kommunikation und des Zusammenlebens innerhalb der Stadt wie auch mit der Außenwelt war und ist. Es ist also nicht verwunderlich, daß Hans Lange in seiner "Chronik von Senftenberg" diesem Thema großen Raum einräumte. So groß, daß der gesamte Band 5 ausschließlich dieser Thematik vorbehalten war. Natürlich liessen sich allein mit der Senftenberger Postgeschichte nicht 200 A4-Seiten füllen. Lange erklärte in seinem Vorwort:
Zu dem fünsten Band der Chronik von Senftenberg soll annähernd die lokale Postgeschichte aufgezeigt werden.
Etwas Neues, z.B. aus Archiven, ist hier nicht hervorgegangen, sondern nur das, welches schon vor
Zeiten veröffentlicht wurde. Um das unzureichende spärliche Material, das uns zur Gestaltung überkommen
ist, als Ganzes abzurunden, war es vorteilhaft die allgemeine Geschichte der Post mit hinein zu arbeiten.
Nehmen wir als Beispiel die Postsäule von Senftenberg, hier greifen wir zurück bis zur Zeit August des
Starken, um ein verkehrsgeschichtliches Bild zu gewinnen. H.L. Warum komme ich jetzt von 7845 auf Hans Lange? Ganz einfach! Die drei Fotografien, die ich heute bringe, stammen aus dem Dunstkreis der Lange-Chronik. Nur ein Foto davon wurde damals tatsächlich zur Illustration herangezogen. Alle drei Aufnahmen lagen mir in Form von schwarz-weiss Negativen vor. |
Titelblatt des 5. Bandes der "Chronik von Senftenberg"
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Diese zeigen mehr oder weniger die für 7845 maßgebliche Einrichtung aus unterschiedlichen Richtungen. Gemeint ist natürlich die Poststelle,
die innerhalb des Dienstleistungskomplexes am 1. Dezember 1975 eröffnet wurde. Das Senftenberger Postamt Nr. 5 (daher auch das 7845) war dabei nur eine
von mehreren Einrichtungen, die den Einwohnern des neuen Wohngebietes lange Wege verkürzen sollten. Neben der Kaufhalle, einer Komplexannahmestelle (Reparaturen,
Buchbindearbeiten, Reinigung, Schuster etc.), der Bibliothek, einer Sparkassen-Filiale, Friseur- und Kosmetiksalon, besagter Poststelle mit angeschlossenem Zeitungs- und
Zeitschriftenverkauf war für mich damals die Anlaufstelle Nr.1 die 3-Sterne-Altstoffannahme. Wo hatte man so etwas schon gesehen? Gardinen an den Fenstern und on top eine blaue Leuchtreklame! Das letztere so gut wie nie leuchtete tat der Sache keinen Abbruch. Quasi ein Steinwurf von unserer Wohnung in der angrenzenden Seeadlerstraße 5 entfernt, konnte ich beobachten, wann die Schlange der "Mitbewerber" kurz genug war, um unverzüglich meine Sekundärrohstoffe zu schultern und in klingende Alu-Chips umzutauschen ohne dabei übermäßig lange anstehen zu müssen. Aber ich komme schon wieder vom Thema ab. Interview in der "Lausitzer Rundschau" vom 10. November 1975 mit der künftigen Leiterin des Postamtes 7845 Senftenberg See, Frau Johanna Sendsitzky:
Frage: Wann wird das Postamt Im Senftenberger Wohngebiet am See geöffnet?
Antwort: Voraussichtlich am 1. Dezember, denn noch verrichten die Handwerker letzte Arbeiten. Und tatsächlich: am 1. Dezember wurde das Postamt Senftenberg-See eingeweiht. Die kleine Sabine Peschka wurde von Amtmann Genossen Heinz Kott, als erste Kundin mit einem Blumenstrauß begrüßt. Die Zusteller mitgerechnet, werden in dem Amt künftig 20 Postangestellte arbeiten.
Ich schrieb oben nicht von ungefähr, daß die Postleitzahl 7845, oder vielmehr: die abschließende "5", auf die Nummer des Postamtes innerhalb Senftenbergs zurückzuführen ist. Das ebenfalls
erwähnte Postamt im Dienstleitungskomplex des Wohngebietes "Süd" war schließlich die Nummer 6 und resultierte in der Postleitzahl 7846 für die von dort betreuten Adressen. Genug der postalischen Fakten und schnell zurück zu den Fotos. Sie stammen mit ziemlicher Sicherheit aus den Jahren 1977 bzw. 1978 und sind wenig spektakulär. Mit ihrer Hilfe konnte ich aber herausarbeiten, daß die Farbfotografie (siehe unten), die damals in der Broschüre "700 Jahre Senftenberg" eingesetzt wurde, aus dem Jahr 1976 stammen muß. Das hatte ich so nicht erwartet, da ich davon ausging, daß die zeitgenössischen Aufnahmen in dieser Publikation ziemlich aktuell gewesen sein müssen. In diesem Fall dann doch nicht.
Vermutlich ist den allermeisten vollkommen Schnuppe, wann diese Aufnahme entstand. Akzeptiere ich. Aber es ist nun einmal ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit, Fotomaterial so genau wie möglich
zu datieren. In diesem Fall ziehe ich die Schwarz-weiss-Aufnahme von 1977 heran. Dort erkennbar: die "Straßenlaternen", auf der 2. Ebene sowie die vergleichsweise größere Ausladung des kleinen Bäumchens
links. Es kann auch nicht vor 1976 gewesen sein, denn das Hochhaus im Hintergrund ist bereits (teilweise) bezogen. Eine Frage, die sich bei der Beschäftigung mit der Farbaufnahme ergab, ist noch
unbeantwortet: was waren das für blau-weiß-blaue Flaggen? |
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