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09.02.2025
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Die obere und größere der beiden Teilabbildungen der rechts abgebildeten Ansichtskarte begleitet mich schon zu ziemlich von Anbeginn meiner Senftenberg-Sammelei. Diese Marktansicht zierte zwar nicht meine erste eigene historische originale Ansichtskarte aber sie war ziemlich vorn dabei.
In all den Jahren seitdem stellte ich eine Reihe von Inkarnationen dieses Motivs vor. Und wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das heute der 11. Auftritt der westlichen Marktseite im Jahre 1899 oder 1900.
Qualitativ ist das diesmal nicht der ganz große Wurf, da haben wir (auch von der Ansicht der Krankenhauses) schon Besseres gesehen. Aufgrund der schieren Menge an unterschiedlichen Varianten kann man wohl von einem "Erfolgsmodell" sprechen.
Übrigens veranlasste mich damals vor mehr als 13 Jahren ein Schriftzug auf eben jener relativ frühen Erwerbung mein Online-Projekt unter der Domain www.hundetuerkei.de zu starten. Der Absender grüßte nämlich anno 1901 seine Kegelbrüder aus der "lausigen Hundetürkei" und meinte damit Senftenberg und Umgebung. Naja das mit www.hundetuerkei.de hielt nur 4 oder 5 Wochen bis ich einsah, daß das wohl keine gute Idee war und ich auf www.gruss-aus-senftenberg.de umstieg.
Aus nostalgischen Gründen habe ich die "Hundetürkei-Karte" immer noch in meiner Sammlung obwohl ich diese mittlerweile gut und gerne gegen ein besser erhaltenes und bildseitig unbeschriebenes Exemplar hätte tauschen können.
Senftenberg
Postkarten-Versandhaus Otto Rechnitz,
Cottbus
Aufnahme <= 1900
Sammlung Matthias Gleisner
Apropos keine gute Idee, apropos Erfolgsmodell:

Hin und wieder aber nicht sehr oft werde ich gefragt, ob das was ich hier treibe eine gute Idee war oder ist, quasi ein Erfolgsmodell darstellt, das man ganz oder teilweise adaptieren sollte. Diese Fragen kommen fast ausschließlich aus Sammlerkreisen, fast nie von traditionellen Heimatforschern. Von solchen aus der näheren Umgebung schon mal gar nicht.

Tja, was soll ich sagen?

Wenn man sich gerne jede Menge Arbeit aufhalsen möchte, mit seiner Zeit sowieso nichts besseres anzufangen weiß, finanzielle Kosten ohne Aussicht auf Amortisierung nicht scheut und keinerlei Erwartungen hinsichtlich Anerkennung oder gar Dank (mehr) hat, dann kann man es genau so machen.

Muß man aber nicht unbedingt. Zwischen Nichtstun und dem Arbeitspensum, das ich bewältige, liegen nämlich einige Abstufungen. Auch die Realisierung von Teilschritten ist schon ein Stück des Weges. Der Aspirant sollte abwägen, ob er folgende Arbeitsschritte tatsächlich alle ausführen möchte:

  • Anlegen und Führen einer eigenen physischen Sammlung
  • Erschliessen fremder Quellen (andere Sammler, Museen, Archive, "normale" Privatpersonen mit manchmal nur einem interessanten Stück usw. usf.)
  • Digitalisierung (Scannen) der analogen Stücke (eigene/fremde)
  • Katalogisierung der Digitalisate (Provenienz, Datierung etc.)
  • Restaurierung der Digitalisate mittels Grafiksoftware (Photoshop o.ä.)
  • Aufbau und Unterhalt einer Online-Präsenz (selbst programmiert oder Nutzung von professionellen "Baukästen", incl. Kosten für Webspace)
    • als reine Darstellung mit wenigen bis keinen Zusatzinformationen
    • erweitert um Hintergrundinformationen technischer und/oder geschichtlicher Natur (hierfür ist das Öffnen zusätzlicher Quellen unabdingbar)
  • "Klappern gehört zum Handwerk" - Werbung in eigener Sache über die Online-Präsenz hinaus in sozialen Netzwerken, mit Hilfe von Flyern, Projektteilnahme (Bücher, Ausstellungen etc.), Mitgliedschaft in Vereinen oder Netzwerken, Kontaktpflege
  • praktisch ständig "auf Empfang" sein (Abgrasen von Online-Händlern oder Auktionen, Augen und Ohren offen halten, wer, wo, was offeriert, sowohl Sammelobjekte wie auch "Sekundärmaterial")
  • Flohmärkte und Sammlerbörsen besuchen, "Hausbesuche" machen
Das wären aus meiner Sicht die wesentlichen Punkte dessen, was ich im Rahmen von www.gruss-aus-senftenberg.de betreibe. Es gibt sicher noch weitere Tätigkeiten und die hier genannten werden auch nicht zwingend in dieser Reihenfolge abgearbeitet. In der Realität laufen die meisten Stränge parallel.

Ein Großteil dieser Tätigkeiten wird für einen langjährigen Sammler nichts Ungewöhnliches darstellen denn es gehört zu seinem täglichen Geschäft. Andere Dinge dürften etwas anspruchsvoller sein da sie über das reine Sammeln hinausgehen.

In den vergangenen 15 Jahren habe ich so einige (Heimat-)Sammler kennengelernt: persönlich, virtuell oder aber nur durch stilles Beobachten. Deshalb habe ich vermutlich einen ganz guten Überblick. Die schiere Abwesenheit vergleichbarer Projekte allein in der näheren Umgebung, die durchaus machbar wären, weil es einerseits genügend Material und andererseits auch eine Reihe von Sammlern gibt (Ruhland, Lauchhammer, Hosena, Großräschen, Lauta, Hoyerswerda usw. usf.), sagt mir, daß nur sehr wenige "Kollegen" existieren, die mein Konzept teilweise adaptieren würden. Von vollständig kann gar keine Rede sein! Ich kenne eigentlich nur ein einziges Beispiel wo jemand auf die gleiche Art und Weise praktizierte. Seine Internetseite ist aber leider schon seit Jahren nicht mehr am Netz. Was zur Aufgabe führte, ist mir nicht bekannt. Vielleicht war der Macher irgendwann nicht mehr davon überzeugt, daß es ihn irgendwie voran bringen würde. Vielleicht war es das fehlende Interesse der Allgemeinheit. Gar technische Probleme? Oder aber eine Mischung aus allem.
Es ist wohl so, daß die notwendige Kombination von Ansichtskarten-Sammelei und digitalen Fertigkeiten möglicherweise nur selten gegeben ist. Ich habe aufgrund meines beruflichen Backgrounds diesbezüglich schon einmal einen Vorsprung. Vielfach bin ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen und kann auftretende Probleme selbst lösen. Neben dieser relativen technischen Unabhängigkeit bin ich auch inhaltlich nicht groß limitiert. Etwas das bei Verwendung "konventioneller" digitaler Kanäle wie sozialen Netzwerken (Facebook etc.) durchaus gegeben sein kann.

Fazit: ich würde es immer wieder genauso machen. Mit dem Zusatz: ich hätte viel eher damit anfangen sollen, dann wäre das Ganze möglicherweise noch erfolgreicher gewesen. Ich hätte so vielleicht mehr "Konsumenten" und damit vielleicht auch mehr Kooperationspartner gewinnen können. Hinterher ist man immer schlauer. Nun ist es aber so wie es ist und trotzdem wiegen die Benefits den hohen Einsatz doch halbwegs auf. Was so ein Benefit ist, ist natürlich subjektiv. Für mich zählt, daß ich durch die Art und Weise von www.gruss-aus-senftenberg.de eine gewisse lokale Bekanntheit erlangt und damit Aufmerksamkeit auf mein Projekt gezogen habe. Mich haben Personen kontaktiert, die das so nicht getan hätte, wenn ich nur so vor mich hin gesammelt hätte. Das Feedback - gerne auch Kritik! - führte dazu, daß ich im Laufe der Zeit einige Verbesserungen vornahm und mich darüberhinaus inhaltlich stark entwickelte (man vergleiche "Neues 1" mit "Neues 632"!). Es entstanden insgesamt einige Partner- und sogar Freundschaften, die mich entweder einmalig mit Material versorgten oder aber fortwährende Unterstützer sind.
Den Anspruch, daß sich das Ganze finanziell irgendwie positiv auswirken müsste, hatte ich nie. Anerkennung und Dank der lokalen Bürgerschaft hätte ich dagegen erwartet. Daß beides nicht so üppig bei mir ankommt, liegt vermutlich an einem hierzulande sehr begrenzten Interesse an lokaler Historie. Was aber kein Alleinstellungsmerkmal von Senftenberg sein dürfte. Deshalb würde ich auch keinem Fragesteller vorbehaltlos empfehlen "Ja, geh mit deinem Thema ins Internet! Das bringt dir Vorteile." Ja, es bringt im Zweifel mehr ein, als allein im stillen Kämmerlein seine Sammlung zu streicheln. Aber es ist auch mit reichlich Arbeit verbunden und kann frustrierend sein, wenn man zwar öffentlich aber trotzdem ziemlich allein vor sich hin publiziert. Das muß man dann schon mögen.

Mein Rat: die Erwartungen immer schön flach halten! Wenn es ausschließlich darum geht, auf diesem Wege seine eigene Sammlung zu vergrößern, dann kann das auf lange Sicht und ggf. auf Umwegen funktionieren. Kurzfristige Erfolge stellen sich eher nicht ein. Vielleicht sollte man erste Gehversuche zunächst in bestehenden "Systemen" wie z.B. thematisch passenden Facebook-Gruppen starten. Das kann ein niedrigschwelliger Einstieg für Neulinge auf diesem Gebiet sein, da die technische Latte nicht ganz so hoch liegt. Nach meinen Beobachtungen spielt sich mittlerweile das allermeiste sowieso auf solchen technologischen Grundlagen ab und im Zweifel erreicht man dort viel mehr Betrachter als mit Hilfe einer klassischen Internetseite wie www.gruss-aus-senftenberg.de. Doch letztenendes ist eine derartige Arbeitsweise wenig nachhaltig, da der Nutzer quasi anderen Mächten ausgeliefert ist. Er hat kaum mehr Einfluss oder Garantien auf einen längerfristigen Bestand von Informationen. Aber ja, kann man durchaus machen. Es hängt am Ende von der subjektiven Zielrichtung des Ganzen ab.

Aber noch einmal ganz deutlich: Heimatforschung muß heutzutage im Internet stattfinden wenn sie erfolgreich und nachhaltig sein möchte. Nur so ist es möglich, sich weiträumig zu vernetzen und Informationen und Material zu verschneiden, zu verknüpfen, ja überhaupt erst einmal zu finden.

Okay, genug philosophiert. Interessiert eh keinen. Deshalb zurück zum Thema...

Als ich die Fotografie rechts zum ersten Mal in der Hand hatte, hielt ich sie für die schwarz-weiße Version eines ziemlich bekannten farbigen Motivs, das sowohl in Form einer Einzelbildansichtskarte wie auch als Teil einer Mehrbildkarte im Umlauf war. Nämlich dieser:
Senftenberg

Erst beim direkten Vergleich mit besagtem Stück merkte ich, daß dem ganz und gar nicht so ist. Beide Ansichten wurden vom selben Punkt aus gemacht und sind zeitlich nicht so weit auseinander. Maximal 1 Jahr würde ich einschätzen. Ich halte die farbige Ansicht für die frühere der beiden, was ich an der Höhe der Bepflanzung auf der Rasenkante sowie an der Inhaberschaft des Optikerfachgeschäftes festmache (Braekow vs. Winkler). Das Schwarz-weiß-Foto ist überdies mit Sommer 1979 sicher gedeckelt, denn Aufnahmen von den Festivitäten anläßlich des 700. Stadtjubiläums in jenem Sommer zeigen einige Veränderungen. Beispielsweise das Ladenschild "Wäschehaus" an der Hausnummer Kreuzstraße 1. Dieses sehen wir hier nicht.

Senftenberg
Aufnahme <= 1979
Sammlung Matthias Gleisner
Unter Umständen ließe sich das Datum beider Fotos sogar noch minimal nach unten korrigieren wenn weitere Vergleichsaufnahmen auftauchen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Ich kann aber jetzt schon versprechen, daß in der nächsten Zeit einige Fotos aus den 1970ern hier vorgestellt werden, die dann möglicherweise weitere Einblicke in die Chronologie des Senftenberger Marktes - oder wie dieser zu jener Zeit hieß: Platz der Freundschaft - offenbaren werden.
Senftenberg
Aufnahme <= 1978
Sammlung Uwe Jähnert
Zwei Aufnahmen aus dem Dunstkreis von Hans Langes Senftenberg-Chronik möchte ich zum Abschluß noch präsentieren. Sie zeigen uns im rechten Fall denjenigen Ort, von dem aus die obige Fotografie gemacht wurde...

Gemeint ist natürlich die Rathaustür, die einzige Öffnung an der Stirnseite des Hauses, die über eine auf der Hälfte der Strecke gewinkelte Eisentreppe erreichbar war. Auf dem obersten Podest bot sich ein halbwegs erhöhter Standort für den Fotografen.
Von hier aus konnte er aus ca. 5 Meter Höhe die westliche Marktseite ins Visier nehmen.

Was mir im Zusammenhang mit dem linken Foto etwas Kopfzerbrechen bereitet: die kleinen Tannenbäumchen links auf der Grünfläche. Ich hätte eigentlich erwartet, daß ich diese auch auf der schwarz-weißen Fotografie oben hätte sehen müssen. Kann ich aber nicht.

Sicher ist, daß sich dort, wo die Bäumchen einst standen - also relativ nah an der Ecke - später ein etwas anderes Ensemble befand...

Senftenberg
Aufnahme <= 1978
Sammlung Uwe Jähnert
Standbild aus Filmrohmaterial (1980er)

All das in Betracht gezogen, würde bedeuten, daß die schwarz-weiss Fotografie, die ich aktuell als <= 1979 eingetaktet habe, gut und gerne schon aus 1977 stammen könnte. Und damit die farbige Ansichtskarte ebenfalls 2 Jahre nach unten datiert werden könnte. Kann noch jemand folgen?