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Die obere und größere der beiden Teilabbildungen der rechts abgebildeten Ansichtskarte begleitet mich
schon zu ziemlich von Anbeginn meiner Senftenberg-Sammelei. Diese Marktansicht zierte zwar nicht meine
erste eigene historische originale Ansichtskarte aber sie war ziemlich vorn dabei. In all den Jahren seitdem stellte ich eine Reihe von Inkarnationen dieses Motivs vor. Und wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das heute der 11. Auftritt der westlichen Marktseite im Jahre 1899 oder 1900. Qualitativ ist das diesmal nicht der ganz große Wurf, da haben wir (auch von der Ansicht der Krankenhauses) schon Besseres gesehen. Aufgrund der schieren Menge an unterschiedlichen Varianten kann man wohl von einem "Erfolgsmodell" sprechen. Übrigens veranlasste mich damals vor mehr als 13 Jahren ein Schriftzug auf eben jener relativ frühen Erwerbung mein Online-Projekt unter der Domain www.hundetuerkei.de zu starten. Der Absender grüßte nämlich anno 1901 seine Kegelbrüder aus der "lausigen Hundetürkei" und meinte damit Senftenberg und Umgebung. Naja das mit www.hundetuerkei.de hielt nur 4 oder 5 Wochen bis ich einsah, daß das wohl keine gute Idee war und ich auf www.gruss-aus-senftenberg.de umstieg. Aus nostalgischen Gründen habe ich die "Hundetürkei-Karte" immer noch in meiner Sammlung obwohl ich diese mittlerweile gut und gerne gegen ein besser erhaltenes und bildseitig unbeschriebenes Exemplar hätte tauschen können. |
Postkarten-Versandhaus Otto Rechnitz,
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Apropos keine gute Idee, apropos Erfolgsmodell: Hin und wieder aber nicht sehr oft werde ich gefragt, ob das was ich hier treibe eine gute Idee war oder ist, quasi ein Erfolgsmodell darstellt, das man ganz oder teilweise adaptieren sollte. Diese Fragen kommen fast ausschließlich aus Sammlerkreisen, fast nie von traditionellen Heimatforschern. Von solchen aus der näheren Umgebung schon mal gar nicht. Tja, was soll ich sagen?
Wenn man sich gerne jede Menge Arbeit aufhalsen möchte, mit seiner Zeit sowieso nichts besseres anzufangen weiß, finanzielle Kosten
ohne Aussicht auf Amortisierung nicht scheut und keinerlei Erwartungen hinsichtlich Anerkennung oder gar Dank (mehr) hat, dann kann
man es genau so machen.
Ein Großteil dieser Tätigkeiten wird für einen langjährigen Sammler nichts Ungewöhnliches darstellen denn es gehört zu seinem täglichen Geschäft. Andere Dinge dürften etwas anspruchsvoller sein da sie über das reine Sammeln hinausgehen.
In den vergangenen 15 Jahren habe ich so einige (Heimat-)Sammler kennengelernt: persönlich, virtuell oder aber nur durch stilles Beobachten. Deshalb habe ich vermutlich einen
ganz guten Überblick. Die schiere Abwesenheit vergleichbarer Projekte allein in der näheren Umgebung, die durchaus machbar wären, weil es einerseits genügend Material und andererseits auch eine Reihe von
Sammlern gibt (Ruhland, Lauchhammer, Hosena, Großräschen, Lauta, Hoyerswerda usw. usf.), sagt mir, daß nur sehr wenige "Kollegen" existieren, die mein Konzept teilweise adaptieren würden.
Von vollständig kann gar keine Rede sein! Ich kenne eigentlich nur ein einziges Beispiel wo jemand auf die gleiche Art und Weise praktizierte. Seine Internetseite ist
aber leider schon seit Jahren nicht mehr am Netz. Was zur Aufgabe führte, ist mir nicht bekannt. Vielleicht war der Macher irgendwann nicht mehr davon überzeugt, daß es ihn irgendwie
voran bringen würde. Vielleicht war es das fehlende Interesse der Allgemeinheit. Gar technische Probleme? Oder aber eine Mischung aus allem.
Fazit: ich würde es immer wieder genauso machen. Mit dem Zusatz: ich hätte viel eher damit anfangen sollen, dann wäre das Ganze möglicherweise noch erfolgreicher gewesen.
Ich hätte so vielleicht mehr "Konsumenten" und damit vielleicht auch mehr Kooperationspartner gewinnen können. Hinterher ist man immer schlauer.
Nun ist es aber so wie es ist und trotzdem wiegen die Benefits den hohen Einsatz doch halbwegs auf. Was so ein Benefit ist, ist natürlich subjektiv. Für mich zählt, daß ich durch die Art
und Weise von www.gruss-aus-senftenberg.de eine gewisse lokale Bekanntheit erlangt und damit Aufmerksamkeit auf mein Projekt gezogen habe. Mich haben Personen kontaktiert, die das so nicht
getan hätte, wenn ich nur so vor mich hin gesammelt hätte. Das Feedback - gerne auch Kritik! - führte dazu, daß ich im Laufe der Zeit einige Verbesserungen vornahm und mich darüberhinaus
inhaltlich stark entwickelte (man vergleiche "Neues 1" mit "Neues 632"!). Es entstanden insgesamt einige Partner- und sogar Freundschaften, die mich entweder einmalig mit Material versorgten
oder aber fortwährende Unterstützer sind. Aber noch einmal ganz deutlich: Heimatforschung muß heutzutage im Internet stattfinden wenn sie erfolgreich und nachhaltig sein möchte. Nur so ist es möglich, sich weiträumig zu vernetzen und Informationen und Material zu verschneiden, zu verknüpfen, ja überhaupt erst einmal zu finden. |
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Okay, genug philosophiert. Interessiert eh keinen. Deshalb zurück zum Thema...
Als ich die Fotografie rechts zum ersten Mal in der Hand hatte, hielt ich sie für die
schwarz-weiße Version eines ziemlich bekannten farbigen Motivs, das sowohl in Form
einer Einzelbildansichtskarte wie auch als Teil einer Mehrbildkarte im Umlauf war.
Nämlich dieser: Erst beim direkten Vergleich mit besagtem Stück merkte ich, daß dem ganz und gar nicht so ist. Beide Ansichten wurden vom selben Punkt aus gemacht und sind zeitlich nicht so weit auseinander. Maximal 1 Jahr würde ich einschätzen. Ich halte die farbige Ansicht für die frühere der beiden, was ich an der Höhe der Bepflanzung auf der Rasenkante sowie an der Inhaberschaft des Optikerfachgeschäftes festmache (Braekow vs. Winkler). Das Schwarz-weiß-Foto ist überdies mit Sommer 1979 sicher gedeckelt, denn Aufnahmen von den Festivitäten anläßlich des 700. Stadtjubiläums in jenem Sommer zeigen einige Veränderungen. Beispielsweise das Ladenschild "Wäschehaus" an der Hausnummer Kreuzstraße 1. Dieses sehen wir hier nicht. |
Aufnahme <= 1979
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Unter Umständen ließe sich das Datum beider Fotos sogar noch minimal nach unten korrigieren wenn weitere Vergleichsaufnahmen auftauchen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Ich kann aber jetzt schon versprechen, daß in der nächsten Zeit einige Fotos aus den 1970ern hier vorgestellt werden, die dann möglicherweise weitere Einblicke in die Chronologie des Senftenberger Marktes - oder wie dieser zu jener Zeit hieß: Platz der Freundschaft - offenbaren werden. | |
![]() Standbild aus Filmrohmaterial (1980er)
All das in Betracht gezogen, würde bedeuten, daß die schwarz-weiss Fotografie, die ich aktuell als <= 1979 eingetaktet habe, gut und gerne schon aus 1977 stammen könnte. Und damit die
farbige Ansichtskarte ebenfalls 2 Jahre nach unten datiert werden könnte. Kann noch jemand folgen? |
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