Neueres

208 207 206 205 204 203 202 201 200 199 ♦ 198 ♦ 197 196 195 194 193 192 191 190 189 188 187 186 
599  550  500  450  400  350  300  250  200  150  100  50  1  

Älteres


Senftenberg
Aufnahme <= 1932
Sammlung Matthias Gleisner
Zwei Aufnahmen vom Cafe Lammla am Markt, die beide nahezu aus derselben Position aufgenommen wurden. Während die örtlichen Differenzen marginal sind, sind die zeitlichen, wenn auch nicht sehr groß, so doch immerhin deutlich erkennbar...
Da wäre am auffälligsten der bestuhlte Außenbereich des Lokals. Der Senftenberger Anzeiger meldete Ende Juni 1932:

Aufstellung von Tischen und Stühlen vor dem Kaffee Lammla am Markt.
Dem Kaffeehausbesitzer O.Lammla ist genehmigt worden, vor seinem Haus auf dem Marktplatz einige Tische und Stühle aufzustellen, die durch Blumenkästen eingefaßt werden.

Gleichzeitig wurde in verschiedenen Berichten über die Fertigstellung einzelner Teile des neugestalteten Marktplatzes geschrieben. Eine der Neuerungen können wir auf dem rechten Exemplar ausmachen: der erhöhte Fußgängerweg parallel der südlichen Häuserfront. Dieser fehlt auf dem linken Motiv, welches somit eindeutig früheren Datums sein muß. Um nochmals auf die oben erwähnten Blumenkästen zurück zu kommen: Diese spielten nur eine Woche später eine Rolle...

Grober Unfug. Man sollte annehmen, daß heute kein vernünftiger Mensch Gefallen daran findet, seinem Mitmenschen einen Schabernack zu spielen, ihm sein Eigentum zu beschädigen. Und doch gibt es noch solche Zeitgenossen, die in der Dunkelheit, des Nachts sich solcher Rüpeleien schuldig machen. Stehen vor der Tür zum Kaffee Lammla einige Kästen mit Epheuspalier. Sie behindern keinen Menschen, stören niemand. Und doch wurden sie eines Nachts von einigen erkannten "Helden", die wahrscheinlich des Guten zuviel genossen hatten, also im Zustande geistiger Schwachheit handelten, als leicht genug befunden, um sie auf dem Markte herumzuschleppen und vor andere Türen gesetzt zu werden. Dieser grobe Unfug verdiente wahrlich einen gehörigen Denkzettel.

Senftenberg
E. Weissgärber,
Senftenberg, N.-L.
6635
Aufnahme = 1932
Sammlung Fred Förster
Verglichen mit der Jetztzeit tritt noch ein weiterer Unterschied ans Licht. Das Dachgeschoß! Selbiges fehlt nämlich heutzutage völlig, was ich schon irgendwie bemerkenswert finde. Abhanden gekommen ist es erst nach Kriegsende. Auf nachfolgendem Foto vom 1. Mai 1946 sind die drei Fenster noch vorhanden...

Maikundgebung auf dem Senftenberger Markt (1946)

Senftenberg
Nachdruck verboten
09 8171
Aufnahme <= 1910
Sammlung Norbert Jurk
Senftenberg
Verlag: G.R. Ziethe, Senftenberg.
08 64521
Aufnahme <= 1908
Sammlung Fred Förster

Wir werden wohl niemals erfahren, in welchem der vielen Tagebaue des Senftenberger Kohlenreviers die beiden obigen Aufnahmen getätigt wurden. Letztlich ist es auch nicht von Belang, denn so oder so ähnlich dürfte es in allen von ihnen ausgesehen haben. Jedenfalls solange die Braunkohleförderung derart kleinteilig und mit großem manuellen Anteil vonstatten ging. Immerhin war der Abraumtransport schon auf Zugbetrieb mittels Dampflok (keine gute Idee, da oftmals Auslöser von Tagebaubränden) umgestellt worden. Der Transport der Rohkohle erfolgte hingegen mit Kettenbahnen. Dort war zuweilen, beispielsweise an den Umlenkstationen, das Eingreifen der Bergleute erforderlich. Hierbei kam es wiederholt zu teilweise schweren Unfällen. Da konnten die einschlägigen Publikationen noch so viele Warnungen ausstoßen und Verhaltensregeln geben.

Der Niederlausitzer Braunkohlenbergmann (1926)

Einen schönen Überblick über alle Bestandteile eines Braunkohlentagebaus jener Jahre bietet die nachfolgende Grafik. Woher genau der Farbdruck stammt, kann ich derzeit nicht sagen. Ich besitze lediglich diese herausgetrennte Seite, die im übrigen einen Zusatz in Form eines semitransparenten Seidenpapiers besitzt. Hiermit ist es möglich, die in der Legende genannten und bezeichneten Areale ein- und auszublenden. Nach heutigen Maßstäben eher lachhaft, war das damals sicher eine ganz tolle Geschichte. Ich habe den Effekt digital nachgebaut... Einfach den Mauszeiger über dem Bild positionieren.

Wie gesagt: der Ursprung der Grafik liegt im Dunkeln. Ich gehe davon aus, daß sie einem Buch entnommen wurde, denn die beiden in der Legende genannten Personen Professor Dr. H. Potonié und Hugo Wolff-Maage sind keine Unbekannten.
Henry Potonié (1857 - 1913) war ein deutscher Botaniker und Paläobotaniker. Als ein führender Experte auf dem Gebiet der Kohle-Geologie und -Paläontologie verfasste er eine Reihe von Schriften, die sich mit der Flora der Vorzeit und ihre Rolle bei der Entstehung von Stein- und Braunkohle beschäftigten. Zur Illustration seiner Bücher griff er immer wieder gerne auf Fotos aus den Tagebauen unseres Reviers zurück. Aufnahmen, die den heute vorgestellten Ansichtskarten durchaus ähnlich sind. Natürlich ging es ihm dabei weniger um die Darstellung der Abbautechnik als vielmehr dem Leser vor Augen zu führen, welche Enstehungsgeschichte die Kohle durchlief und wie man diese anhand von noch erhaltenen Pflanzenresten nachweisen kann.

Illustrationen aus Potonié-Büchern, wie "Die Entstehung der Steinkohle und verwandter Bildungen" oder
"Die Steinkohle - ihr Wesen und Werden"

Hugo Wolff-Maage (1866 - 1947 ?) befaßte sich ebenfalls mit der Flora und Fauna der Urzeit indem er als Illustrator für Bücher wie "Tiere der Urwelt" oder "Das Werden des Menschen und der Kultur" in Erscheinung trat. Besondere Bekanntheit erlangte Wolff-Maage neben Genrebildern auch für seine Landschafts- und Architekturbilder. Für das Geologische Museum zu Berlin entwarf er Pflanzenzeichnungen. Eine umfassende Retrospektive seiner Zeichnungen fand bereits 1918 statt.