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Ich kann die Enttäuschung der meisten Betrachter förmlich spüren... "Schon wieder das Schloss!" 
Aber he, so schlimm ist das nun auch nicht! Erstens sind die heutigen Exemplare bis auf Weiteres die letzten Ihrer Art und zweitens sind fünf davon
komplett neu und teilweise nicht einmal so uninteressant. Let's go!
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Beginnen wir mit dem Motiv, das wir schon kennen. Und das nicht bloß einmal,
sondern wir erhalten heute die vierte Inkarnation der Abbildung. Gleichzeitig
dürften wir damit sehr nah an der Ursprungsfotografie sein. Alle anderen
Versionen bisher wurden nachcoloriert.
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Verlag: Erich Krause, Buchhandlung, Senftenberg, N.-L. Aufnahme <= 1914 Sammlung Matthias Gleisner
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Ansichtskarte Nummer 2 sticht besonders hervor! Dabei erkennt man den wichtigsten Punkt
zumeist erst, wenn man explizit darauf hingewiesen wird... Das Portal an der südlichen Front
ist (noch) zugemauert! Außerdem sind auch noch die Schornsteine der im Hof befindlichen
Gefängniszellen vorhanden. Mir ist bislang keine weitere Ansicht bekannt, auf der diese
beiden Merkmale vorhanden sind. Die Freilegung des Rundbogentores erfolgte im Jahr 1913. Zwar
fehlen konkrete Hinweise auf die diesbezüglichen Arbeiten im Senftenberger Anzeiger,
dafür gab es 1913 aber diverse Erwähnungen einer "Instandsetzung" des Schlosses, wobei der
Abriß der Gefängniszellen zur Sprache kam. Man geht allgemein davon aus, daß in diesem
Zusammenhang auch das Portal wieder geöffnet wurde.
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E 1500 12 Aufnahme <= 1913 Sammlung Ekkehard Kandler
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In die Zeit nach der Öffnung des Portals versetzt uns rechts abgebildete Ansichtskarte.
Ansonsten ähnelt das Motiv sehr stark der Abbildung zuvor. Der Fotograf wählte lediglich einen
etwas veränderten Standort bzw. spielte mit dem "Zoom". In einem späteren Jahr natürlich.
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Verlag von Br. Pulczynski, Senftenberg, Lausitz R 13419 98891 Aufnahme <= 1919 Sammlung Erika Fischer
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Verlag von Br. Pulczynski, Senftenberg, Lausitz R 14534 Aufnahme <= 1920 Sammlung Fred Förster
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Erich Krause, Papierhandlung, Senftenberg, N.-L. Aufnahme <= 1940 Sammlung Ekkehard Kandler
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Diese Perspektive hatten wir bislang überhaupt noch nicht! Wir erhalten einen Blick
auf den westlichen Flügel des Schlosses bei Hinzugabe einer Ecke des sogenannten
"Kommandantenhauses". Letzteres erfuhr wohl in seiner ganzen Geschichte eine ganze
Reihe von Umbauten. Das lässt sich allein an den beiden Ansichtskartenmotiven festhalten.
Der Standort des Fotografen ist in beiden Fällen nahezu identisch. Durch Übereinanderlegen
der beiden Aufnahmen kann man feststellen, daß hier nicht etwa angebaut wurde, sondern
daß die beiden Fenster zusätzlich eingebaut wurden. Die kleine Seitentür verschwand und
dafür kam ein Schornstein hinzu.
Eine aktuelle Aufnahme aus einer ähnlichen Position zeigt weitere Differenzen auf.
November 2015
Das Fachwerk ist nunmehr offen sichtbar und nicht überputzt wie in vergangenen Zeiten.
Auch das Dach besitzt mittlerweile ein Gaube. Wahrscheinlich kam diese erst nach dem
Zweiten Weltkrieg ins Spiel. Im März 1945 soll eine deutsche Transportmaschine vom Typ
Junkers JU-52 ("Tante Ju") direkt in das Kommandantenhaus gestürzt sein. Der Fakt an
sich ist unstrittig, da bildlich festgehalten (siehe unten). Allein über den genauen
Zeitpunkt streiten die Gelehrten, da verlässliche Angaben dazu fehlen.
März(?) 1945
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Generell sind Informationen zum Kommandantenhaus eher spärlich erhalten. Gebäude sind
an dieser Stelle ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachweisbar, ohne daß wir jedoch
Einzelheiten über deren Grundrisse erfahren. Erst Pläne von 1744/49 geben einen recht deutlichen
Überblick. In seiner heutigen Erscheinung ist das Kommandantenhaus im Ober- und Dachgeschoß
weitestgehend ein Neubau auf dem massiven Unterbau des 19./20. Jahrhunderts, in Anlehnung
an die Wiederaufbauten von 1913 bzw. nach 1945. (aus: "Historische Festungen im Mittelosten
der Bundesrepublik Deutschland" / Hans-Rudolf Neumann)
Aufnahme: Fred Förster
Der Vergleich zweier Aufnahmen, einer aus den 1970ern und einer von ca. 2000 offenbart
weitere Unterschiede, die im Zuge der Restauration Anfang der 1990er eingearbeitet
wurden. Für meinen Geschmack eindeutig ein Gewinn für das Haus.
Übrigens wurde das Kommandantenhaus 1913 renoviert und beherbergte danach eine Mietwohnung!
Bezüglich des Fotos von 1945 würde mich interessieren, was das für eine Baracke da hinten rechts
war...
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Den heutigen Abschluß bildet eine Fotografie, die von ihrer Substanz "suboptimal"
ist. Ich habe versucht, digital das Beste aus der Vorlage herauszuholen. Im Unterschied
zu den 3 anderen Ansichten mit dieser Sichtachse, die ich heute vorstelle, bewegen
wir uns hierauf zeitlich nach 1919 (der Ostflügel ist schon wieder zweigeschossig) und vor
1932 (der Aufgang ist noch immer die Erdrampe und nicht die halbbogenförmige Treppe).
Wahrscheinlich handelt es sich bei den beiden Kindern am rechten Bildrand um Schüler
des Gymnasiums, welches bis 1932 im Schloß untergebracht war.
Und damit endet bis auf Weiteres das Kapitel Senftenberger Schloß. Ich möchte dennoch
vorwarnen! Bei der geplanten Ausdehnung meines Betrachtungszeitraums bis zum Jahr 1961
kommt noch die eine oder andere Ansicht auf uns zu.

Natürlich hoffe ich auch, daß noch das eine oder andere Motiv "bis '45" auftaucht.
Derzeit habe ich aber noch keines vor meinem geistigen Auge.
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Aufnahme <= 1932 Museen OSL
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