Die Grubenpumpe.
Stets mit hoher Tourenzahl
Nehm ich Grubenwasser zum Mahl,
Ohn zu ermüden, im ständigen Laufen
Muß ich saufen.
Kann ich, um mich zu erfrischen,
Einmal etwas Luft erwischen,
Gönnt der Wärter, dieser Wicht,
Mir sie nicht.
Nein, um mich zu schikanieren,
Baut der Mensch zum kontrollieren
Mir noch Wassermesser ein,
Wie gemein!
Pump ich gut, tönt helles Klingen,
Und der Wärter kennt das Singen.
Ändere ich einmal den Ton,
Horcht er schon.
Immer muß ich Wasser schlucken,
Deshalb hab' ich meine Mucken.
Bringt man mich dann auf den Trapp,
Hau' ich ab.
Doch dann wird das Elend schlimmer,
Vorne, hinten, wo auch immer,
Werde ich dann untersucht.
Ei verflucht!
Ach mich kann nichts mehr beglücken,
Immer muss ich saugen - drücken,
Wasser, Wasser, nichts als Wasser heben -
Welch ein Leben!
von Obersteiger Baumann, Grube Marga
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Verlag der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse, N.-L. R. 16604 Aufnahme <= 1916 Sammlung Matthias Gleisner
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Das nebenstehende Gedicht, das ich im Heimatkalender für den Kreis Calau 1937 fand, ist ein
perfekter Einstieg in die heutige Thematik.
Denn es soll um die technischen Herausforderungen gehen, vor denen die Ilse Bergbau AG stand,
als sie sich 1905 entschloß, in der Elsterniederung den Tagebau "Marga" aufzuschliessen.
... Dies war ein kühnes Unternehmen; galt es doch, den Grundwasserstand der 20 Meter starken
Abraumdecke und des etwa 10 Meter mächtigen Kohlenflözes, beide mit einem annähernd 50prozentigen
Wassergehalt, so weit zu senken, daß der Abbau der Kohle ohne Gefahr vor sich gehen konnte.
Berühmte Fachleute bezweifelten, daß die neue Anlage je ein Brikett liefern würde, denn die
Kohle mußte buchstäblich aus dem Wasser geholt werden. Aber das schier Unmögliche wurde möglich
gemacht. Das Abbaugelände wurde mit einem dichten Netz von Filterbrunnen versehen, in denen sich
das Wasser ansammelte und von einem gewaltigen Pumpwerk herausgesaugt wurde. Dieses mußte anfänglich
120 Kubikmeter Wasser in der Minute heben, um den Grundwasserstand bis auf die Sohle des Kohlenflözes
zu senken. Im Notfalle konnte es diese Leistung noch verdoppeln.
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Verlag der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft m.b.H., Grube Ilse, N.-L. R. 16741 Aufnahme <= 1916 Sammlung Fred Förster
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Die erste Ansichtskarte führt uns auf den Grund des Tagebaus Marga und wir sehen wie Wasser quasi
mitten aus dem Kohlenflöz austritt und sich auf der Tagebausohle sammelt. Im Hintergrund sieht man
einen Teil der Wasserhaltung. In diesem Fall die Pumpenanlage. Hier befanden sich 14 Zentrifugalpumpen,
jede mit einer Förderleistung von 11 Kubikmeter pro Minute. An diesem Punkt wurden sämtliche Grubenwässer (
Grundwasser, Tagewasser, Niederschlagswasser) aus dem ausgedehnten Tagebau in einem Netz von sich
vereinigenden Kanälen zusammengeführt. Von dort aus wurden dann die Wassermengen über ein Rohrsystem
(Druckleitungen) in die Höhe gepumpt. Dieses Rohrsystem sieht man auf nachfolgender Abbildung besser, ebenso wie
die 14 Pumpen. Das Foto wurde offenbar während des Aufbaus gemacht, denn die Umhausung aus Wellblech fehlt
hier noch.
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