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Älteres


Senftenberg, 5. März 1902.
Am Montag Nachmittag ist der Grundstein zu der neuen Apotheke gelegt worden, deren Bau Herrn Maurermstr. Pusch hier übertragen ist. Die Abtragung der Alten Gebäude schreitet flott vorwärts und stehen nur noch die Parterre- Umfassungswände. Das neue Apotheken-Gebäude von ca. 16 Meter Front soll 4 Stockwerke erhalten und wird 20 Meter hoch werden, so daß es nach seiner Vollendung neben der neuen Schule als das stattlichste Gebäude der Stadt sich präsentieren dürfte.

Senftenberg, 30. Mai 1902.
Der Anfang März begonnene 4 stöckige Neubau der hiesigen Apotheke ist so weit fortgeschritten, daß bereits am vorigen Montag, 26. Mai, der Dachstuhl aufgesetzt und das sog. Richtfest gefeiert werden konnte.

Senftenberger Anzeiger (November 1902)
Senftenberg
2332
Verlag C.G. Grubann.
Aufnahme <= 1903
Sammlung Matthias Gleisner

Im Jahre 1828 soll die Königlich-Privilegierte Adler-Apotheke gegründet worden sein. Die nebenstehende Handskizze listet sämtliche Apotheker, die bis zu jenem Jahr die Geschäfte des Hauses führten chronologisch auf. Zumindest so wie sie dem Zeichner noch einfielen...

- Julius Kieß
- Georg Möbius
- Gustav Elias
- Wilhelm Emde
- Ernst Straßmann
- Arno Billeit

Die Zeichnung selbst ist Teil einer ganzen Reihe von Skizzen, die ein gewisser Otto Lehmann im Jahre 1936 von der Senftenberger Kernstadt anfertigte und die die bauliche Situation im Jahr 1870 darstellen sollen. Dabei lag es Lehmann weniger an größtmöglichem Realismus der Zeichnung sondern vielmehr an Details zu den jeweiligen Hausbewohnern.

Ansichtskarten-technisch bewegen wir uns heute anfänglich in den Zeiten von Gustav Elias, der 1902 das alte Gebäude abreissen und an dessen Stelle das Haus mit der vielleicht eindrucksvollsten Fassade der ganzen Stadt (insofern lag die damalige Lokalpresse gar nicht so falsch ) errichten ließ.
Nach der Fertigstellung des neuen Apothekengebäudes avancierte das Haus recht schnell zu einem beliebten Ansichtskartenmotiv und so existieren eine ganze Reihe von Produktionen, die die Apotheke im Kontext der östlichen Marktseite zeigen. Eines der ersten Exemplare dürfte dabei das Stück aus dem Jahr 1903 sein (siehe oben).
Um 1910/11 wechselte die Apotheke von Gustav Elias zu Wilhelm Emde. Die nachfolgende Fotopostkarte aus dem Hause Paul Klinke könnte entweder noch ganz knapp in die Elias-Zeit fallen oder aber bei dem Herrn links handelt es sich schon um dessen Nachfolger Wilhelm Emde.
Das Stück ist nicht gelaufen, ich takte es aber zeitlich in die anderen mir bekannten Senftenberg-Motive des Berliner Fotografen ein, und die dürften alle aus dem Jahr 1910 stammen (ich glaube nicht, daß der Fotograf mehrmals in Senftenberg war). Jedenfalls stellt die Produktion das Apotheken-Gebäude in seiner ganzen Pracht dar.

Senftenberg
Paul Klinke, Berlin N.65
Müllerstr. 30
Aufnahme <= 1910
Museen OSL
Übrigens dauerte die Inhaberschaft des Apothekers Arno Billeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Irgendwann (spätestens 1954) wurde die Einrichtung aber unter staatliche Verwaltung gestellt. Diese endete erst nach der politischen Wende in der DDR am 1. Dezember 1990 mit der Übernahme der Apotheke durch PhR Martin Gruno. Seine Tochter Maike führt seit 2005 die Familientradition an selber Stelle fort.

Doch zurück in die "gute alte Zeit"... Wilhelm Emde führte die Apotheke nur wenige Jahre. Ihn ereilte mit nur 40 Jahren im Oktober 1918 ein vergleichsweise ungewöhnlicher Tod:
Auf der Jagd erschossen, wurde der Apothekenbesitzer Wilhelm Emde zu Senftenberg. Bei der Jagd entlud sich infolge eines unglücklichen Umstandes das Gewehr und die Ladung traf den Schützen in der Weise, dass der Tod sofort eintrat.

Jedenfalls stammt die rechts abgebildete Ansichtskarte aus der Emde-Zeit. Das Ganze ist eine weitere Variante (in dezenter Prägetechnik) eines bereits bekannten Motivs und ich werde irgendwann auch noch die schwarz-weisse Fotoversion davon vorstellen.

Senftenberg

Verlag: G.R.Ziethe, Papierhandlung,
Senftenberg, N.-L.
Aufnahme <= 1914
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg