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So lautete der Titel eines vergilbten Notenblattes, welches dieser Tage beim Ordnen
der Bibliothek eines Gesangvereins zum Vorschein kam und Text und Musik obigen Liedes
enthielt. Dasselbe dürfte vielen heutigen Senftenbergern nicht bekannt sein und lassen
wir deshalb nachstehend den Text zum Abdruck gelangen:
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C.G. Grubann, Senftenberg. Hermann Seibt, Meissen. 1008 Aufnahme <= 1904 Sammlung Fred Förster
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Auf Senftenberger Bergen Da wächst ein Rebensaft,
Der Riesen macht aus Zwergen Und giebt uns Wunderkraft.
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
Vor allen seine Trauben, Ha welch ein süßer Fund!
Venedig, sollt ihr's glauben, Verdirbt sich nicht den Mund.
Lang zu! Das Füchslein hat geleckt!
Langt zu! Dieweil es schmeckt!
Thut er sich auch nicht preisen Wohl über'n Vater Rhein;
Mit Grünberg, Naumburg, Meißen Legt er die Lanze ein.
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
So mancher alte Zecher, Bekannt in diesem Fach,
Schlürft Landsmann aus dem Becher Für Franzmann allgemach.
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
Und führt er auch zu Zeiten Den Titel "Wendewein" -
Der Spaß ist herzuleiten Vom Wendenstamm allein.
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
Wie schleicht er sich so mollig In's Herz durch meinen Mund!
Mir wird so keck und drollig, Daß ich muß - lachen - und -
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
Daß ich muß Verse machen Mit wundervollem Sinn;
Daß ich muß herzlich lachen, Weil ich be - nebelt bin!
Schenkt ein! Und thut dem Weine Recht!
Schenkt ein! Er ist nicht schlecht!
Senftenberger Anzeiger (1891)
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Von Senftenbergs Weinbergen
Wer hätte das früher für möglich gehalten. Blicken wir doch mal so drei bis vier Jahrzehnte zurück. Freilich
gab es da schon Industrie, und zwar Braunkohlengruben und Brikettfabriken, allerdings im Anfangsstadium. Die
Brikettfabriken qualmten viel mehr als heute, bis nach und nach die Kinderkrankheiten in diesem Fach beseitigt
wurden. Es gab Tiefbau- und Tagebaubetrieb bei der Braunkohlengewinnung. Letztere Betriebsart nur, wenn die
Kohle fast zu Tage lag und wenn das Verhältnis der Mächtigkeit vom Deckgebirge zur Kohle günstig war. War das
Deckgebirge auch nur wenige Meter mächtiger, schritt man schon zum Tiefbau. Der Handbetrieb war eben seinerzeit
am Platze. Diese Gewinnungsart wurde in schneller Reihenfolge durch maschinellen Betrieb verdrängt, weil sich
letzterer wesentlich vorteilhafter gestaltete. Der frühere Tiefbau gilt heute durchweg als Tagebau. -
Wer kannte nicht auch Senftenberg als W e i n b e r g s t a d t ? Genau so berühmt wie Grünberg
in Schlesien. Der schöne Höhenzug von kurz vor Zschipkau bis hinter Reppist war weit und breit als Weinberg bekannt.
Dazu gehörten die Hörlitzer Flur, Meuroer Flur, Senftenberger Flur, Raunoer Flur und Reppist. - Die Hörlitzer und
Senftenberger Weinbergbesitzer haben wohl am intensivsten sich mit dem Weinbau beschäftigt. Gab es doch auch eine
Sektfabrik in den Senftenberger Weinbergen, deren Besitzer der leider so früh verstorbene Vereinsbankdirektor Paul
Jurisch gewesen ist. So mancher Gast konnte sich für M. 1,50 eine gute Flasche Sekt leisten. Für ein Liter Senftenberger
mußte man 50 - 60 Pf. anlegen. Gab es doch mehrere Ausschanklokale, wohin die Senftenberger mit ihren Familienangehörigen
und sonstigen Gästen nicht nur an Sonn- und Festtagen, sondern fast täglich hinausströmten. Zu dem guten Nachmittagskaffee,
die große Portionstasse für 10 Pf. oder einen Familienkrug für 50 Pf. gab es allerhand Gebäck, auch um das Dreifache
billiger als heute. Bei dem vorzüglichen Wein mundete eine um das große, runde Hausbackenbrot gemessene Käseschnitte
für 15 Pf. ausgezeichnet. - Am Fuße der Weinberge fand man Unmengen Erdbeeren, die große Freude der Kinder. Hierzu
traten die schönsten Obstbaumanlagen. Die große Zahl von Walnußbäumen machte zur Weihnachtszeit französische Walnüsse
entbehrlich. - Wehe demjenigen, der das Vergnügen hatte, bei einem Hörlitzer Bauern Fastnachten oder zur Kirmes als
Gast geladen zu sein. In den Kellerräumen des Gastgebers harrten seiner mehrere wohlgefüllte Weinfässer. Natürlich
mußten in dem anmutigen Dorfe Hörlitz gleichzeitig mehrere liebenswerte Gastgeber aufgesucht werden, wenn man keinen
Anstoß erregen wollte. Da an vorgenannten Stätten lediglich sechs Zehntelliter fassende Gläser präsentiert wurden,
wollen wir die nachfolgende Situation der tatsächlich auf das Beste bewirteten Gäste übergehen. Die Namen Kläuschen,
Kupsch, Richter, Lehmann, Dupka, Bartusch usw. werden vielen alten Senftenbergern unvergeßlich bleiben.
Die herrlichste Baumblüte gab es in den Weinbergen: da konnte man sich gerne die Reise nach Guben ersparen. Fand
man doch recht gute Aufnahme seinerzeit bei Gotthilf Noack bzw. Ww. Lehmann in Hörlitz Flur, bei Vater Killing,
später Josef Orschel im "Paradies" Meuroer Flur; in der Sektkelterei von Jurisch, Senftenberger Flur gab es als
Nachfolger sogar einen Herrn "Teufel", aber keinen richtigen; er war ein sehr lieber Gastgeber. Auch Gustav Hörold,
der frühere Kantinenwirt der Hörlitzer Werke, hatte in den Weinbergen ein schönes Cafe mit Weinstuben eröffnet. Auf
keinen Fall wollen wir die Totzigmühle mit ihrem Wirt Emil Seidensticker vergessen. Sehr beliebt waren die Gaststätten
von Linke, Viktoriastraße und Sprengel, Viktoriagarten. Als einziger Fleischermeister in den Bergen war Paul Just bekannt.
Natürlich gab es damals schönes Fleisch für 40 - 60 Pf. und prächtige Wurst für 60 - 80 Pf. je Pfund. Das waren doch
schönere Zeiten als heute.
Die Stadt Senftenberg zählte etwa 4000 Einwohner. Einer kannte den andern. Heute haben wir ein Senftenberg von etwa 18000
Einwohnern, die sich fast fremd gegenüberstehen. Die schönen Weinberge fielen der Industrie zum Opfer; nur ein sehr
geringer Teil der früheren Reize ist uns verblieben. Die Berge sind uns durch die aufgeschütteten Abraummassen doch
erhalten. Durch Anpflanzungen werden die heute noch kahlen Berge in einem gewissen Zeitabschnitt uns wieder einen
erhabenen Anblick bieten.
Senftenberger Anzeiger (1927) anlässlich der Landwirtschaftsausstellung vom 21. - 23. Mai
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Ausschnitt aus einem Stadtplan von 1910. Die rote Markierung zeigt den Standort des nachfolgenden Hauses
Aufnahme <= 1912 Sammlung Klaus Hauptvogel
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Mir geht es aber nicht um die Gegenwart, sondern um die "gute alte Zeit", in der Senftenberger Familien wie
die Grafs einen Weinberg ihr Eigen nennen konnten. Da sie mit ihren Bäckerein aber genug um die Ohren hatten,
wurde der Weinberg von Angestellten, einem älteren Ehepaar, bewirtschaftet. Das Paar wohnte auf dem Gelände
in einem kleinen Häuschen zur Miete und hielt den Weinberg in Ordnung. Davon zeugt die obige Fotopostkarte
auf der sowohl Teile der Grafschen Familie (namentlich Otto Graf links und Richard Graf in der Mitte) als auch
besagtes Ehepaar zu sehen sind.
Das Haus erlangte später eine vollkommen andere Bedeutung, denn nach einigen kleinen Um- und Anbauten wurde hierin
in den 1930ern ein Kindergarten für die Raunoer Kinder eingerichtet. Einige Jahre zuvor war schon die Hausnummer
von Forststraße 4 auf 12 geändert worden.
Wie obiger Text verrät, fand man einst an den Hängen im Norden nicht nur Weinstöcke, sondern auch ausgedehnte Obstplantagen.
Und auch aus deren Früchten kann man Wein machen! Dieses wiederum war die Spezialität von Otto Bilkenroth, der unter dem
Namen OBI firmierte. Zweifellos eine Bezeichnung, die sich aus den Anfangsbuchstaben seines Namens ableitete
aber gleichzeitig auch so ein bisschen auf die Verwertung von Obst abstellt. Bilkenroth betrieb zunächst
einige Jahre eine reine Obst- und Beerenkelterei in der Viktoriastraße bevor er sich entschied, seine Geschäftstätigkeit
in Richtung Gastwirtschaft auszuweiten. Die beiden nachfolgenden Ansichtskarten stammen sicherlich aus der Zeit der
Eröffnung seiner Weinstube. Die Seriennummern deuten auf das Jahr 1926 hin, was mit der Einweihung im August dieses
Jahres wunderbar zusammenpasst.
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Kindergarten
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