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Den Herrn rechts kennen wir schon vom "Wimmelbild" der Vorwoche. Max Krüger, zum damaligen Zeitpunkt
Inhaber des Senftenberger Traditionsgeschäfts "Moritz Krüger". Zwischen seinem Auftauchen auf dem Erinnerungsfoto
anläßlich des 50. Geburtstags des "Senftenberger Anzeiger" und dieser Zeitungsillustration liegen knapp fünf
Jahre. Und diese fünf Jahre waren für den Firmeninhaber durchaus ereignisreich. Das begann schon im Juli 1925 mit dem Abriß des alten Geschäftshauses am Markt 8. Während des Umbaus fand der Betrieb mehr oder weniger provisorisch an der entgegengesetzen Ecke des Marktes statt.
Senftenberger Anzeiger (1925) |
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Und dann, exakt drei Jahre nachdem Max Krüger dem 50jährigen Jubiläum des Senftenberger Anzeiger seine Aufwartung machte, feierte er selbst am 1. Juli 1928 ein halbes Jahrhundert "Moritz Krüger".
Und wie es sich für einen der konstantesten Anzeigenkunden des Blattes gehörte, gratulierte die Schriftleitung des Anzeigers mit einer entsprechenden Laudatio. Selbige
kann man in Norbert Jurks 2017er Buch nachlesen. Ich möchte hier und heute einen weitaus umfangreicheren, detaillierteren, manchmal aber recht pathetischen, Text wiedergeben, der augenscheinlich von
Max Krüger selbst stammt, mindestens aber in seinem Auftrag anlässlich des 50. Firmen-Jubiläums verfasst wurde.
1878 - 1928 |
Es war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als drüben in
Amerika jener historisch gewordene "Zug nach dem goldenen Westen"
einsetzte, jene Massenwanderung von Glückssuchern, die westwärts
zogen, wo ihrer nach märchenhaften Berichten Gold und Reichtum in
unerhörter Fülle wartete, wo sie das launenhafte Glück zu finden
hofften, das sie bisher genarrt, das Glück im goldenen Westen. Da zog zur
gleichen Zeit, durch Ozeane von ihnen getrennt, in umgekehrter Richtung
von West nach Ost, im Sommer 1878 ein Leiterwagen, hochbepackt mit
Haus- und Küchengeräten, mit Kind und Kegel, seine Straße von
Finsterwalde nach Senftenberg. Es waren auch Glückssucher, die dem
alten Heim den Rücken gekehrt und sich aufgemacht hatten, in neuer
Umgebung eine neue Heimat und neue Lebensmöglichkeiten zu finden.
Die Zukunft lag ungewiß vor dem Leiter dieses kleinen Zuges, einem
36jährigen Manne, und seiner jungen Frau Elisabeth; aber Gottvertrauen
und frohe Schaffenskraft, Ausdauer und Fleiß waren ihre Begleiter, und so
sahen sie mutig dem Neuen, Kommenden ins Auge. |
Eiserner Fleiß und größte Sparsamkeit der beiden Eheleute konnten zwar Verluste pekuniärer Art sowie einsetzende Konkurrenz nicht verhindern, schafften es aber doch, daß schon im März 1886 von Seifert das Haus am Markt gekauft werden konnte, das noch heute, wenn auch in veränderter Gestalt das Domizil der Firma Moritz Krüger geblieben ist. Senftenberger Anzeiger (1886) |
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Dies war die erste Stufe auf der Leiter des Erfolges! Aber es gab kein Ausruhen und Müdewerden für die Beiden. Acht Kinder wurden ihnen im Laufe der Zeit geboren und da hieß es doppelt sorgen und schaffen, um aus ihnen tüchtige, rechtschaffende Menschen zu machen. Krankheit und Sorge blieben nicht aus. Zwei Kinder nahm der Tod hinweg und auch der älteste Sohn Moritz, der Stammhalter und Erbe des Geschäfts, starb im November 1890. Diese Verluste waren schwarze Meilensteine auf dem Weg zur Höhe, zum Erfolg, den das Geschäft nahm. Der nie rastende, außergewöhnliche Fleiß der Mutter Elisabeth, die Solidität und Ehrenhaftigkeit des Vaters als Mensch und Kaufmann und die emsige Hilfe der heranwachsenden Kinder brachten dem Geschäft eine blühende Zeit und schuf ein gesichertes und solides Fundament, das schon einen Sturm überdauern konnte! Das erste große Schaufenster zeigte den Senftenbergern, daß die Firma Moritz Krüger mit der neuen Zeit und ihren Anforderungen Schritt hielt und sich ihr anpaßte. Die vier fleißigen und geschickten Töchter, Mariechen, Anna, Frieda und Martha, deren Hilfe fremdes Personal ersparte, waren von früh bis spät im Geschäft tätig. Der heranwachsende Sohn Max, das jüngste Kind und nunmehrige Träger des Namens und Erbe der Firma, nahm mit vierzehn Jahren den Wanderstab in die Hand, um sich in der Fremde neues Wissen und neue Kenntnisse in seinem Fach anzueignen. Er war 3 ¾ Jahre in Döbeln und kurze Zeit in Spremberg, als er nach Hause gerufen wurde, da Krankheit des Vaters seine Hilfe im heimatlichen Geschäft erforderte. Inzwischen waren die Töchter ins heiratsfähige Alter gekommen, und auch in dieser Beziehung war Mutter Elisabeth vom Glück begünstigt. Sie hat ohne Mühe und Not – im Gegensatz zu anderen Müttern mit vier Töchtern - alle "an den Mann gebracht" und was noch mehr sagen will, an gute und tüchtige Männer! |
Als Erste war es Annchen, die am 9. April 1894 das elterliche Haus verließ und ihrem
Fritz Kose als Ehefrau folgte, dem sie im Laufe der Jahre 5 Kinder schenkte. Mariechen
feierte am 11. März 1895 ihre Hochzeit mit Arthur Haase. Sie zogen nach Ruhland, wo
ihnen am 23. März des folgenden Jahres ein Töchterchen geboren wurde, das das einzige
Kind bleiben sollte. Am 11. April 1901 heiratete Friedchen ihren Fritz Loh, aus deren
Ehe 2 Jungen hervorgingen. Leider machte der am 28. Februar 1914 erfolgte Tod ihres
Mannes sie zur Witwe, aber sie fand ein neues Glück an der Seite von Albert Bräsemann,
mit dem sie am 12. März 1917 getraut wurde.
"Er war ein Mann, nehmt alles nur in allem". |
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Doch unbekümmert um Leben und Tod geht das Schicksal seinen Gang
und die Lebenden haben recht! Drei Jahre nach dem Tode des Vaters
verließ auch die letzte Tochter Marthel am 14. September 1908 das
Heimathaus und vermählte sich mit Ernst Schneider aus Särchen, dem
sie 3 Kinder schenkte. – Mutter und Sohn führten im Sinne des
väterlichen Gründers das Geschäft weiter, dem das Glück auch unter
der neuen Aegide treu blieb. Es war nun an der Zeit für Max, sich
unter den Töchtern des Landes nach einer Lebensgefährtin umzusehen.
Da und dort, wo er auch Ausschau hielt, es war immer nicht das Richtige.
Doch wozu in die Ferne schweifen, sieh das Gute lag so nah! Wenige
Häuser vom väterlichen Geschäft wartete schon die vom Schicksal bestimmte
Frau und auch der Schüchternste findet den Mut die entscheidende Antwort
zu begehren, die, wie bei einem solchen Glücksvogel nicht anders zu
erwarten, auch günstig ausfiel. Am 10. Juli 1911 heiratete er seine
Margarethe geb. Schmidt, nachdem er am 1. April 1911 die alleinige
Leitung des väterlichen Geschäftes übernommen hatte. |
Wie es zu allen Zeiten und Orten immer gewesen ist und immer bleiben
wird, wenn eine junge Kraft der müden Hand das Steuer aus der Hand nimmt,
um mit schwellenden Segeln neuen Kurs aufzunehmen, so war es auch hier!
Die neue Zeit verlangte gebieterisch, wollte das alte Haus sich auf der
Höhe behaupten, Anpassung und Modernisierung. Das junge Paar griff mit
frischer Tatkraft in die Speichen des Geschäftsganges und brachte das
Schifflein wieder ein gut Stück vorwärts. Eine Erbe und Stammhalter,
Heinz, machte ihr Glück zu einem vollkommenen. Der Weltkrieg, der auch
Max Krüger zur Fahne rief, überließ vier lange, schwere, harte Jahre
alle Nöte und Sorgen des Geschäftes der jungen Frag Margarethe, die
bewundernswert allen Widrigkeiten und Schwierigkeiten der Kriegszeit
standhielt. Und das Schicksal meinte es abermals gut mit ihnen; es ließ
den Mann und Vater gesund aus dem Felde heimkehren. Da war es, als ob
sich alle während der Kriegsjahre draußen aufgespeicherte geschäftstüchtige
Kraft und Energie entladen wollte, mit solchem Eifer ging es ans
Neugestalten und Umorganisieren des Geschäfts. Das alte Haus entsprach
nicht mehr den Anforderungen der neuen Zeit und der Ausdehnung, die die
Firma genommen hatte. Kurzerhand wurde es am 7. Juli 1925 abgerissen und
wie ein Phönix aus der Asche erhob sich wenige Monate später ein neues
Geschäftshaus an seiner Stelle, dessen vornehm-einfaches Äußere mit der
modern-geschmackvollen Innenarchitektur wetteifert und das in Senftenberg
als Geschäftshaus noch heute einzig dasteht. Am 30. November 1925 wurde
es bezogen und das sonst so treulose Glück ist auch über die neue Schwelle
des Hauses getreten, weil die Grundlagen zu diesem Glück: Gottvertrauen,
frohe Schaffenskraft, Sparsamkeit und Solidität als Tradition der Firma
Moritz Krüger fortbestehen, einer Tradition, die verlangt: |
Aber selbst mit dem diesjährigen 140. Firmenjubiläum ist man immer noch nicht das älteste Familiengeschäft Senftenbergs. Diesen Titel beansprucht weiterhin die Firma Dommaschk, die seit 1869 an der Adresse Markt 12 beheimatet ist.