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Von Goldmann zu den Schwestern Goldemann... es geht weiter mit den Pretiosen!
In einem sehr ähnlichen Gewerbe wie Max Goldmann und Frau in der Kreuzstraße, waren auch die
beiden Schwestern Clara (geb. 1873) und Rosalie (geb. 1879) Goldemann tätig. Sie eröffneten Ende September 1908 ein Putzgeschäft
in der Senftenberger Bahnhofstraße 28.
Senftenberger Anzeiger (September 1908)
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Aufnahme <= 1914 Sammlung Erika Fischer
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Und genau dieses Geschäft sehen wir neben dem Laden von Theodor Caplick, dem auch das Haus Bahnhofstraße 28 gehörte,
auf der links abgebildeten Fotopostkarte.
Die beiden Schwestern kamen wahrscheinlich erst als junge Frauen nach Senftenberg. Clara starb im März 1920 und wurde
auf dem jüdischen Friedhof in Cottbus beerdigt. Aufgrund der jüdischen Abstammung der Goldemann-Schwestern rückte zumindest
das weitere Schicksal von Rosalie Goldemann in den Fokus der sogenannten "Stolpersteine-Bewegung". Diese Initiative erforscht das
Leben von Personen, die zu Zeiten des Nationalsozialismus vertrieben oder ermordet wurden und gedenkt dieser Menschen
durch das Verlegen einer kleinen Messingtafel vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort. Natürlich nur soweit dies heute
noch möglich ist.
Der Gedenkstein für Rosalie Goldemann wurde am 22. März 2011 vor dem Haus Bahnhofstraße 22 verlegt, wo sich der Wohn- und
Geschäftsort der Schwestern ab ca. 1916/1917 befand. Auf der Messingplatte ist neben ihrem Geburtsjahr auch das Jahr 1940 (konkret wohl
der 12.02.1940) als Zeitpunkt ihrer Deportation von Stettin nach Belzyce vermerkt. Über die Umstände warum, wie und wann Rosalie Goldemann
Senftenberg verließ, gibt es derzeit keine gesicherten Erkenntnisse. Geht man nach den Senftenberger Einwohnerbüchern, so taucht 1929
hierin letztmals der Name von Rosalie Goldemann auf. Im September des selben Jahres ließ sich an der Adresse Bahnhofstraße 22 eine
Zweigstelle des Cottbuser Wäschehauses "Kantzler" nieder.
Ich vermute, daß Frau Goldemann zu diesem Zeitpunkt die Geschäfte und wahrscheinlich auch ihren Wohnsitz in Senftenberg aufgab
und möglicherweise wieder in die Gegend verzog, aus der sie damals mit ihrer Schwester nach Senftenberg kam. Insofern ist die Verlegung
ihres Stolpersteins in Senftenberg wohl nicht "regelgerecht", da ihr Wegzug von hier aller Wahrscheinlichkeit nach nichts mit
dem (aufkommenden) Nationalsozialismus zu tun hatte.
Nichstdestotrotz halte ich es für wichtig, einen Blick auf das Schicksal eines langjährigen jüdischen Einwohners der Stadt zu werfen
und irgendwie in Erinnerung zu behalten.
Was nach der Deportation in das jüdische Ghetto Belzyce mit Rosalie Goldemann geschah, konnte bisher ebenfalls nicht in Erfahrung gebracht werden.
Am 22. Mai 1942 wurde das Ghetto aufgelöst. Die Juden wurden in andere Zwangsarbeits- oder Vernichtungslager gebracht. Rosalie Goldemann
war zu diesem Zeitpunkt 62 Jahre alt...
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Aufnahme <= 1927 Sammlung Matthias Gleisner
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In der Töpferstraße 9, so erfahren wir durch nebenstehende
Fotopostkarte, befand sich dereinst der Geschäftsbetrieb
des Ofensetzmeisters Karl Kilian. Es handelte sich dabei
offenbar mehr um so eine Art Hinterhofgeschäft und nicht
um einen Laden mit Schaufenster. So etwas gab die Architektur
des Hauses nämlich nicht her. Zu der Zeit, in der die
Aufnahme entstand, befand sich im Haus auch die Wohnung
der Hebamme Frieda Träder. Dies können wir ebenfalls einer
entsprechenden Tafel an der Hauswand entnehmen. Laut Senftenberger
Einwohnerbuch bewegen wir uns damit nach 1922 und vor
1927.
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Aufnahme <= 19?? Sammlung Matthias Gleisner
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Das kleinformatige Foto links wurde ebenfalls vor dem Haus Töpferstraße 9 aufgenommen. Jedoch aus der entgegengesetzten
Richtung. Wie man annehmen darf, war hierbei die Ablichtung des (neuen?) Autos der Beweggrund. Vom Haus selbst ist relativ
wenig zu erkennen. Nur dem Zufall, daß beide Stücke, die Postkarte und dieses Foto, gemeinsam auftauchten, ist es
zu verdanken, daß das Bild wieder in Senftenberg ist. Der Verlust wäre jetzt aber auch nicht so groß gewesen, da wir
wenig bis keinen Erkenntniszuwachs haben.
Das Foto kann frühestens im Jahr 1931 gemacht worden sein, denn bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Opel 1,2 Liter.
Dieser Typ, der Nachfolger des Opel 4/12 PS ("Laubfrosch"), wurde von Juli 1931 bis September 1935 produziert. Drei verschiedene
Karosserieaufbauten waren erhältlich. Limousine, Cabriolimousine und Cabriolet. Wir haben es hier mit der Limousine zu tun.
Wer der Herr war, der da lässig am Wagen lehnt ist noch unklarer als das Entstehungsjahr der Fotografie.
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