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Gibt man bei Google einmal die Begriffe "Einkaufen" und "Sedlitz" ein dann ist die Trefferquote doch schon sehr übersichtlich. Es gibt ein Küchenstudio und einen
"Feuerwerkshop". Beides nicht gerade das, was man jeden Tag benötigt. Getränke und Waren des täglichen Bedarfs erhält man in einem einzigen Einkaufsmarkt.
Zumindest war dies vor einigen Jahren so. Auch eine Fleischerei soll sich in Sedlitz befinden. Wenn ich dann und wann recherchetechnisch in Sedlitz unterwegs bin, passiert dies zumeist am Wochenende. Auch gelegentliche Fahrradtouren bei denen ich den Ort durchquere und bei denen ich öfters in der sehr empfehlenswerten Cafe-Scheune Am Mühlenhof einkehre, finden in der Regel an Wochenenden oder Feiertagen statt. Bei diesen Gelegenheiten präsentiert sich mir Sedlitz wie ausgestorben. Ich vermute, daß das auch wochentags nicht wesentlich anders ist. Besagtes Cafe ist ausschließlich an Wochenenden geöffnet und das auch nur zwischen April und September. Kurz gesagt, wer in Sedlitz etwas braucht, der macht sich auf den Weg nach Senftenberg. Hier gibt es wenigstens noch ein paar Fachgeschäfte und eine ausreichende Anzahl von Discountern. Auch das eine oder andere Restaurant Senftenbergs ist empfehlenswert. Die Auswahl wird aber auch hier tendenziell immer dünner. Ohne Auto ist man in Sedlitz also ziemlich aufgeschmissen. Es gibt zwar eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr aber Großeinkäufe bewältigt man damit doch eher selten. Auch vor hundert Jahren wird der Sedlitzer zum Einkauf spezieller Waren in das nahegelegene Senftenberg gelaufen oder gefahren sein. Für den täglichen Bedarf existierten in dem Dorf darüber hinaus eine ganze Reihe von Geschäften. Man nehme sich nur einmal die Ortschronik von Lothar Winkler ("Sedlitz - Geschichte und Geschichten" - 2004) oder die der Sedlitzer Chronikgruppe ("Sedlitz - Geschichte unseres Heimatdorfes" - 2014) zur Hand. Darin werden eine ganze Reihe der unterschiedlichsten Gewerbebetriebe aufgelistet, die einstmals in Sedlitz beheimatet waren und die Einwohner des Dorfes mit (nicht nur) dem Nötigsten versorgten. An einige dieser Betriebe soll heute anhand historischer Fotografien erinnert werden. Die Informationslage hierzu ist relativ begrenzt und beschränkt sich im wesentlichen auf die beiden oben genannten Veröffentlichungen. Selbige beinhalten übrigens Bildmaterial, welches ich noch dringend suche. Da sich die Sedlitzer jedoch ziemlich unkooperativ zeigen, was eine Zusammenarbeit hinsichtlich der Aufarbeitung der Historie ihres Dorfes betrifft, rechne ich mir keine großen Chancen aus, jenes Bildmaterial (vor allem in Form eines Originals) aus dieser Richtung zugearbeitet zu bekommen. |
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Die erste Fotopostkarte führt uns in die (damalige) Hauptstraße 8. Wir sehen ein Gebäude, welches im Sprachgebrauch
der Sedlitzer als "Rumschens Hof" bezeichnet wurde. Eine Erklärung für diese Namensgebung erfolgte in
oben erwähnten Publikationen nicht, oder ich habe sie überlesen. Anzunehmen ist, daß das Gehöft einst einer
Familie Rumsch gehörte. Komischerweise findet sich in dem vom Sedlitzer Heimatforscher August Lukas erstellten
"chronologischen Verzeichnis der alteingesessenen Familien in Sedlitz" kein solcher Name. Auch kein ähnlicher. Das abgebildete Gebäude befand sich an der Südseite des Dorfangers. Die folgende Abbildung stellt das Ganze in einem etwas größeren Zusammenhang dar, womit die Verortung etwas erleichtert wird.
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Ansichtspostk.-Fabr. u. Photo-Kunstanst. K.W. Peter, Bautzen.
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Die zusätzliche Grafik stellt das Haus zu einem etwas späteren Zeitpunkt dar. Hermann Müller, ein Bäcker, ist auf beiden Ansichten erkennbar. Auf der Fotopostkarte fehlen jedoch noch die Ladenschilder von Marie Danke links und mittig das des Frisörs Eugen Mießler. Zumindest den Frisör (keine Ahnung ob Mießler oder ein Vorgänger) kann man in Person des weißbejackten Mannes auf der Postkarte ausmachen. Das Geschäftshaus beherbergte später und bis zu seiner Zerstörung im Jahre 1945 wechselnde Läden. Eine Konstante war das Frisörgeschäft. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte es Martin Sztehlo. In Neumanns Bäckerei befand sich später unter anderem das Geschäft für Schreib- und Tabakwaren von Wilhelm Linke oder auch die Klempnerei von Curt Hofmann. Wie geschrieben, als die Russen 1945 in Richtung Senftenberg vorrückten, geriet auch Sedlitz unter Beschuß. Unter den dabei zerstörten 15 Gebäuden des Dorfes gehörte auch "Rumschens Hof" sowie der direkt rechts angrenzende Zahn'sche Gasthof. |
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Ebenfalls 1945 zerstört wurde die Fleischerei von Reinhold Warschke. Das Haus, so wie wir es
auf nebenstehender Fotopostkarte sehen, befand sich an der Kreuzung Schulstraße/Mittelstraße/Hauptstraße.
Das Haus wurde später wieder aufgebaut und bis zum Anfang der 1980er Jahre blieb der Vertrieb von
Fleisch- und Wurstwaren in der Hand der Familie Warschke. Das Foto führt uns in die Anfangszeit des Betriebs. Es gibt einen Hinweis, daß Mitte 1910 Das in Sedlitz bei Senftenberg gel., vor 12 Jahren erbaute Fleischerei-Grundstück (einz. im gr. Kirchdorfe) mit drei Morgen Kohlenacker, kl. Garten u. Stallungen zu verkaufen gewesen war. Interpretiert man das einz. im Sinne von einziges Fleischerei-Grundstück, dann kann es sich meiner Meinung nach nur um dieses Haus handeln. Unterstützung erfährt meine Theorie durch das Einwohnerbuch für Sedlitz von 1914. Darin wird neben Warschke kein weiterer Fleischer gelistet. Man kann also davon ausgehen, daß Warschke das Kaufangebot nach Mitte 1910 wahrnahm und sich in der Schulstraße 1 niederließ, um nachfolgend die Dorfbewohner mit feinen Fleisch- und Wurstwaren zu versorgen. Eine konkrete Anzeige zur Geschäftsübernahme konnte ich bislang leider nicht finden. |
Ansichtspostk.-Fabr. u. Photo-Kunstanst. K.W. Peter, Bautzen.
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Zugegeben, die letzte Fotopostkarte für heute erweckt nicht unbedingt den Verdacht, daß es
sich um ein Geschäftshaus handelt. Und überhaupt, ohne den handschriftlichen Vermerk auf der Rückseite
würde man das Haus wohl sicher nicht in Sedlitz verorten. Und doch haben wir es hier mit
beidem zu tun. Erstens einem Sedlitzer Gebäude, in dem zweitens früher ein Geschäft betrieben wurde.
Das Haus selbst sieht heute noch sehr ähnlich aus, davon habe ich mich selbst überzeugt. Damals wie heute, gehörte das Gehöft der Familie Wotscheg. Friedrich-Wilhelm Wotscheg betrieb hier ein Molkereigeschäft. Von den Bauern wurde die Milch in Kannen zunächst zur Molkerei nach Senftenberg geliefert und dort verarbeitet. Von dort bezogen Wotschegs dann die Molkereiprodukte (Mager- und Vollmilch, Buttermilch, Butter und Käse). Das Geschäft existierte bis 1952. Mit dem Pferdefuhrwerk wurden Molkereiprodukte bis nach Anna-Mathilde geliefert. (Quelle: Lothar Winkler)
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Aufnahme <= 19??
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