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Meiner Meinung nach kamen Senftenbergs Baulichkeiten vergleichsweise wenig beschadet über die letzten Tage des
Zweiten Weltkriegs. Soweit mir bekannt ist, wurden nur wenige Gebäude durch direkte Kriegseinwirkung in Mitleidenschaft
gezogen. Einige Häuser fielen wohl erst etwas später marodierenden ehemaligen Kriegsgefangenen zum Opfer. Wir verfügen auch über sehr wenig Fotomaterial, das die Zerstörungen innerhalb des Stadtgebietes zumindest erahnen lässt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wurden folgende Häuser derart beschädigt, so daß sie später größtenteils abgerissen werden mussten: Deutsche Kirche, Cafe Kuhnt in der Engen Bahnhofstraße, Kaufhaus Ihling (vormals Nathan Klein) in der Bahnhofstraße, Flemming in der Bahnhofstraße (heute "Post-Parkplatz"), Schützenhaus, Vereinsbank in der Bahnhofstraße (hier bin ich mir aber nicht sicher), Kaufhaus Lukasch in der Calauer Straße, ein Teil der Pfännerschaft (Glashütte) und natürlich der "Stadtkeller" an der Nordseite des Neumarktes. |
Aufnahme <= 1959
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Dessen Überreste sehen wir auf der rechts abgebildeten Fotografie. Von dem einstmals riesigen "Kasten" ist zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr viel übrig.
Ich gehe davon aus, daß das Foto nicht unmittelbar nach Kriegsende sondern eine geraume Zeit später gemacht worden ist. Die zugemauerten Fensterhöhlen deuten darauf hin, daß
man die Ruine wohl sichern wollte, damit kleine Kinder nicht darin eindringen und zu Schaden kommen können. Das Zumauern finde ich schon wieder bemerkenswert, da die
Ruine des "Stadtkellers" unter anderem auch als "Ziegelsteinspender" für das neu zu erbauende Freibad herhalten sollte und wahrscheinlich auch hielt. Insofern erscheint diese
Aktion vielleicht etwas widersinnig. Wann die Ruine vollends verschwand, kann ich aktuell nicht sagen. Das <= 1959 ist meines Erachtens sehr hoch gegriffen. An der Front kann man übrigens noch den Namen erahnen, den das Etablissement zum Schluß trug: Manolita. Der hintere Teil des Gebäudes beherbergte über viele Jahre ein Kino unter dem Namen Capitol. Die ursprüngliche Bezeichnung (Zum) Stadtkeller hielt sich zumindest unter der Senftenberger Bevölkerung bis zum traurigen Ende. Es folgen zwei Ansichtskarten aus der ersten Hochphase des Hauses. Hochphase deshalb, weil es über die Zeit so die eine oder andere Durststrecke unter den wechselnden Betreibern des Stadtkellers gab. Zeitweilig stand der Betrieb auch mal ganz ohne Besitzer da und war sogar als Standort des Senftenberger Arbeitsamtes im Gespräch. Die beiden Stücke führen uns zeitlich in die Inhaberschaft von Carl Wolf. Und in diesem Fall sollte man sogar von "Blütezeit" sprechen, denn nachdem was ich ermitteln konnte, war jener Carl Wolf der erste Betreiber des Lokals. Dies entnehme ich der Eröffnungsanzeige aus dem Oktober 1902. Demnach stand zuvor an dieser Stelle, wenn überhaupt, ein anderes Gebäude...
Senftenberger Anzeiger (1902)
Das linke Stück kam ursprünglich im Tandem mit einer weiteren Zweibildkarte, die andere Ansichten vom Äußeren und aus dem Saal präsentiert. Beim rechten Exemplar sind dem Colorateur für meinen Geschmack die Pferde hinsichtlich der roten Farbe durchgegangen. Wolf führte knapp 6 Jahre lang erfolgreich die Geschicke des Hauses, bevor er es im Frühsommer 1908 in andere Hände übergab. |
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