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Geht es nur mir so? Früher war nicht nur mehr Lametta. Nein, auch der Postverkehr zum Jahresende war stärker durch schriftliche Grüße
und Wünsche zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel geprägt als heute. Ich erinnere mich noch an zahlreiche Glückwunschkarten, die man mit
lieben Grüßen an Verwandte und Bekannte versah und dann im Bündel in den nächsten Briefkasten versenkte. Zu DDR-Zeiten waren diese Glückwunschkarten
(wir hatten ja nichts) nicht selten auch Eigenkreationen, mit denen man die Kinder schulte, Tannenzweige und leuchtende Kerzen (perspektivisch!!!) auf
ein Stück Zeichenkarton zu verewigen um der Oma oder der Tante im Westen einen "Gruß aus der Zone" zu senden. Natürlich in Erwartung mindestens einen
eben solchen zurückzuerhalten (mit einer schönen Briefmarke der Deutschen Bundespost). Besser noch mit einem West-Paket hinten dran. Und tatsächlich wurden die schreibfreudigen Familien meistens ebenso mit postalischen Jahresendgrüßen bedacht. Lang, lang ist's her. Noch gar nicht so lange her ist es, daß man selbst Post von Handwerkern, Einzelhandelsgeschäften, Apotheken, Versicherungsvertretern, Banken, Reisebüros und was auch immer bekam, denen man übers Jahr genügend Geld hinterhergeschmissen hatte. Und obwohl die beste Ehefrau von allen wiederum 12 Monate die eine oder andere Boutique oder das Kosmetikstudio ihres Vertrauens finanziell in nicht unbeträchtlichem Maße unterstützt hatte... kein Gruß, keine Wünsche für eine "weitere gute Zusammenarbeit". Nichts! Wahrscheinlich hat sich mittlerweile herumgesprochen, daß solche Post nach kurzem Überfliegen ohnehin im "Rundordner", sprich dem Papierkorb, landet. Ergo: vergebliche Mühe, gar Verschwendung von Ressourcen. Gefühlt haben sogar die vergleichsweise kostenneutralen Emails mit den entsprechenden Glückwünschen einen zahlenmäßigen Tiefpunkt erreicht. Aber vielleicht geht das auch nur mir so. Naja, wer selbst wenig bis keine Grüße sendet (das Weiterleiten von irgendwelchen Videos oder animierten Gifs via WhatsApp und Co. liegt mir nun einmal überhaupt nicht) muß sich darüber aber auch nicht wundern.
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Aus Zeiten, in denen die Firmen noch Stil hatten und hin und wieder auch vom Schema "Glücksschwein und
Kleeblatt" auf der Grußkarte abwichen, stammt das rechts abgebildete Stück. Hierauf wird bildlich ein direkter Bezug auf den Versender der Neujahrsgrüße genommen. Etwas das wahrscheinlich auch damals schon eher die Ausnahme als die Regel war. Solche Stücke sind natürlich für Heimtforscher die weitaus interessanteren Vertreter der Zunft. Wobei sich in vorliegendem Fall bildseitig für den Nichteingeweihten kein Bezug zu Senftenberg erschliesst. Der tut sich halbwegs durch die Verlegerangaben aber spätestens durch die auf der bildabgewandten Seite abgedruckte Anschrift des Absenders auf:
Senftenberg/Laus. Güterbahnhofstr. Fernr. 293 u. 279 Die Firma "Gebr. Zimmermann" residierte in der Senftenberger Güterbahnhofstraße 27 ab Mitte 1918. Im Januar des selben Jahres wurde das Unternehmen als oHG registriert. Eine Kooperation zwischen den Brüdern Ewald und Paul Zimmermann. Ersterer führte die ursprünglich in Hörlitz-Flur beheimatete Firma als Einzelunternehmen bereits seit 1908. Die "Zimmermänner" waren nicht die einzige Firma, die sich auf dem Gebiet der Tiefbohrungen in und um Senftenberg verlustierten, aber sie waren eine der beständigsten. 1925 kehrten sie sitztechnisch teilweise auch nach Hörlitz zurück ohne jedoch die Geschäftsadresse in der Güterbahnhofstraße aufzufgeben. |
Günther Heydecke, Senftenberg / Laus.
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Einige Anhaltspunkte dafür womit sich das Unternehmen beschäftigte, vermittelt die obige Anzeige aus dem Jahr 1937. Bei welcher konkreten Aktivität die Beschäftigten der Firma auf dem Foto rechts eingefangen wurden, kann man nur mutmaßen. Immerhin muß es wichtig gewesen sein denn man verwewigte den exakten Tag des Rohreinbaus, den 24. August 1930. Zwei junge Mädchen, dem Anschein nach Geschwister, wenn nicht sogar Zwillinge, durften jedenfalls Augenzeuge der Aktion werden.
Noch 1947, in einem Firmen-Verzeichnis, werden die "Gebr. Zimmermann" in der Güterbahnhofstraße gelistet. Ob das Unternehmen
zu diesem Zeitpunkt noch unter den Firmengründern lief, ist fraglich. Ich würde behaupten, wir erkennen die beiden Brüder
auf der Grußkarte ganz oben in den Personen, die sich unglaublich ähnlich sehen. |
Aufnahme 08.1930
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Übrigens: im Kaufmannsladen, den mein erster Enkel in diesem Jahr zu Weihnachten erhielt, kostet alles jeweils nur 4 Euro. Egal was.
Bei den Gebrüder Zimmermann gab es immer 100 Mark... Zur Feier des Tages, wünsche ich allen, die in der nächsten Zeit hier vorbei kommen, ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2023. Ich für meinen Teil werde in Anlehnung an die Gebrüder Zimmermann in diesem Jahr weiter bohren, um noch ein wenig Material ans Tageslicht zu fördern. Immerhin sollen ja die verbleibenden 55 Neues-Seiten noch irgendwie gefüllt werden. Vielleichr rafft sich ja der Eine oder Andere noch auf, seinerseits in seinen Beständen zu schürfen, um das Vorhaben erfolgreich und geordnet zum Abschluß zu bringen. Oder gar eine wie auch immer geartete Fortsetzung zu unterstützen. Wer weiß? In diesem Sinne : "Glück auf" zum neuen Jahr |
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